Irland hat das restriktivste Abtreibungsgesetz in Europa. Danach ist ein Schwangerschaftsabbruch selbst nach einer Vergewaltigung verboten. Im vergangenen Jahr hat der UN-Menschenrechtsausschuss das irische Abtreibungsverbot als Verstoß gegen die internationalen Menschenrechtsvereinbarungen kritisiert. Nun hat die Regierung beschlossen, im kommenden Jahr einen Volksentscheid über die Lockerung der strengen Regeln durchzuführen. Das teilte Irlands Ministerpräsident Leo Varadkar am Dienstag mit.
Seit im Jahr 2014 das Gesetz erstmals gelockert worden ist und ein Schwangerschaftsabbruch möglich ist, wenn das Leben der Schwangeren bedroht ist oder wenn sie als selbstmordgefährdet gilt, läuft die katholische Kirche gegen eine Liberalisierung des strikten Verbots Sturm. Das kann nur als Rückzugsgefecht verstanden werden, laufen doch der bislang starken Kirche sowohl die Gläubigen fort als auch die Priester. So beginnen nur noch sechs Männer laut Irish Times diesen Herbst ihre Priesterausbildung im St. Patrick’s College in Maynooth.
Eine Liberalisierung der Abtreibungsgesetze ist bitter nötig. Allein im vergangenen Jahr reisten 3.265 Frauen aus Irland nach Großbritannien, um einen Schwangerschaftsabbruch durchführen zu lassen. Dabei dürfte es sich um die Spitze des Eisberges handeln; können doch viel betroffene Frauen die Reisekosten nicht aufbringen und nehmen illegale und damit lebensgefährliche Abtreibungen vor.
In Irland hat die katholische Kirche in den vergangenen Jahren immer mehr an Rückhalt in der Bevölkerung verloren. Die Missbrauchsskandale, die ans Tageslicht kamen, sowie auch der Fund von Massengräbern mit Kinderleichen rund um ehemalige katholisch geführte Mutter-Kind-Heime haben das Vertrauen in die Kirche in Irland tief erschüttert.
3 Kommentare
Kommentare
Konrad Schiemert am Permanenter Link
Die Liberalisierung der Abtreibungsgesetze wäre für die EU auch ein geeignetes Thema um eine einheitliche Regelung zu finden.
Kay Krause am Permanenter Link
Dieses ganze katholische "Bodenpersonal" ist eine verlogene Gesellschaft und wird nach wie vor vom Staat hofiert!
Thomas Göring am Permanenter Link
Was sagen denn nun eigentlich die sich hier ansonsten jedesmal so umgehend & wortreich meldenden Abtreibungsgegner unter den hpd-Lesern zu diesem Vorgang?
Dieser hpd-Artikel ist jetzt immerhin schon ganze eineinhalb Wochen alt – und noch immer hat kein(!!) einziger Christ (und/oder Nationalkonservativer und/oder Völkischer) in dieser Kommentarspalte dazu Stellung genommen. Woran liegt das? Herbsturlaub? Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela oder Kevelaer? Audienz beim Papst? Stille Einkehr? Weinfest? Klar, das alles ginge ja dann vor...
Nix für ungut. Aber warum schweigen Sie "Lebensschützer" hier, wo Sie sonst gewöhnlich bestrebt sind, zu jedem Artikel zum Thema Schwangerschaftsabbruch möglichst das allerletzte Wort zu behalten, - so als ob dieses ein Wahrheitsbeweis Ihrer Ansichten wäre...?
Wie habe ich das zu verstehen?