Im Zusammenhang mit dem schottischen Zensus hat die Humanistische Gesellschaft Schottlands nicht nur die Menschen aufgerufen, die Fragen zur Religion ehrlich zu beantworten, um Kirchenprivilegien abbauen zu können, sondern auch eine eigene Befragung dazu durchführen lassen. Demnach bezeichnen sich nur noch 33 Prozent der Schott*innen als christlich. 2011 waren es noch 53 Prozent.
Vor dem Zensus Schottlands am 20. März hatte die Humanist Society Scotland (die "Humanistische Gesellschaft Schottlands") dazu aufgerufen, die Fragen zu Religion ehrlich zu beantworten. Eine sinkende Popularität des Christentums könnte dazu beitragen, die Gesellschaft gerechter zu machen. Dazu nennt die Gesellschaft einige Beispiele ungerechter Gegebenheiten, die sich nur durch eine hohe Anzahl christlicher Menschen halten kann. Diese Beispiele umfassen verpflichtende Gebete in Schulen, die Reservierung von Plätzen für Religionsvertreter*innen in Bildungsgremien, die Vergabe von Aufträgen an religiöse Organisationen, die nicht-religiöse oder zu LGBTQIA+ gehörende Personen diskriminieren, den Erhalt von 26 Bischöfen, die im House of Lords abstimmen dürfen und weitere.
Vom 24. bis 28. Februar ließ die schottische humanistische Gesellschaft zudem das britische Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov 1.002 Erwachsene über 18 Jahren zu ihrer religiösen Identität befragen. Mit 65 Prozent gaben die meisten Menschen an, keiner Religion anzugehören. 19 Prozent teilten mit zur Church of Scotland zu gehören, acht Prozent römisch-katholisch zu sein und weitere sechs Prozent erklärten, anderen christlichen Gruppen anzugehören. Ein Prozent der Befragten gab jeweils an jüdisch, muslimisch oder pagan zu sein. Fünf Prozent der Befragten wollten sich nicht dazu äußern, ob sie einer Religion angehörten oder nicht.
Bei den Religionsfreien war der Anteil der Männer mit 58 Prozent höher als der der Frauen mit 53 Prozent. Bezogen auf die Altersklassen gaben vor allem die 25- bis 34-Jährigen an, keiner Religion anzugehören. Bei den über 55-Jährigen lag der Anteil der religionsfreien Befragten nur bei 42 Prozent.
Vergleicht man diese Daten mit den Ergebnissen des Zensus von 2011, fällt auf, dass die Anzahl derer, die sich als christlich bezeichnen, deutlich gefallen ist. Gaben 2011 noch 53 Prozent an christlich zu sein, sind es in der YouGov-Umfrage von 2022 nur noch 33 Prozent. Erstaunlich ist, dass 75 Prozent mitteilten, nicht religiös zu sein. Das lässt sich damit erklären, dass eine als Baby erfolgte Taufe erwachsene Menschen trotzdem nicht in die Kirchen treibt. Die YouGov-Befragung zeigt zudem auf, dass nur 28 Prozent der Christ*innen an Jesus als reale Person, die gestorben und auferstanden ist, glauben.
Mit Spannung werden die Ergebnisse und vielleicht auch daraus entstehende Konsequenzen des schottischen Zensus zur Religiosität erwartet.