Missbrauch in der katholischen Kirche Portugals

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Kathedrale des Patriarchats von Lissabon, Portugal.

512 validierte Zeugenaussagen, eine "minimale" Zahl von 4.815 Opfern in 70 Jahren und ein Durchschnittsalter von 11,2 Jahren bei von Missbrauch Betroffenen. Dies ist das Ergebnis der Untersuchung durch eine laut ecclesia.pt unabhängige Missbrauchskommission in Portugal.

Der Vorsitzende der Kommission, der Kinderpsychiater Pedro Strecht, hat bei der Vorstellung des Abschlussberichts in Lissabon angegeben, dass es 4.815 zweifelsfrei bestätigte Opfer sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche Portugals gibt. Allerdings gibt es laut Anhörung von mehr als 500 Opfern Hinweise auf einen größeren Opferkreis. Die Opfer waren im Durchschnitt 11,2 Jahre alt. 25 Missbrauchsfälle wurden der Staatsanwaltschaft übermittelt, aber einige sind bereits verjährt. Eine Liste mit den Namen aller mutmaßlichen Täter, die noch als Geistliche aktiv sind, wird bis Ende des Monats der Kirche und den Behörden übergeben.

Nur jede:r 25. erstattet Anzeige

Laut dem Kinderpsychiater Pedro Strecht, der den Abschlussbericht in Lissabon vorgestellt hat, haben sich die meisten Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche Portugals zwischen 1960 und 2000 ereignet. Obwohl mehr als 500 Zeugen befragt wurden, haben nur vier Prozent der Opfer jemals Anzeige erstattet. Fast die Hälfte der befragten Opfer hat nach oft jahrzehntelangem Schweigen erstmals gegenüber dem Ausschuss über ihr Leiden gesprochen. In 27 Prozent aller Fälle hat der Missbrauch länger als ein Jahr gedauert. Die meisten Fälle sind bereits verjährt, aber 25 konnten der Polizei übergeben werden, und mehrere Ermittlungen wurden bereits eingeleitet.

Widerliche Details

Im Abschlussbericht wird von Opfern mit erschütternden Aussagen berichtet. Eine als Kind missbrauchte Frau berichtete, dass ihre Mutter ihr nicht glaubte und ihr die Schuld gab. Ein männliches Opfer berichtete, dass er nackt aufgewacht sei, während der Priester mit seinem Penis zwischen seinen Beinen war.

Dom Jose Ornelas, der Präsident der Bischofskonferenz Portugals, zeigte sich in einer ersten Reaktion zutiefst besorgt über den Schmerz der Missbrauchsopfer. Eine Sondersitzung der CEP wird am 3. März zu diesem Thema abgehalten. Finanzielle Entschädigungen von bis zu 60.000 Euro pro Opfer stehen zur Debatte, aber diese Summe wurde von Opfern und ihren Sprechern empört zurückgewiesen.

Nur schwer vorstellbare Dimensionen

Die Kirche hat angekündigt, finanzielle Entschädigungen zu zahlen, aber Opfer und ihre Sprecher haben diese Summe als unzureichend abgelehnt. Einige Opfer haben schwerwiegende Aussagen gemacht, darunter eine Frau, die als Kind vergewaltigt wurde und deren eigene Mutter nicht glaubte, als sie es ihr erzählte. Einige Fälle haben "epidemische Ausmaße" erreicht, heißt es in dem Bericht. Einige Fälle wurden der Polizei übergeben, aber die meisten sind verjährt.

Missbrauch seit Jahrzehnten

Die katholische Kirche ist seit vielen Jahren von Missbrauchsskandalen betroffen, bei denen es zu tausenden von Fällen von sexuellem Missbrauch durch katholische Geistliche weltweit gekommen ist. Es gibt auch Vorwürfe der Vertuschung. Im Jahr 2019 hat Papst Franziskus neue Regeln für den Umgang mit Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche vorgestellt. Es wird berichtet, dass der Papst bei einem geplanten Besuch in Lissabon im August möglicherweise einige der mutmaßlichen Opfer treffen wird. Schauen wir einmal, ob er es tut.

Eine Übersetzung des am 13. Februar 2023 auf ecclesia.pt veröffentlichten Originaltextes findet sich hier. ecclesia.pt ist ein Nachrichtenportal im Besitz des Nationalen Sekretariats für soziale Kommunikation, einem Organ der Portugiesischen Bischofskonferenz.

Erstveröffentlichung auf der Website des Humanistischen Verbands Österreich. Übernahme mit freundlicher Genehmigung.