Ein Autor macht Kurzurlaub. Am Ende der Welt. Und findet in der
Airbnb-Bude Spuren okkulter Rituale. Sind dort vielleicht sogar Menschen geopfert worden? Der Mann haut ab, postet Fotos des Grauens auf Twitter – und löst eine Riesendebatte aus. Hat er am Ende vielleicht ein ganz kleines bisschen daneben gelegen?
Übrigens kommt demnächst mein neues Buch raus.
Eine lahme Ankündigung? Buch, was für ein Buch? Wer ist der Typ überhaupt? Genau. Wer heutzutage fit ist und in der medialisierten Welt was werden will, tut gut daran, sich etwas entschiedener als so um Beachtung zu bemühen. Zeitungen wollen Schlagzeilen haben, Menschen wollen sich aufregen können. Wer ist etwa diese Lisa Eckhart? Ich weiß es bis heute nicht wirklich. An ihrem Namen kommt man aber nicht mehr vorbei, selbst wenn man seit Jahren alles dafür tut, weder Kabarettist*innen noch Moderator*innen noch Schauspieler*innen noch sonstige nervige Aufmerksamkeitsjunkies zu kennen.
Sie schaffen es aber doch immer wieder. Sich in die Timelines reinzuschieben. Eine Aufregung ist schnell kreiert, wenn man zumindest eine Grundbeachtung genießt, und die Skandale werden im Erregungswettlauf immer absurder. Der amerikanische Autor Frederick Joseph etwa, Marketingmann, war bis vor Kurzem ein wenig beschriebenes Blatt. In Bälde allerdings erscheint sein Buch, nun will er eine Weile ausspannen auf dem Land, und zack, was passiert?
Er geriet via Airbnb in ein veritables Horrorhaus! Stößt auf Spuren satanistischer Rituale, auf furchterregende Artefakte, die seine Familie in tiefste Angst versetzen, er stößt sogar auf Fotos von Menschen oben ohne! Mit seinen Angehörigen verlässt er die Stätte des Grauens, mit knapper Not entkommen sie lebend, und Frederick Joseph leitet zeitnah die notwendigen Schritte ein, wie man sie aus Horrormovies kennt: a) beschwert sich bei Airbnb, b) teilt Fotos von der Wohnung auf Twitter.
Der Erfolg ist enorm. Das Ding macht die Runde, Zigtausende schauen sich die Fotos vom Ferienhaus an (das verdächtig hell und einladend erscheint), und während Joseph von den Einen herzlich ausgelacht wird ob seiner blühenden Fantasie angesichts von ein paar kitschigen Objekten in Regalen, sekundieren ihm die Anderen: Die Zinkbadewanne auf der Veranda – wie dazu gemacht, Körper in Säure aufzulösen! Die Bilder an der Wand – einfach merkwürdig! Das Brett über den Bach hinterm Haus, so dass man direkt in den Wald gehen kann – was wollen die wohl im Wald, die Satanisten???
Wenn Blödheit nicht immer auch gefährlich wäre, könnte man sich hier prächtig amüsieren. Könnte Frederick Joseph augenzwinkernd zu seinem PR-Erfolg gratulieren. Aber vielleicht war auch alles ganz anders? Vielleicht war der wahre Plan der Satanisten viel teuflischer, als man bislang annahm? Möglicherweise war all dies genau so gewollt. Frederick Joseph betrat das Höllenhaus, inmitten der Grenzerfahrung dort waren seine seelischen Abwehrkräfte geschwächt, Dämonen konnten Besitz von ihm ergreifen – und zunächst ist einmal nichts passiert, da draußen in der Einöde. Aber jetzt ist er zurück, mitten in New York, um sich herum Millionen von möglichen Opfern. Was wird er tun?
Mein nächstes Buch steht kurz vor der Veröffentlichung, und ob sie es glauben oder nicht: Es wird wertvolle Hinweise zu diesem Fall enthalten, hinter dem sich nichts weniger verbirgt als ein teuflisches, weltumspannendes Komplott, das uns alle bedroht – wobei ich nicht sämtliche Fakten auf den Tisch gelegt, sondern sie in kodierter, schwer aufschlüsselbarer Form in den Text eingearbeitet habe. Die volle Wahrheit einfach so aufzuschreiben, wäre viel zu gefährlich.
1 Kommentar
Kommentare
Hans Trutnau am Permanenter Link
"Die volle Wahrheit einfach so aufzuschreiben, wäre viel zu gefährlich" - mei, denke ich auch immer häufiger.