Spanien: Recycling für religiöse Symbole

Jesus mit dem Grünen Punkt

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Während des Lockdowns hatten die Menschen Zeit aufzuräumen und entdeckten dabei auch zahlreiche nicht mehr gewollte Sakramentalien.

Nach kanonischem Recht dürfen Sakramentalien nicht einfach in die Mülltonne geworfen werden. Üblicherweise sollen sie verbrannt und ihre Asche vergraben werden. Da es in der Stadtwohnung kaum möglich ist, geerbte Bibeln, Heiligenbilder und Kreuze zu verbrennen, um sie danach am Grünstreifen zu begraben, hat die Sagrada Familia-Gemeinde im südspanischen Málaga nun eine Recycling-Box für diese Objekte eingerichtet.

Verblichene Heiligenbilder, zerlesene Gebetsbücher, alte Familienbibeln, sich auflösende Rosenkränze und das große Holzkreuz der Großeltern stapeln sich in zahlreichen Abstellkammern, Kellern und auf Dachböden. Selbst wer darin keinen sentimentalen Wert sieht und der Kirche den Rücken gekehrt hat, traut sich womöglich nicht, diese Gegenstände im Hausmüll zu entsorgen. Wenig verwunderlich, wurden diese Sakramentalien doch, oft auch durch Segnung durch den örtlichen Priester oder als ständige Begleiter in Gebet und Gottesdienst, zu wertvollen und teils sogar einschüchternden Bestandteilen des Alltags.

Nach kanonischem Recht sind geweihte oder gesegnete Gegenstände, die für den Gottesdienst bestimmt sind, ehrfürchtig zu behandeln. Selbst wenn sie Privatpersonen gehören, dürfen sie nicht zu profanem oder fremdem Gebrauch verwendet werden.

Wer nun ein solches Objekt loswerden will, muss es eigentlich verbrennen und die Asche beerdigen oder im Falle von nicht brennbaren Gegenständen, wie Statuen oder Rosenkränzen, für deren Beerdigung sorgen. Da dies im städtischen Raum alles andere als einfach ist, hat die Gemeinde Sagrada Familia in Málaga nun eine Box aufgestellt, in der kaputte oder nicht mehr gewünschte gesegnete Gegenstände abgegeben werden können. Die "Recyclando Santos" ("Heiligenrecycling") genannte Initiative reagiert auf rege Nachfrage aus der Gemeinde. Viele Menschen hatten sich gemeldet und erklärt, sich nicht zu trauen, religiöse Objekte einfach in die Mülltonne zu werfen.

Der Gemeindepfarrer Rafael López Cordero erklärt, dass die abgegebenen Objekte wenn möglich recycelt, also repariert und weiter verwendet, oder auf würdige Art und Weise entsorgt würden. Das Projekt sei bereits vor Ausbruch der Corona-Pandemie gestartet und angenommen worden.

Während des Lockdowns hatten die Menschen Zeit, ihre Abstellflächen aufzuräumen und hätten dabei auch zahlreiche nicht mehr gewollte Sakramentalien entdeckt. Die Idee sieht er als Vorbild auch für zahlreiche andere Gemeinden. Immerhin führen manche Menschen weite Strecken zum Heiligenrecycling.

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