Die Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) soll ein Lieblingsprojekt von Kardinal Woelki sein. Ihre Finanzierung steht allerdings auf tönernen Füßen und auch sonst hagelt es Kritik. In den vielstimmigen Chor der Kritiker hat sich nun auch die Landesrektorenkonferenz NRW eingereiht. Ihr Vorsitzender, Lambert T. Koch, hält es sogar für möglich, dass die KHKT zu einer Gefahr für den Wissenschaftsstandort Nordrhein-Westfalen werden könnte.
Bis Februar 2020 war die heutige Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) eine Ordenshochschule der Steyler Missionare. Da der Betrieb der Hochschule für den Orden zu kostspielig wurde, übernahm das Erzbistum Köln die Trägerschaft. Allerdings nicht direkt, sondern in Form der neu gegründeten gGmbH Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT), deren alleinige Gesellschafterin die Stiftung zur Förderung von Bildung, Wissenschaft und Forschung im Erzbistum Köln ist. An der KHKT, die inzwischen von ihrem ursprünglichen Standort St. Augustin nach Köln verlegt wurde, können verschiedene staatlich anerkannte Hochschulabschlüsse und kirchliche Ausbildungen im Bereich der katholischen Theologie erworben werden.
Bei der KHKT handelt es sich angeblich um ein Lieblingsprojekt des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki. Laut domradio.de sehen Beobachter in der Übernahme der Hochschule durch das Erzbistum "den Versuch, eine konservativ profilierte Einrichtung neben der Katholisch-Theologischen Fakultät an der Uni Bonn aufzubauen", die vielen als eher liberal gilt. Doch nicht nur deswegen hagelt es Kritik. Problematisch gesehen wird auch, dass die Finanzierung der KHKT, die eigentlich vollständig über das berühmte "Sondervermögen" des Erzbistums erfolgen sollte, keineswegs gesichert zu sein scheint.
In den vielstimmigen Chor der Kritiker reiht sich nun auch die Landesrektorenkonferenz NRW ein, der Zusammenschluss der Rektoren und Präsidenten der Hochschulen von Nordrhein-Westfalen. In einem Interview mit dem Kölner Stadtanzeiger erklärte Lambert T. Koch, Rektor der Bergischen Universität Wuppertal und Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz NRW, Anfang dieser Woche, dass man in der Landesrektorenkonferenz "seit geraumer Zeit mit wachsendem Befremden" verfolge, was sich um den Aufbau der KHKT ereigne.
"Normalerweise wird ein neues Hochschulangebot mit vielen Beteiligten sorgfältig und mit gehörigem Vorlauf abgewogen – unter anderem mit Blick auf bereits Vorhandenes, auf die Finanzierbarkeit und mögliche Kooperationsoptionen", so Koch. "Im Falle der KHKT indes tritt ein einzelnes Bistum mit einem eigenen Studienangebot auf den Plan, offensichtlich ohne vorher rechtzeitig in kooperative Gespräche eingetreten zu sein, ohne hinreichende Kosten-Nutzen-Analyse und ohne die Hochschulgründung mit der bundesweiten katholischen Fakultäten- und Institutslandschaft abgestimmt zu haben." Im Bereich des Erzbistums Köln gebe es allein drei etablierte Ausbildungsstätten für das Fach Katholische Theologie und die dort vorhandenen Studienplatzangebote seien absolut ausreichend. "Schon aus wirtschaftlicher Vernunft wird man zu dem Schluss gelangen müssen, dass ein weiteres Angebot überflüssig ist", so Wirtschaftswissenschaftler Koch.
In Hinblick auf Spekulationen, dass die KHKT zu einem lehramtstreueren Gegengewicht zu liberaleren katholischen Fakultäten ausgebaut werden solle, sagte Koch, dass er zugunsten des Kölner Erzbischofs – der in Personalunion Großkanzler der KHKT sei – nur annehmen könne, dass dies nicht Woelkis Auffassung entspreche, denn "andernfalls begäbe er sich wissenschaftspolitisch auf ein gefährlich glattes Eis". Würde Woelki sich in Fragen von Forschung und Lehre einmischen wollen, so würde er eindeutig die ihm staatskirchen- und verfassungsrechtlich zustehenden Kompetenzen überschreiten. "Eine ideologische Clusterung von Forschung und Lehre verbietet sich für einen seriösen Umgang mit Wissenschaft", so der Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz NRW, der hierzu im Interview ergänzend bemerkte: "Es mutet merkwürdig an, hieran ausgerechnet den Erzbischof von Köln erinnern zu müssen, der in der Deutschen Bischofskonferenz an der Spitze der Kommission für Wissenschaft und Kultur steht."
Auch, was die problematische Finanzierung der Kölner Hochschule für Katholische Theologie betrifft, sei die Landesrektorenkonferenz besorgt und sehe "die Notwendigkeit, seitens des Landes Vorkehrungen zu treffen, dass nicht am Ende die öffentliche Hand und damit alle Steuerzahler einspringen müssen, um den Lehrbetrieb einer kirchlichen Hochschule aufrecht zu erhalten, die sich auch um an staatlichen Universitäten eingeschriebene Studierende bemüht".
Neben der Frage der Finanzierung und der Qualitätskontrolle geht es laut Lambert T. Koch in der Diskussion jedoch noch um ein weiteres Thema: die Reputation des Wissenschaftsstandorts Nordrhein-Westfalen. Als Beispiel nennt er die Exzellenzinitiative des Bundes, mit der Spitzenforschung an deutschen Hochschulen gefördert und durch das Attribut "Exzellenz" gleichzeitig sichtbar gemacht werden soll. "Die Anwendung des Begriffs 'Exzellenz' auf die KHKT in Verlautbarungen des Kölner Erzbischofs wirkt hier – Entschuldigung! – wie der Versuch, sich mit fremden Federn zu schmücken." Von der Landesregierung erwartet Koch deshalb, dass sie "die vom Erzbistum Köln heraufbeschworenen Probleme im Zuge des Aufbaus der KHKT nicht nur sieht, sondern alles dafür tut, dass sie nicht ohne Not zu einer Gefahr für den Wissenschaftsstandort NRW werden".
Die massive Kritik der Landesrektorenkonferenz dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach nicht die letzte gewesen sein, die das Erzbistum Köln in Hinblick auf das Projekt KHKT zu hören bekommt.
8 Kommentare
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Was "um Himmels Willen" hat Theologie mit Wissen zu tun, nicht das geringste!
wir alle von unseren hart erarbeiteten Steuergeldern finanzieren müssen, dank unserer
ähnlich strukturierten Politik.
Roland Fakler am Permanenter Link
„Stiftung zur Blendung und Verdummung des Volkes im Interesse katholischer Herrschaftsausübung“.
Klaus Bernd am Permanenter Link
„Würde Woelki sich in Fragen von Forschung und Lehre einmischen wollen, so würde er eindeutig die ihm staatskirchen- und verfassungsrechtlich zustehenden Kompetenzen überschreiten.“
Die Kritik überrascht mich. Inquisition und Zensur der katholischen Theologie-Professoren sind doch nach dem katholischen Kirchenrecht vornehmste Aufgabe der Bischöfe. Seit wann überschreiten sie damit ihre staatskirchen- und verfassungsrechtlich zustehenden Kompetenzen ?
Hans Trutnau am Permanenter Link
Selbstverständlich könnte das für eine Gefahr für den Wissenschaftsstandort NRW werden.
A.S. am Permanenter Link
Religiöser Glaube entsteht durch systematische Indoktrination. Insofern ist Theologie keine Wissenschaft, sondern Ideologie.
Basil Disco am Permanenter Link
"Eine ideologische Clusterung von Forschung und Lehre verbietet sich für einen seriösen Umgang mit Wissenschaft". Das ist richtig, aber was hat Theologie mit Wissenschaft zu tun?
wolfgang am Permanenter Link
Christliche Theologie behandelt die Theorie, es könnte einen Gott geben, die Wissenschaft hat das Wissen, es gibt keinen und wird auch nie einen geben. Wissenschaft ist ein Wissen,
Axel Arnold Bangert am Permanenter Link
... wie immer in - zumindest innerkirchlichen - koalitionären Zusammenhängen gilt die ἐποχή ...