Ghana: Vom Hexen-Camp ins Musikgeschäft

Vermeintliche Hexen singen gegen Unrecht an

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Einmal als Hexe beschuldigt, können betroffene Frauen nur mehr Schutz vor Verfolgung in Hexen-Camps finden. Während die Politik sich nicht zwischen Verbesserung der Lebensbedingungen in den Camps und der Auflösung der Camps entscheiden kann, haben Frauen aus Hexen-Camps in Zusammenarbeit mit Ian Brennan und Marilena Delli Umuhoza ihre Situation vertont. Herausgekommen ist das Album "I've Forgotten Now Who I Used To Be" mit 20 Liedern.

Die Songs heißen zum Beispiel "I was accused" (Ich wurde beschuldigt), "Hunted" (Gejagt) oder "I trusted my family, they betrayed me" (Ich habe meiner Familie vertraut, sie haben mich verraten) und zeigen auf, was völlig unschuldigen Menschen passiert, wenn sie wegen einer Behinderung, des Alters oder einfach nur, weil sie der Familie lästig werden, als Hexen beschuldigt, bedroht und wenn nicht gar getötet, so doch davon gejagt werden. Einmal beschuldigt, Dürre, Missernte, Krankheit oder Tod mittels Hexerei heraufbeschworen zu haben, bleiben ihnen als Zufluchtsorte nur die Witch Camps, die Hexen-Camps, die sie zwar vor Gewalt und Mord schützen, oft aber kaum über fließendes Wasser, Strom, ausreichend Nahrung und Pflege für die meist älteren Bewohner:innen verfügen.

CD-Cover

Die Politik hat es bisher nicht geschafft, eine Lösung für die Hexen-Camps und die darin quasi gefangenen Menschen zu finden. Der letzte Vorstoß kam im Februar dieses Jahres von Sarah Adwoa Safo, Ministerin für Frauen, Kinder und Soziales und bezog sich nur mehr auf eine Umbenennung der Camps, um den Status zu verbessern. Weitere Schritte sollen nach Besuchen in Camps und Gesprächen mit Autoritäten vor Ort und als Hexen verfolgten Frauen sowie den Besitzer:innen der Camps erfolgen. Eine Ankündigung, die regelmäßig zu lesen ist. Von einer staatlichen Kampagne gegen den Hexenglauben findet sich nichts.

Nachdem die Politik die Betroffenen von Hexereibeschuldigungen weiter im Stich lässt, haben die Frauen selbst damit begonnen, der Welt ihre Geschichten zu erzählen. Mit Unterstützung des Musikproduzenten und Grammy-Gewinners Ian Brennan und seiner Frau, der Autorin und Filmmacherin Marilena Delli Umuhoza, haben sie eine Platte zusammengestellt. Brennan und Umuhoza haben bereits Erfahrung mit Verfolgten, da sie auch mit Genozidüberlebenden aus Ruanda und Menschen mit Albinismus in Tansania zusammen Musikprojekte verwirklicht haben.

Das Werk "I've Forgotten Now Who I Used To Be" (Ich habe jetzt vergessen, wer ich war), eine Zusammenstellung von zwanzig Liedern von Hexencamp-Bewohner:innen, vereinigt Stimmen und Dialekte aus verschiedenen Teilen Ghanas und von der Teekanne über Blechdosen bis hin zu Ästen alles, was musikalische Unterstützung bietet.

Erhältlich ist das Album bei Spotify, Apple Music und Amazon Music. Vorab in die Lieder hineinhören ist möglich.

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