Zum Tod von Dr. Henning Voscherau

"Es ist eine traurige Pflicht"

Der Bundesvorstand von Jugendweihe Deutschland e.V. hat eine Kondolenzadresse an die Sozialdemokratische Partei Deutschlands, Landesorganisation Hamburg, zum Tode des ehemaligen Ersten Bürgermeisters der Freien und Hansestadt Hamburg gesandt. Der beliebte SPD-Politiker Dr. Henning Voscherau hat sich jederzeit für ein tolerantes Miteinander eingesetzt und die Idee der weltlich-humanistischen Jugendweihe unterstützt.

Hierzu erklärte der Präsident von Jugendweihe Deutschland e.V., Konny G. Neumann, zugleich Vorsitzender von Jugendweihe Hamburg e.V., den mit Henning Voscherau eine langjährige politische Freundschaft in der SPD verbindet:

Dr. Henning Voscherau war uns stets ein leuchtendes Vorbild, er hat sich für Toleranz den Mitmenschen gegenüber ausgesprochen, welcher Religions- oder Weltanschauungszugehörigkeit sie auch angehören mögen. Wie sein Vorbild Helmut Schmidt verlangte er Zuverlässigkeit und Berechenbarkeit. Dabei sprach er offen seine Meinung aus und vertrat auch für manche unbequeme Ansichten. Ein äußerst gebildeter, zuverlässiger und für das Wohl des Staates engagierter Hanseat.

Aus Anlass der Feier 100 Jahre Jugendweihe in Hamburg verfasste er 1990 für das Gedenkbuch "Was ist der Mensch – was soll der Mensch? 100 Jahre Jugendweihe Hamburg" ein bundesweit beachtetes Grußwort, in dem er auf die lange Tradition der Jugendweihe hinwies und zusammenfasste: "Die Jugendweihe, entstanden auf Initiative von Freidenkern und Freireligiösen als Gegenstück zur kirchlichen Konfirmation oder Kommunion, und die Kulturbestrebungen der Hamburger Arbeiterschaft haben gemeinsame Wurzeln: beide wehrten sich gegen die staatliche Obrigkeit des 19. Jahrhunderts. Der Kampf um die Jugendweihe und die Vorbereitungskurse entsprangen dem Aufbegehren gegen die rechtliche und soziale Benachteiligung weiter Bevölkerungskreise. So ist das Ringen um die Durchsetzung der Jugendweihe auch ein Stück Geschichte der Demokratiebewegung."

Zwei Jahre später 1992 schreibt Henning Voscherau ein Grußwort für das erste gemeinsame Geschenkbuch von Jugendweihe Hamburg und Jugendweihe Sachsen. Auch hier fand er wieder treffsicher die richtigen Worte: "Wie wichtig eine stete, offene Auseinandersetzung – nicht nur Jugendlicher – mit den Fundamenten einer gerechten Gesellschaftsordnung ist, wird in Zeiten grundlegenden Wandels besonders deutlich. Nur wenn es gelingt, Bereitschaft und Engagement für die Beschäftigung mit Fragen der Demokratie, sozialer Gerechtigkeit, des Zusammenlebens mit Fremden oder der Bewahrung der natürlichen Umwelt zu fördern, werden wir die Chancen auf eine gute Zukunft für alle Menschen nutzen können." Seine Worte und Ratschläge halfen beim Zusammenwachsen der Jugendweihen der Partnerstädte Hamburg und Dresden und beim Neuaufbau im Osten. Seine Texte finden sich im Jugendweihe-Geschenkbuch: "Weltanschauung –Jugend verändert die Welt".

Auf dem Humanisten-Tag 2013 in den Fliegenden Bauten in Hamburg referierte Dr. Voscherau zum Thema : "Weltlicher Humanismus". Ein Kernsatz, der das Verhältnis von Staatsvätern bezüglich Kirchen- und Humanistentag 2013 in Hamburg betrifft, lautet aus seiner Sicht: "Damit, was die Stadtväter selbst glauben, hat das nichts zu tun. Sie gehen ihren Amtspflichten nach. Das Amt kennt keine Religion, sondern Aufgaben, Gesetz und Recht." Und er führt weiter aus: "Für das Zusammenleben der Menschen kommt es nicht so sehr darauf an, woran einer glaubt, sondern wie er oder sie zu den Mitmenschen steht und wie er oder sie sich verhält. Dafür ist ein Wertegerüst unverzichtbar."

Ein großer Politiker, ein überzeugter Humanist und ein guter Freund ist von uns gegangen. Sein Leben ist uns Verpflichtung wir werden Henning Voscherau ein würdiges Andenken bewahren und in seinem Sinne wirken.