Für die Stadt Leipzig hat sich der Katholikentag gelohnt – so jedenfalls vermeldet es ein Bericht des Leipziger Kulturdezernats. Der Skandal daran: Der Bericht liefert mehr Spekulationen als Sachinformationen und versucht, den finanziellen Nutzen des Katholikentags für die Stadt Leipzig schön zu rechnen. Diese hatte das katholische Glaubensfest mit 1 Million Euro gefördert und war dafür stark kritisiert worden.
Wenn es um die Finanzierung von Kirchentagen durch die öffentliche Hand geht, war das Hauptargument der Kirchentagsveranstalter jahrelang die vermeintliche gesellschaftliche Relevanz ihrer Glaubensfeste. In Zeiten rückläufiger Besucherzahlen bei den Kirchentagen und massiv steigender Kirchenaustrittszahlen holt man mit diesem Argument jedoch keine Katze hinterm Ofen und keinen Cent aus öffentlichen Kassen mehr hervor. Das wissen auch die Kirchentagsveranstalter und die ihnen wohlgesonnenen Politiker. Deshalb zählen sie nun seit geraumer Zeit auf den Zuspruch von Gott Mammon und begründen ihre Forderung nach offiziellen Geldern für die christlichen Glaubensfeste damit, dass ein Kirchentag der Kommune, in der er stattfindet, wirtschaftlichen Nutzen bringt.
Das Argument ist verlockend und führt dazu, dass man sich in Rathäusern immer wieder dazu entschließt, Kirchentage mit saftigen Fördersummen zu beglücken. Gelder von Bund und Land für das Event fließen zusätzlich, so dass jeder Katholikentag und jeder Evangelische Kirchentag zu rund 30% bis 50% aus öffentlichen Geldern bezahlt wird. Und das, obwohl diese Glaubensfeste zu über 95% von Christen der jeweiligen Konfession besucht werden.
Auch der Katholikentag im Mai 2016 in Leipzig war primär eine Veranstaltung von Katholiken für Katholiken. Es war zwar jeder Anders- und Nicht-Gläubige eingeladen (sofern er bereit war, eine 85 Euro teure Karte für den Kirchentag zu erwerben), aber dieses Angebot interessierte die meisten Nicht-Katholiken herzlich wenig. Kosten des fünftägigen katholischen Glaubensfestes: 9,9 Millionen Euro. Davon zahlte die öffentliche Hand insgesamt 4,5 Millionen Euro. Eine Million stammte von der hochverschuldeten Stadt Leipzig, der Rest vom Freistaat Sachsen (3 Millionen Euro) und vom Bundesministerium des Inneren (500.000 Euro).
Wer Gott Mammon dient, befolgt auch seine Gebote. Eines dieser Gebote lautet: "Du sollst After-Sales-Management betreiben". Sprich: Bestärke deinen Kunden in der Meinung, dass es eine gute Entscheidung war, sein Geld für dein Produkt auszugeben. Genau diese Strategie begann bereits kurz nach dem Katholikentag. Man zog ein fantastisches Fazit und sprach von begeisterten Menschen, obwohl das Event deutlich anders lief, als es sich der Veranstalter erhofft hatte. Zum Katholikentag nach Leipzig kamen weniger Besucher als erwartet – sogar katholische Medien zeigten sich erschüttert von den vielen schlecht besuchten Veranstaltungen – und die vermeintlich begeisterten Leipziger Bürgerinnen und Bürger reagierten auf das Großereignis in ihrer Innenstadt vorwiegend mit Kopfschütteln.
Der Finanzbericht des Kulturdezernats
Je ferner der Katholikentag in Leipzig rückt, desto mehr wird er positiv verklärt. Und das nicht nur vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), dem Veranstalter des Katholikentags, sondern auch von den offiziellen Stellen der Stadt Leipzig. Denn auch die Stadt hat selbstverständlich ein Interesse daran, ihren Bürgerinnen und Bürgern den Katholikentag als Erfolg zu verkaufen, nachdem sie das katholische Glaubensfest mit einer Million Euro gefördert hat – und das obwohl die Stadt Leipzig 700 Millionen Euro Schulden hat und ihre Bürgerinnen und Bürger zu über 80 Prozent konfessionsfrei sind. So liest sich denn auch die jüngst veröffentlichte "Informationsvorlage Nr. VI-DS-03394" des Kulturdezernats Leipzig wie ein Werbeflyer des ZdK. Besonders interessant ist der Anhang der Informationsvorlage. Ein Bericht, der sich unter anderem der Frage nach dem finanziellen Nutzen des Katholikentags für die Stadt Leipzig widmet. Das Fazit des Kulturdezernats:
"Insgesamt darf davon ausgegangen werden, dass bereits im Ergebnis der Besucherausgaben sowie der Ausgaben des Veranstalters die Fördersumme der Stadt i.H.v. 1 Mio Euro als amortisiert betrachtet werden darf."
Ein oberflächlicher Blick in den Bericht veranlasste die BILD-Zeitung Leipzig jubelnd auszurufen: "Unserer Stadt brachte der 100. Katholikentag Millionen ein." Ganze 7,5 Millionen Euro sollen es laut BILD sein, deren schlecht recherchierter Bericht dazu beiträgt, in den Köpfen der Menschen die Idee zu verankern, dass Kirchentage für die Städte, die sie ausrichten, ein gutes Geschäft sind. Nur leider stimmt das nicht.
Um argumentativ redlich zu bleiben, muss man zunächst wohl sagen: Ob der Katholikentag für Leipzig tatsächlich ein lukratives Geschäft war oder nicht, kann derzeit niemand sagen. Am wenigsten die Stadt Leipzig. Der Bericht des Kulturdezernats ist gespickt mit Hinweisen, dass alle Zahlen und Berichte vorläufig zu verstehen seien, da es noch keine vollständige Abrechnung gäbe, da man die Geldflüsse noch nicht analysiert habe und da man letztlich auch nie wirklich wissen werde, welches Geld wohin geflossen ist, weil der Katholikentagsveranstalter an Geschäftsgeheimnisse gebunden sei:
"Es kann an dieser Stelle keine Gesamtauflistung der relevanten vertraglichen Beziehungen des durchführenden Vereins bzw. eine detaillierte Auflistung der Geldflüsse geben. Die jeweiligen vertraglichen Beziehungen sind durch Regelungen zu Geschäftsgeheimnissen geschützt. Laut Zuwendungsbescheid hat der Veranstalter zunächst einen Zwischenbericht in Form eines Sachberichts zu geben. Der offizielle Verwendungsnachweis ist bis spätestens 30. November 2017 dem Sächsischen Ministerium für Kultus vorzulegen, durch das vereinbarungsgemäß die Prüfung erfolgt. Ob nachfolgend eine Prüfung durch den Sächsischen Rechnungshof vorgesehen ist, bleibt dessen Entscheidung vorbehalten. Dem Zuwendungsbescheid an den Fördermittelnehmer wurde auf Beschluss des Stadtrates die Auflage ergänzt, "im Rahmen der Vorlage des Verwendungsnachweises ... eine gesonderte Aufstellung der in die Stadt Leipzig, in städtische Häuser (Eigenbetriebe) sowie an Dienstleister mit städtischer Beteiligung geflossenen Mittel vorzulegen." Die Prüfung der Nachweise wird im Laufe des Jahres 2018 erfolgen. Die hier vorgenommene Auswertung trägt Übersichtscharakter und ist ohne Anspruch auf umfassende Vollständigkeit. Es wurden verschiedene, für die Wertschöpfung in der Stadt wichtige Ausgabengruppen zusammengefasst und die Beträge gerundet."
Ein Bericht voller Spekulationen
Grob gesagt gibt es zwei Postenbereiche des Katholikentags, durch die der Stadt Leipzig grundsätzlich ein finanzieller Nutzen erwachsen sein könnte. Der erste sind die Ausgaben des Kirchentagsveranstalters selbst, sofern sie denn in Leipzig getätigt wurden. Der zweite Bereich umfasst die Ausgaben, die die Katholikentagsbesucher in der Stadt Leipzig getätigt haben.
Der Bericht des Kulturdezernats geht davon aus, dass "die Wertschöpfung für die Kommune" durch die Kirchentagsbesucher bei 3,5 Millionen Euro liegt. Eine stolze Summe, die die 1 Million Fördersumme der Stadt Leipzig auf den ersten Blick als eine gute Investition erscheinen lässt. Aber wie kann man überhaupt herausfinden, wieviel Geld die Kirchentagsbesucher in Leipzig ausgegeben haben? Die Antwort ist einfach: gar nicht. Das weiß auch das Kulturdezernat und stellt seinen Berechnungen folgenden Hinweis voran:
"Das tatsächliche Konsumverhalten jedes Einzelnen ist natürlich nicht erfasst, hier werden Näherungswerte und -koeffizienten, die in vergleichbaren Untersuchungen Verwendung fanden, angesetzt. Die Ergebnisse können demzufolge auch nur Näherungswerte sein."
Konkret geht man von 34.000 Dauerkartenbesitzern und 6.000 Tagesgästen während der fünftägigen Veranstaltung aus. Wo diese Gäste nun geschlafen haben, ob in Leipzig oder im Umland, ob sie privat bei Freunden unterkamen oder sich Hotels leisteten, lässt sich schlicht und ergreifend nicht sagen. Der Kirchentagsveranstalter weiß nur, dass er rund 9.000 Teilnehmer in Massen- oder Privatquartieren untergebracht hat und für rund 5.000 Teilnehmende und Besucher ein Hotel gebucht oder vermittelt hat. Wie die übrigen 20.000 Dauerkartenbesucher unterkamen, darüber lässt sich nur spekulieren. Und genau das tut der Bericht des Kultdezernats.
Interessant sind hierbei die veranschlagten Ausgabe-Summen pro Katholikentagsbesucher. Der Bericht legt hierfür die Zahlen der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH zugrunde, die davon ausgeht, dass ein Tagesbesucher durchschnittlich 48,50 Euro in der Stadt ausgibt, ein Übernachtungsbesucher, der die Hotellerie nutzt, 185,50 Euro. Erstaunlich hohe Werte. Die IHK Hannover, die sich seit mehreren Jahren sehr intensiv mit den touristischen Ausgaben innerhalb Deutschlands beschäftigt, geht davon aus, dass der durchschnittliche Ausgabesatz eines Tagestouristen bei 28 Euro liegt, der eines Übernachtungsbesuchers, der die Hotellerie nutzt, bei 131,60 Euro. Dass man in Leipzig von höheren Zahlen ausgeht, mag daran liegen, dass es dort viele Messebesucher gibt, die als High-Budget-Reisende einzustufen sind. Kirchentagsbesucher jedoch sind im Durchschnitt Low-Budget-Reisende, die klassischerweise selbstgeschmierte Stullen essen und eher nicht das Menü eines 5-Sterne-Restaurants. Ihre täglichen Ausgaben dürften daher sogar noch unter dem von der IHK ermittelten Durchschnittswert liegen. Nebenbei bemerkt enthält dieser Wert (sowohl der von der Leipziger Tourismus und Marketing GmbH als auch jener der IHK) bereits einen Anteil für Eintrittskarten, die in der Stadt erworben werden. Die Eintrittskarte des Katholikentags müsste deshalb vom im Bericht des Kulturdezernats angesetzten Tagessatz auf jeden Fall abgezogen werden, da das Geld hierfür allein dem Katholikentagsveranstalter und keinem Unternehmen in der Stadt Leipzig zugute kommt.
Es gibt also gute Gründe davon auszugehen, dass die auf Spekulationen basierenden Ausgaben der Katholikentagsbesucher in Leipzig vom Kulturdezernat viel zu hoch angesetzt wurden.
Geldfluss "in die Stadt" ist kein Geldfluss "an die Stadt"
Und es kommt noch ein weiterer wichtiger Aspekt hinzu: Von Ausgaben, die in Leipzig getätigt wurden, profitiert die Stadt Leipzig selbst nur zu einem Bruchteil, denn das Geld fließt zwar IN die Stadt, nicht aber AN die Stadt.
Das Geld, das ein Katholikentagsbesucher bezahlt, um sich in Leipzig ein Eis zu kaufen, bekommt nicht die Stadt, sondern der Eisverkäufer. Der zieht von dem Betrag die Umsatzsteuer ab, die er dem Staat geben muss. Die Stadt Leipzig erhält von diesem Umsatzsteuerbetrag nur einen verschwindend geringen Teil. Aber auch der Eisverkäufer kann nicht das ganze Geld behalten. Er muss davon Einkommenssteuer zahlen, von der die Stadt Leipzig ebenfalls nicht unmittelbar profitiert, und natürlich muss er die Zutaten für sein Eis bezahlen. Von dem, was nach Abzug aller Kosten für ihn übrig bleibt, muss der Eisverkäufer Gewerbesteuersteuer an die Stadt zahlen – die einzige Möglichkeit der Stadt Leipzig, direkt von dem Geld zu profitieren, das die Katholikentagsbesucher in der Stadt lassen. Und auch das bekommt sie nur, wenn der Eisverkäufer insgesamt genug verdient, um überhaupt Gewerbesteuer zahlen zu müssen. Und wenn er aus Leipzig ist. Ist er aus einer anderen Stadt angereist, um mit einem mobilen Stand beim Kirchentag Eis zu verkaufen, so profitiert die andere Stadt von seiner Gewerbesteuer.
Der Bericht des Kulturdezernats ist immerhin so ehrlich auf diesen Umstand hinzuweisen und konstatiert, dass von den (sehr wahrscheinlich viel zu hoch angesetzten) Ausgaben der Katholikentagsbesucher lediglich Steuer-Mehreinnahmen von rund 180.000 Euro für die Stadt Leipzig zu erwarten sind.
Lediglich 180.000 Euro Steuer-Mehreinnahmen für Leipzig durch Katholikentagsbesucher
Freilich kann der Bericht des Kulturdezernats hier nicht enden. Denn dass das Bereitstellen einer Fördersumme von einer Million Euro aus dem Stadtsäckel für eine Veranstaltung, die der Stadt nur 180.000 Euro einbringt, für die Stadt Leipzig finanziell nicht attraktiv ist, fällt selbst dem schlechtesten Rechner auf. Und so folgt im Bericht an dieser Stelle höhere Marketingarithmetik, die sich auf den Begriff "Wertschöpfung" verlegt, anders gesagt: auf die Gewinne, die die Wirtschaftsunternehmen in Leipzig durch die Gäste des Katholikentags zu erwarten haben. Der Bericht kommt hierbei auf eine "Gesamtwertschöpfung für die Kommune i.H.v. rund 3,5 Mio Euro". Für den Stadtsäckel von Leipzig hingegen bleibt es bei den 180.000 Euro.
Aber es gibt ja noch den anderen Bereich, in dem die Stadt Leipzig grundsätzlich vom Kirchentag profitieren könnte: die Ausgaben des Kirchentagsveranstalters in Leipzig. Was die Gesamtausgaben des Kirchentagsveranstalters betrifft, so geht die Stadt Leipzig davon aus, dass von den 9,9 Millionen Euro Gesamtvolumen des Katholikentags 4,23 Millionen Euro in Leipzig umgesetzt wurden. Zahlen, die offenbar direkt vom Kirchentagsveranstalter stammen. Wieder hört es sich so an, als sei das Geld direkt an die Stadt Leipzig geflossen, wieder scheint der Deal 1 Million für 4,23 Millionen ein lukrativer zu sein und wieder ist diese Darstellung höchst unseriös.
Der größte Posten dieser 4,23 Millionen Euro sind über 1 Million Personalkosten, die die Geschäftsstelle des Katholikentagsvereins verschlungen hat. Für die Organisation eines Kirchentags wird jeweils ein neuer, rechtlich selbstständiger Verein gegründet, der zwei Jahre lang eine Geschäftsstelle in jener Stadt betreibt, in der das Ereignis stattfindet. Die Personalkosten für die insgesamt 44 im Verlauf der zwei Jahre beschäftigten Mitarbeiter der Geschäftsstelle, verbucht der Bericht des Kulturdezernats als Ausgabe in der Stadt Leipzig. Die Logik dahinter ist, dass jemand, der in Leipzig arbeitet, auch in Leipzig seinen Lohn ausgibt. Nur: 22 dieser 44 Mitarbeiter haben bereits vor der Anstellung bei der Geschäftsstelle des Katholikentagsvereins in Leipzig gewohnt und ihr Geld ausgegeben. Von den übrigen 22 ist unbekannt, ob sie tatsächlich in Leipzig gewohnt und die dortige Wirtschaft mit ihrem Einkommen beglückt haben oder ob sie in einem Vorort wohnten und dort einkauften oder vielleicht gar ihr Geld beim Internethandel verprassten.
Aber da sind ja noch die anderen 3,2 Millionen Euro, die der Veranstalter angeblich in der Stadt Leipzig ausgegeben hat. Diese sind laut Kulturdezernat Leipzig "direkt in der Stadt, an Gebühren und Mieten städtischer Immobilien, an städtische und stadtnahe Unternehmen, sowie in der Stadt angesiedelte Dienstleister in Hotellerie und Veranstaltungsgewerbe geflossen". Ausgerechnet an diesem interessanten Punkt, der erlauben würde zu klären, wieviel Geld die Stadt Leipzig tatsächlich durch den Veranstalter eingenommen hat, wird der Bericht schwammig und wirft "Mieten städtischer Immobilien", die die Stadt unter Umständen direkt als Einnahme verbuchen könnte, in einen Topf mit Zahlungen an "in der Stadt angesiedelte Dienstleister", von deren Einnahmen die Stadt Leipzig wieder einmal nur einen Bruchteil per Gewerbesteuer erhält.
Vor allem ein genauerer Blick auf die Posten "Stadt Leipzig (Gebühren, Miete, Entgelte)" (170.000 Euro) sowie "Unternehmen: städtisch / stadtnah / städtische Beteiligung" (710.000 Euro) wäre äußerst interessant. Denn die genannten Beträge stellen natürlich keine Gewinne der Stadt Leipzig dar. Bei Unternehmen mit städtischer Beteiligung erhält die Stadt entsprechend ihrer Beteiligung nur einen Teil der genannten Summe. Noch spannender wird es bei den städtischen Gebühren. Da für Gebühren im Kommunalabgaberecht der so genannte Kostendeckungsgrundsatz gilt, darf die Stadt hier keinen Gewinn machen. Die genannten Einnahmen durch den Kirchentagsveranstalter in diesem Bereich stellen also keinen Gewinn für die Stadt dar, sondern decken städtische Kosten, die beispielsweise für die Beseitigung des erhöhten Müllaufkommens durch den Katholikentag entstanden sind.
Wer sich erhofft, dass die Geldflüsse vom Katholikentagsveranstalter in die Stadt und an die Stadt vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt transparenter werden könnten, möge alle Hoffnung fahren lassen:
"Die vielfältigen Rahmenbedingungen, unter denen diese Summe im Einzelnen an verschiedenste Empfänger floss, lassen es spekulativ erscheinen, aus diesem Gesamtwert die absolute Wertschöpfung durch Veranstalterausgaben herausdestillieren zu wollen."
Viele Spekulationen und wenige Fakten
Anders gesagt: Der Bericht des Kulturdezernats Leipzig ist kein Bericht, sondern eine mit Zahlen garnierte Fantasystory.
Das betrifft auch den Teil des Berichts, der sich mit den zukünftigen Besuchern Leipzigs beschäftigt, welche durch die breite überregionale Berichterstattung über den Katholikentag angeblich ein unbeherrschbares Verlagen verspüren, die Stadt Leipzig als Touristen zu besuchen. Ob in der Kristallkugel des Kulturdezernats auch die Information verfügbar ist, wie viele der befristet angestellten Mitarbeiter der Geschäftsstelle des Katholikentagsvereins demnächst bei der Stadt Leipzig Hartz IV beantragen werden? Oder welches zukünftige Genie seine geniale Eingebung verpasste, weil durch den Katholikentag in Leipzig 5.382 Schulstunden ausfielen? Wahrscheinlich nicht. Die Fantasie der Berichterstatter des Leipziger Kulturdezernats scheint nur in eine Richtung zu funktionieren.
7 Kommentare
Kommentare
David am Permanenter Link
Religion hat viel mit Spinnerei zu tun. Also sind im Bericht nicht viel Phantasie (ein sehr positives Wort) sondern Spinnerei
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
" "Unserer Stadt brachte der 100. Katholikentag Millionen ein." Ganze 7,5 Millionen Euro sollen es laut BILD sein,..."
Von da ist es nur ein kleiner Schritt für die BILD bis zur glorreichen Idee, dass man nun am besten 100 weitere Katholikentage in Leipzig veranstalten solle, am besten als Gegengewicht zum Lutherjahr bereits 2017. Warum? Weil 100 x 7,5 Mio. die stolze Summe von 750.000.000 Euro ergibt und - schwuppdiwupp - alle Schulden der Stadt wären weg, gen Himmel entfleucht...
Volkmar H. Weber am Permanenter Link
Ich habe den Artikel kopiert und diesen dem OB Jung zur Stellungnahme übersandt. Mal sehen ob er antwortet.
Matthias Krause am Permanenter Link
Vielen Dank für den guten Artikel, der die nicht einfache Materie gut verständlich erklärt.
Udo Endruscheit am Permanenter Link
Alberner Blödsinn, das wissen vermutlich sogar die Verfasser dieser "Information" selbst.
Mir ist kein einziger davon für eine Veranstaltung oder eine große PR-Aktion meiner Stadt bekannt, der nachvollziehbar eine unmittelbare wirtschaftliche Auswirkung belegen konnte.
Nun, das muss er auch nicht immer. Wenn man sich politisch entscheidet, eine Veranstaltung vor Ort zu fördern, dann kann man auch mal ein nicht pekuniäres Interesse im Vordergrund haben. Das muss sich dann aber aus dem Wohl der Gebietskörperschaft und dem öffentlichen Interesse begründen. Man muss dann eben so ehrlich sein, zu sagen, das sind eben Ausgaben fürs Image, das ist uns wichtig, und gut ist.
Pech nur, wie Frau Wakonigg ja auch schreibt, dass mit dem überragenden öffentlichen Interesse auch in Leipzig niemand mehr ernsthaft hausieren gehen konnte... Das ist in der Tat das Einzige, was sich durch den tatsächlichen Ablauf des Kirchentages wirklich bestätigt hat. Aber nein, man lügt man sich in die Tasche, vorher, und hinterher stellt man Milchmädchenrechnungen zusammen, dass der Fachmann nicht mehr weiß, ob er weinen oder lachen soll. Von der Bild-Zeitung und ihrer Expertise will ich hier mal ganz schweigen.
Immer das Gleiche. Umsatz wird mit Gewinn verwechselt (z.B. bei den Zahlungen der Veranstalter an städtische Unternehmen), zahlenmäßig niemals fassbare Posten werden massiv aufgebläht, vor allem die Gewerbesteuer (die vermutlich sogar gegen Null tendiert) und so weiter. Entlarvend ist doch gleich der mehrfach sich selbst relativierende Satz: "Insgesamt darf davon ausgegangen werden, dass bereits im Ergebnis der Besucherausgaben sowie der Ausgaben des Veranstalters die Fördersumme der Stadt i.H.v. 1 Mio Euro als amortisiert betrachtet werden darf." Darf man nicht, nein.
Das ganze Papier ist eigentlich nichts anderes als lächerlich. Was für ein Glück für die Stadt Leipzig, dass sie nicht selbst den Verwendungsnachweis prüfen und testieren muss! Das muss nämlich der Freistaat, es gilt im Zuwendungsrecht der Grundsatz, dass bei Beteiligung mehrerer öffentlicher Fördertöpfe der mit dem größten Anteil den Verwendungsnachweis prüft. Und ob danach der Rechnungshof nochmal eintritt, kann dieser selbst entscheiden.
Als alten Revisor juckt es mich in den Fingern...
Allein der Umstand, dass hier ohne wirkliche Not so ein viertelwarmes Rechtfertigungspapier überhaupt vorgelegt wird, spricht doch Bände. Ob es im Rat der Stadt Leipzig jemanden gibt, der dem Oberbürgermeister das Ding um die Ohren haut? Man weiß es nicht. Si tacuisses...
Unechter Pole am Permanenter Link
Es wäre noch ein Aspekt zu ergänzen, und zwar müssten die "Sowieso-Steuereinnahmen" abgezogen werden. Auch ohne Kirchentag wären die Hotels gebucht und es würde eingekauft werden.
Wolfgang am Permanenter Link
Seit über 2000 Jahren wird gelogen und diese christliche Tradition pflegt man weiter.
Ohne bescheißen geht gar nichts. Man soll ja auch nur glauben. Und zahlen!