Solidarität mit afghanischen Mädchen und Frauen

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Mina Ahadi, Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime
Mina Ahadi

Am 23. September 2021 fand in Berlin am Brandenburger Tor eine große Demonstration statt, zu der ein breites Bündnis afghanischer und deutscher Frauenrechts- und Kulturorganisationen aufgerufen hat. Dort sprach auch die Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime, Mina Ahadi.

Entgegen aller Versprechungen der Taliban, die Rechte der Frauen nach ihrer erneuten Machtübernahme zu bewahren, bestätigen ihre Taten die schlimmsten Befürchtungen der FrauenrechtlerInnen in Afghanistan und in der Diaspora: Berichte über Menschenrechtsverletzungen mehren sich, das bisherige Frauenministerium wurde geschlossen und stattdessen in ein Ministerium zur "Verbreitung von Tugend und Verhinderung von Untugend" umgewandelt, Frauen wurden von ihren Arbeitsplätzen verbannt, und die Wiedereröffnung der weiterführenden Schulen richtet sich nur an männliche Schüler.

Derartige Entwicklungen machen jede Form von Legitimierung des Taliban-Regimes unvereinbar mit der Verteidigung afghanischer Frauenrechte. "Wir fordern die deutsche Bundesregierung und die internationale Gemeinschaft nachdrücklich dazu auf, die Führung der Taliban, das sogenannte Islamische Emirat Afghanistan, diplomatisch nicht als Regierung anzuerkennen sowie von jedweder direkten Unterstützung der Taliban abzusehen" erklärte Prof. Dr. Godula Kosack, Vorstandsvorsitzende von TERRE DES FEMMES, zu Beginn der Kundgebung den zahlreichen ZuhörerInnen.

Foto: © Evelin Frerk
Foto: © Evelin Frerk

Diese Forderung wurde auch von den übrigen RednerInnen der Demonstration bekräftigt. "Ansonsten bedeutet das die Anerkennung der Täter des gewalttätigen Regimes" betonte etwa Mariam Wahed, afghanische Feministin und Menschenrechtlerin. Als weitere RednerInnen brachten Sabour Zamani, Vorsitzender des Afghanischen Kommunikations- und Kulturzentrums, Zahra Esrafil, Pressesprecherin und Leiterin der Frauen- und Kulturabteilung des afghanischen Kultur- und Beratungszentrums YAAR e. V., die Geschäftsführerin von UN Women Deutschland e.V. Bettina Metz, Rebecca Schönenbach als Vorsitzende von Frauen für Freiheit e. V. und Mina Ahadi, die Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime, ihre Solidarität mit den Mädchen und Frauen Afghanistans zum Ausdruck. Dr. Ulrike Becker, Historikerin und Forschungsleiterin im Mideast Freedom Forum Berlin e. V., verlas ein Grußwort der ehemaligen afghanischen Ministerin für Frauenrechte und bisher einzigen Präsidentschaftskandidatin in Afghanistan, Dr. Massouda Jalal.

Mosadeq sowie die afghanische Sängerin Tabassom Ahmadi begeisterten die Demonstrierenden mit ihrer Musik. Die AWA Theatergruppe setzten sowohl die Unterdrückung afghanischer Frauen durch die Taliban als auch ihren mutigen Widerstand durch eine beeindruckende Darstellung in Szene, und Tereschkowa Obaid vom Afghanischen Kommunikations- und Kulturzentrum berührte mit der Verlesung des Gedichts "Afghanisches Kind, freies Kind".

Foto: © Evelin Frerk
Foto: © Evelin Frerk

Im Zentrum der Demonstration stand der klare Appell, die Frauen und Mädchen Afghanistans in diesen dunklen Zeiten nicht allein zu lassen. "Es ist unsere Pflicht, für die Frauen einzustehen, die heute trotz aller Bedrohungen und Gefahren in Afghanistan auf die Straße gehen, um ihre Wut hinauszuschreien und gegen die fundamentalistischen religiösen Gesetze zu protestieren", sagte Zahra Esrafil.

Genau das will TERRE DES FEMMES auch weiterhin tun: Mit den für Afghanistan eingeworbenen Spendengeldern wird unter anderem eine für Mitte Oktober geplante frauenrechtliche Demonstration in Afghanistan mit landesweiter Beteiligung unterstützt. Darüber hinaus unterstützt TERRE DES FEMMES auch die langjährige afghanische Partnerorganisation Neswan Social Association in der schwierigen Lage vor Ort. Es ist das erklärte Ziel, langfristig die Wiederaufnahme der frauenrechtlichen Bildungsarbeit der Neswan Social Association zu ermöglichen – wenn nötig, auch online oder aus Nachbarländern heraus.

TERRE DES FEMMES steht an der Seite der afghanischen Mädchen und Frauen und wird die Haltung der neuen Bundesregierung gegenüber dem Taliban-Regime aufmerksam beobachten.

Foto: © Evelin Frerk
Foto: © Evelin Frerk

Rede von Mina Ahadi

"Im Namen des Zentralrats der Ex-Muslime und der neuen Initiative 'Frauen gegen Taliban' begrüße ich die Frauen in Afghanistan. Ich komme aus dem Iran und seit 42 Jahren kämpfe ich gegen das islamische Regime Iran. Weil wir schon gesehen haben, wo Islamisten Macht gewinnen und Frauen alles verlieren. Frauen wollen selbst entscheiden, mit wem sie Sex haben und nicht Mullah oder Gott.

Wir haben eine Initiative aus 600 Aktivisten oder Organisationen gegründet, einen Aufruf unterschrieben, dabei sind zum Beispiel Maryam Namazie, Terres des Femmes.

Mein Punkt ist, die europäischen Regierungen  auch die deutsche Regierung  sollen darauf reagieren, sobald eine terroristisch-islamische Regierung in einem Land wie zum Beispiel Iran Menschen hinrichtet oder Frauen steinigt. Dieses darf nicht einfach hingenommen werden. Die Menschen haben gelernt, mit den Bedrohungen umzugehen, solange diese Brutalität auf das eigene Land begrenzt ist.

Jetzt hören wir von Politikern, Taliban wären gemäßigt und besser geworden. Aber Frauen und Menschen in Afghanistan haben Angst. Wir müssen die Stimmen von Frauen und Mädchen hören und uns diesen annehmen.

Wir müssen auf die Straße gehen und die westlichen Regierungen unter Druck setzen, die Taliban nicht anzuerkennen. Genau deswegen haben wir den 10. Oktober als Tag gegen die Taliban ausgerufen. Wir möchten weltweit in 100 Städten Demonstrationen organisieren, so auch in Kabul und also auch in Afghanistan." (zitiert nach TdF)

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