USA

Anklage wegen weiblicher Genitalverstümmelung

Im US-Bundesstaat Michigan stehen derzeit eine Ärztin und ein Arzt vor Gericht, weil sie an jungen Mädchen Genitalverstümmelungen vorgenommen haben sollen. Es ist das erste Verfahren dieser Art in den Vereinigten Staaten.

Dr. Jumana Nagarwala, 44-jährige Ärztin indischer Herkunft aus Michigan, steht im Verdacht, in den vergangenen zwölf Jahren Genitalverstümmelungen an sechs- bis achtjährigen Mädchen vorgenommen zu haben. Konkret werden ihr derzeit zwei Eingriffe aus dem Februar dieses Jahres zur Last gelegt.

Nagarwala, die bis zu ihrer Verhaftung als Notfallmedizinerin in einem Krankenhaus in Detroit arbeitete, soll für die Eingriffe die Privatklinik von Dr. Fakhruddin Attar (53) in Livonia, einem Vorort von Detroit, genutzt haben. Attar und seine Frau wurden ebenfalls wegen des Verdachts auf Durchführung von oder Mithilfe bei weiblichen Genitalverstümmelungen festgenommen.

Lokale Medien in Detroit verorten die Angeklagten im Umfeld der muslimischen Dawudi Bohra-Sekte, einer religiösen und kulturellen Gemeinschaft, die im Verdacht steht, weibliche Genitalverstümmelungen an jungen Mädchen vorzunehmen. Ein schmerzhafter chirurgischer Eingriff, bei dem Teile der Klitoris oder Klitorisvorhaut entfernt werden, um das weibliche Lustempfinden beim Geschlechtsverkehr zu unterdrücken.

Das Verfahren ist das erste seiner Art in den Vereinigten Staaten, wo 1996 ein Gesetz gegen weibliche Genitalverstümmelung verabschiedet wurde. "Die weibliche Genitalverstümmelung stellt eine besonders brutale Form der Gewalt gegen Frauen und Mädchen dar", erklärte der für das Verfahren zuständige Staatsanwalt Daniel Lemisch laut der britischen Zeitung The Guardian. "Dieser Brauch hat in einer modernen Gesellschaft nichts zu suchen und wer weibliche Genitalverstümmelungen an Minderjährigen durchführt, wird sich vor dem Gesetz verantworten müssen."

Nach einem Bericht des US-Centers für Seuchenschutz und Prävention waren im Jahr 2012 rund 513.000 Frauen und Mädchen in den USA von einer weiblichen Genitalverstümmelung bedroht – mehr als dreimal so viele als laut einer Schätzung, die auf Zahlen aus dem Jahr 1990 basierte.