Stimmen zum Tode Udo Jürgens

"Er war einer von den Anständigen"

BERLIN. (hpd) Der Tod des Entertainers Udo Jürgens beherrscht nicht nur die österreichischen Medien, sondern auch deutsche und schweizerische. Der Fernsehsender ORF hat gestern Abend sein Programm ebenso umgestellt wie das ZDF. Auch die humanistische Szene zeigt sich betroffen.

Der 1. Vorsitzende der Giordano Bruno Stiftung, Herbert Steffen, zeigte sich im Gespräch mit dem hpd “tief betroffen” vom Tod des Sängers. “Er ist mein Idol, ich besitze alle Platten von Udo Jürgens und höre seine Musik seit fast 40 Jahren.” Steffen wies darauf hin, dass es “nicht nur die Schönheit seiner Musik” sei, die ihn seit Jahren fesselt, “sondern es waren vor allem immer auch seine Texte. Mein Lieblingslied ist das ”ehrenwerte Haus“, in dem er die Doppelmoral der Gesellschaft wunderbar aufzeigt.” Viele seiner Texte sind gesellschaftskritisch. “Das gilt auch für den Hit ‘Griechischer Wein’, der sich mit ‘Gastarbeitern’ auseinandersetzt, als kaum jemand dieses Thema ansprach.”
Herbert Steffen wollte Udo Jürgens sogar einmal zu einer Geburtstagsfeier einladen; leider wurde nie etwas daraus. Für ihn war die Nachricht, die ihn gestern am späten Abend erreichte, ein Schock, der ihn “die ganze Nacht kaum schlafen ließ.”

Auch der Herausgeber des Humanistischen Pressedienstes, Volker Panzer, schätzt die Musik von Udo Jürgens deshalb, weil er ein “musikalischer Geschichtenerzähler” war. “Es waren nicht einfach Chansons, die er sang. Keine Lieber, die nur Gefühle transportierten. Er war aber auch nicht ‘nur’ ein Schlagersänger, der fremde Texte interpretiert.” Sondern Udo Jürgens hat sich selbst immer auch in seine Texte mit eingebracht. Seine Lieder - so Panzer - zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie nicht nur aus nachsingbaren, eingängigen Refrains bestanden, sondern “in den Strophen Geschichten erzählten, die durchaus an der politischen Situation rüttelten.” Hier stand er eher in der Tradition von Liedermachern. “Er war ein Besonderer unter seinen Kollegen und Kolleginnen.”

Der österreichische Kabarettist und Satiriker Werner Schneyder, ebenfalls Atheist, würdigt Udo Jürgens gegenüber Medien als politisch Anständigen. “Ich bin sehr bewegt. Ich kannte ihn, seit er 19 war und ich 17. Er machte aus seinem Talent eine lebenslange Meisterschaft. Jetzt is er während einer Tournee, während einer Erfolgsbestätigung quer durch alle Publikumsschichten abberufen worden. Zum Glück ohne Leidensgeschichte. Ich trauere um einen perfekten Entertainer und einen Landsmann von hoher politischer Anständigkeit.”

Keine uneingeschränkte Bewunderung aber Respekt zollt Erwin Peterseil, Betreiber des oberösterreichischen Portals atheisten-info.at Udo Jürgens. Er sei "nicht durchgehend" Fan seiner Musik gewesen, schreibt Peterseil. Und kramt sofort ein Lied hervor, das seinen Geschmack getroffen hat. Ein Paradebeispiel für die Gesellschaftskritik des verstorbenen Entertainers.