Religionen als Friedensstifter?

Wenn der Militärbischof vom Frieden spricht

Der Militärbischof Dr. Franz-Josef Overbeck sprach am Mittwoch vor der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bochum darüber, welch friedensfördernde Auswirkungen die Religionen haben. Für ihn ist der religiös motivierte Terror in Syrien, Irak, Nigeria kein gegenteiliges Zeichen, sondern (wieder einmal nur) falsch verstandene Religion.

"Die gewaltsame Durchsetzung einer Religion oder ein gewaltsames Vorgehen im Namen dieser Religion agiert immer gegen fundamentale eigene Grundlagen" sagte er nach Angaben des Bistums Essen. "Im Islam und im Christentum gibt es keinen Gott, der die Menschen einfach aufruft, Gewalt auszuüben."

Man möchte dem Herrn Bischof darum bitten, sich dem Bibel- und Koranstudium zuzuwenden; allein dort wird er ein Übermaß an Aufforderungen finden, auf welche Art und Weise der "Gegner" zu vernichten sei. Es ist ganz sicher kein Zufall, dass sich Terroristen häufig auf "heiligen" Schriften und Bücher beziehen.

Doch weil nicht sein kann was nicht sein darf, geht es für den Bischof bei religiösem Terrorismus "nicht um ... Gewalt, die religiös begründet ist, sondern die religiös gerechtfertigt wird". Was er dabei wegen des Balkens im eigenen Auge übersieht: Wenn eine Ideologie es ermöglicht, dass in ihrem Namen Terror gerechtfertigt werden kann, dann stimmt etwas mit der Ideologie nicht.

Bischof Franz-Josef Overbeck
Bischof Franz-Josef Overbeck (2014), Foto: ACBahn, Wikimedia, CC BY-SA 3.0

Doch man sollte den Bischof auch loben. Immerhin kommt er zur Erkenntnis, dass die Grundvoraussetzung für gewaltfreie Religionen die Anerkennung der Religionsfreiheit sei. "Der Glaubwürdigkeitstest für jede Religion (liegt) darin, für Religionsfreiheit auch dann einzutreten, wenn andere Religionen betroffen sind."

Ein hehres Ziel, das kaum erreichbar sein sollte, wenn er zudem betont, dass keine Religion dabei auf ihren Wahrheitsanspruch verzichten müsse. Denn das ist ein Widerspruch in sich, denn Religionen definieren sich eben durch ihren Anspruch, die "Wahrheit" zu kennen und zu verkünden. Genau auch wegen der verschiedenen "Wahrheiten" gibt es Konflikte und Kriege im Namen der verschiedenen Religionen.

Dieser Widerspruch ist selbst dem Militärbischof klar, denn er schränkt ein, dass "alle Religionen … darauf verzichten können und verzichten, ihn (den "Wahrheitsanspruch") mit Gewalt durchzusetzen."

Dieser Versuch des Militärbischofs Dr. Franz-Josef Overbeck, etwas Unvereinbares zu vereinbaren, zeigt deutlich auf, wie wenig Religionen die Probleme der globalisierten Welt zu lösen imstande sind. Selbst wenn man dem Herrn Bischof zugute hält, dass er guten Willens ist: Mit einem gemeinsamen Friedensgebet aller Religionen, "zu dem erstmals Papst Johannes Paul II. 1986 nach Assisi eingeladen hatte", lassen sich religiöse Konflikte und Kriege nicht lösen. Denn wenn, dann hätte es nach 1986 keine terroristischen Anschläge oder Kriege im Namen irgendeines Gottes mehr geben dürfen.