Der Weltjugendtag soll im August 2023 in Lissabon stattfinden. Bisher gibt es vor allem Kritik an den hohen Kosten, die sich Gemeinde, Regierung und Kirche teilen sollen. Nun regt der für die Moderation einer portugiesischen Variante von "Wer wird Millionär" bekannte José Carlos Malato an, den Weltjugendtag abzusagen. Stattdessen sollten die Bischöfe nachdenken. Dabei könnten sie auch den Bericht der unabhängigen Kommission zu kirchlichem Missbrauch aufarbeiten und messbare Konsequenzen ziehen.
Angepriesen wird der Weltjugendtag der römisch-katholischen Kirche als das Event für junge Menschen zwischen 14 und 35 Jahren aus aller Welt. Mit hippen Bildern bei Instagram und dem Versprechen gemeinsamer Gottesdienste und Projekte soll ihnen die Teilnahme schmackhaft gemacht werden. Erwartet werden 1,5 Millionen Menschen, die zum diesjährigen Weltjugendtag anreisen.
Doch während die einen noch die Werbetrommeln bedienen, denken andere auch über die hohen Kosten von geplant 160 Millionen Euro nach. Hinzu kommen Stimmen, die die Kirche dazu auffordern, sich ihrer Verantwortung in Bezug auf sexualisierte Gewalt durch kirchliche Angestellte gegen Kinder und Jugendliche zu stellen.
Eine dieser Stimmen gehört José Carlos Malato, bekannt unter anderem durch seine Radio- und Fernsehmoderationen, inklusive der Sendung "Quem Quer Ser Milionário? – Alta Pressão", einer portugiesischen Variante des "Wer wird Millionär?"-Sendeformats. In den Sozialen Medien hatte Malato angeregt, den Weltjugendtag abzusagen. Für Malato sind die Fernsehnachrichten erschreckend und Jugendliche der katholischen Kirche zu überlassen findet er fraglich. Zudem seien auch Bischöfe Komplizen. Darüber solle nachgedacht werden.
Dieser Aufruf Malatos hat einen handfesten Hintergrund. In Portugal wurde zu Beginn des Jahres 2022 eine unabhängige Kommission geschaffen, welche sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch kirchliche Angestellte in den Jahren von 1950 bis 2022 untersuchte. Der Abschlussbericht umfasst 486 Seiten und die Aussagen von über 500 Betroffenen. Er wurde im Februar veröffentlicht.
Kurz danach, am 13. Februar 2023, meldete sich die Portugiesische Bischofskonferenz zu Wort, entschuldigte sich für die Verbrechen und erklärte, eine "Null Toleranz"-Strategie zu sexualisierter Gewalt fahren zu wollen. Außerdem kündigte sie eine Außerordentliche Versammlung für den 3. März 2023 an. Im Beitrag versucht die Bischofskonferenz jedoch für sich zu werben, indem darauf verwiesen wird, dass sich unzählige Menschen in der katholischen Kirche für schwächere und bedürftige Menschen einsetzten.
Nach dem 3. März veröffentlichte die Bischofskonferenz erneut eine Meldung, in der sie erklärt, die Listen mit den Namen der mutmaßlichen Täter sowohl zur zivilen als auch kanonischen Strafverfolgung zu verwenden und Vorschläge zur Prävention sammeln und auswerten zu wollen. Informationen über eine erste Umsetzung von Konsequenzen, wie zum Beispiel einer Entlassung von Angestellten oder Schulungen für angehende Priester, gibt es keine. Dafür wird auf die nächste Versammlung verwiesen.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Textes war der letzte Satz des Vorspanns als Meinung des Moderators José Carlos Malato gekennzeichnet. Dies haben wir korrigiert.