5. Finanzämter vom Einzug der Kirchensteuer befreien
Ein weiterer deutlicher Verstoß gegen den weltanschaulich neutralen Staat ist die Kirchensteuer. Drei Viertel aller Deutschen wollen sie abschaffen. Der Einzug der Kirchenmitgliedsbeiträge durch Arbeitgeber und Finanzämter zwingt alle Menschen in Deutschland, ihre Konfession preiszugeben – gegen Artikel 136 der Weimarer Verfassung, der in Artikel 140 des Grundgesetzes übernommen wurde: "Niemand ist verpflichtet, seine religiöse Überzeugung zu offenbaren."
Die Weimarer Republik hat sich an diese Verfassungsvorgabe gehalten, aber die Bundesrepublik greift auch heute noch auf eine Regelung aus der Zeit des Nationalsozialismus zurück: Den Eintrag der Konfessionszugehörigkeit auf der Lohnsteuerkarte, durch den nicht nur staatliche Behörden, sondern auch sämtliche Arbeitgeber die Religionszugehörigkeit oder Nicht-Zugehörigkeit ihrer Beschäftigten erfahren. Nur durch diese Regelung werden kirchliche Arbeitgeber über einen etwaigen Kirchenaustritt ihrer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Kenntnis gesetzt, was zu einer fristlosen Kündigung führen kann (siehe Punkt 2: Gleiches Arbeitsrecht für alle garantieren). Viele Beschäftigte in kirchlichen Betrieben sind daher "zwangskonfessionalisiert": Sie können nicht aus der Kirche austreten und von ihrem Recht auf Weltanschauungsfreiheit Gebrauch machen.
Im Jahr 2021 zog der Staat für die Kirchen über 12 Milliarden Euro an Mitgliedsbeiträgen ein. Durch die Möglichkeit des Abzugs dieser Beiträge als Sonderausgabe entgehen dem Staat jedes Jahr Steuereinnahmen, die im Subventionsbericht der Bundesregierung mit mehr als 4 Milliarden Euro beziffert werden. Dass der Staat als Inkassounternehmen für Religionsgemeinschaften agiert, ist weltweit nahezu einzigartig und wird von den Menschen in Deutschland mehrheitlich abgelehnt: In einer Civey-Umfrage sprachen sich 74 Prozent der Befragten dafür aus, die Kirchensteuer abzuschaffen – darunter auch 62 Prozent der Kirchenmitglieder.
Als Zentralrat der Konfessionsfreien setzen wir uns dafür ein, dass Weltanschauungsgemeinschaften ihre Mitgliedsbeiträge selbst einziehen. Dafür bedarf es eines rechtsgültigen Vertrags, den eine geschäftsfähige Person aktiv zu unterzeichnen hat – die Kindstaufe reicht dafür nicht aus! Auch die Pflicht, den Austritt gegenüber staatlichen Stellen zu erklären, ist nicht länger haltbar, zumal diese wegen Überforderung oftmals keine zeitnahen Termine anbieten.
6 Kommentare
Kommentare
Hans Trutnau am Permanenter Link
Punkt für Punkt volles Programm.
Gut so!
Stefan am Permanenter Link
Danke für Euer Engagement - offensichtlich ist der Bedarf dafür größer als je zuvor. Ich finde die Punkte kristallklar und sehr nachvollziehbar - der Logik kann man sich nicht verschliessen.
Wie kann man (über Mitgliedschaften in gbs und eifriges Teilen in social media / Freundeskreis etc. hinaus) unterstützen?
Gruss und schönes Wochenende.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Nachdem ich diesen Bericht gelesen und verinnerlicht habe, frage ich mich,:::Worauf
Eine Regierung, welche ständig gegen die Einsichten und Wünsche der Bevölkerung handelt kann und wird sich nicht lange an der Macht halten können.
A.S. am Permanenter Link
Lieber Herr Baierlein, solange die Bürger so dumm sind, gläubige PolitikerInnen zu wählen, wird das Parlament die Gesetze machen, die die Kirche will.
A.S. am Permanenter Link
Insgesamt ein gutes Programm, aber bei Punkt 12 muss ich doch Kritik üben:
Indoktrination kann nicht Privatsache sein. Religion wird uns indoktriniert.
Demokratie geht in der Theorie davon aus, dass vernünftige Menschen mit freiem Willen eigenständig Informationen bewerten, daraus Schlüsse ziehen und Entscheidungen trefffen.
Was aber bleibt von Demokratie, wenn die Menschen (der Souverän der Demokratie) systematisch indoktriniert und manipuliert werden? Es kann die Regierung sein, die die Bürger indoktriniert. Es können aber auch gesellschaftliche Gruppen sein, die die Bürger zu indoktrinieren versuchen. Die religiösen Führer indoktrinieren ihre Gläubigen systematisch. Auf diesem Wege schaffen sie es, dass die gläubigen Bürger selber ihre Demokratie zerstören.
Nein, Indoktrination darf keine Privatsache sein.
Religion ist Indoktrination + Angstpädagogik + Manipulation.
Religion wird uns indoktriniert, mit Religion werden wir manipuliert. Die Kirche indoktriniert uns, die Kirche manipuliert uns.
Mit Religion werden Menschen und Menschenmassen gesteuert. Von Priestern. Wer gibt Priestern das Recht dazu?
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
@ A.S.
Demokratie zu legen.