IHEU veröffentlicht "Freedom of Thought Report" 2018

Ein Ranking des Unrechts

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Noch immer werden Atheisten und Säkulare in aller Welt verfolgt und diskriminiert. In zwölf Ländern gibt es sogar die Todesstrafe für "Gotteslästerung". Diese düstere Bilanz zieht die Internationale Humanistische und Ethische Union (Internatinal Humanist and Ethical Union, IHEU) in ihrem "Freedom of Thought Report" 2018, der jetzt auf der UN-Vollversammlung in New York vorgestellt wurde.

Der Freedom of Thought Report erscheint in diesem Jahr zum siebten Mal. Er listet erstmals in Form eines Rankings von 196 Staaten auf, wie stark Atheisten und Säkulare dort jeweils diskriminiert und bedroht werden. Berücksichtigt werden die Gebiete Verfassung und Regierung, Bildung, Erziehung und Kinderrechte, Gesellschaft und Familie sowie Meinungsfreiheit und humanistische Werte.

Seit dem ersten Report 2012 hat sich die Situation für Religionskritiker gerade in den Ländern drastisch verschlimmert, die bereits für ihre massiven Menschenrechtsverletzungen auf diesem Gebiet berüchtigt sind.

Trauriges Schlusslicht bildet Saudi-Arabien, das noch hinter dem Iran, Afghanistan, den Malediven, Pakistan und den Vereinigten Arabischen Emiraten liegt. Das Land hat in den letzten Jahren die staatliche Verfolgung von Atheisten weiter verschärft. So gilt dort seit 2014 "Verbreitung von atheistischem Gedankengut in jeglicher Form" als Terrorismus und wird mit dem Tode bestraft. Für Aufsehen sorgte der Fall des Akivisten Ahmad Al-Shamri, der 2017 wegen atheistischer Äußerungen zum Tode verurteilt wurde. In Pakistan wurden 2017 nach Verabschiedung eines Blasphemie-Gesetzes eine Reihe von Bloggern und Aktivisten wegen "beleidigender" Äußerungen in den sozialen Medien inhaftiert und gefoltert. Einige befinden sich noch immer im Gefängnis, beklagt die IHEU. Auf den Malediven wurden angebliche Atheisten verschleppt, einige ermordet.

Am fortschrittlichsten sind Belgien, die Niederlande und Taiwan aufgestellt, wo Bürgerinnen und Bürger mit atheistischer oder säkularer Überzeugung den Religiösen in allen wesentlichen Bereichen des Lebens gleichgestellt sind.

Deutschland liegt nur auf Platz 145, hinter Haiti, Sambia und den Philippinen.

Grund für das schlechte Abschneiden sind der Blasphemie-Paragraph, die systematische Privilegierung von religiöse Glaubensgemeinschaften und Religion im Allgemeinen, die staatlich eingezogene Kirchensteuer, Religionsunterricht an staatlichen Schulen, staatliche Zuschüsse für konfessionelle Schulen sowie fehlende Alternativen zum Religionsunterricht. Weiter kritisiert der Report die Praxis kirchlicher Einrichtungen, ihre Mitarbeiter nach konfessionellen Kriterien auszuwählen. Es bleibt zu hoffen, dass das aktuelle Grundsatzurteil des Bundesarbeitsgerichts zum kirchlichen Arbeitsrecht Anstoß zum Umdenken gibt.

Von der Diskriminierung von Atheisten und Menschen mit säkularer Überzeugung ist ein großer Teil der Bevölkerung weltweit betroffen. Einer Studie von 2012 zufolge bezeichnen sich lediglich 59 Prozent der Weltbevölkerung als religiös. 13 Prozent als Atheisten, 23 Prozent als nicht religiös. Beide Gruppen sind im raschen Wachstum begriffen, während der Anteil der Religiösen proportional zur Verbesserung von Bildung und Einkommen zurückgeht.


Screenshot (Titelbild) von der interaktiven Karte auf https://freethoughtreport.com/.