Nach angeblicher Gotteslästerung

Kapitulation vor den Islamisten in Pakistan

Islamisten haben in Pakistan den Rücktritt des Justizministers wegen angeblicher Blasphemie erzwungen. Zuvor kam es zu Straßenblockaden und Ausschreitungen, bei denen mindestens sechs Menschen starben.

Der Auslöser für den Konflikt war die leichte Umformulierung einer Eidesformel für Parlamentarier. Der pakistanische Justizminister Zahid Hamid hatte veranlasst, dass aus einem feierlichen Schwur auf "die absolute und uneingeschränkte Prophetenschaft Mohammeds" eine Erklärung wurde. Fälschlicherweise verbreiteten Islamisten daraufhin die Nachricht, dass der Name von Mohammed aus der Erklärung gestrichen wurde. Dem Justizminister warfen sie deswegen Gotteslästerung vor und forderten seinen Rücktritt. 

Obwohl die Regierung schnell zurückruderte und von einem "Schreibfehler" sprach, riefen mehrere religiöse Kleinparteien zum Protest auf. Tausende Islamisten folgten dem Aufruf und blockierten wichtige Hauptstraßen in mehreren Großstädten. Bei dem vergeblichen Versuch der Regierung, den Protest mit Polizei und Paramilitärs aufzulösen, kam es zu gewaltsamen Ausschreitungen. Dabei starben mindestens sechs Menschen, etwa 200 wurden verletzt.

Aus Angst vor weiteren Eskalationen, beugte sich die Regierung der Forderung der Islamisten und der Justizminister erklärte seinen Rücktritt. Zuvor wurde sein Elternhaus von religiösen Fanatikern verwüstet und geplündert.

Beobachter befürchten derweil, dass sich Pakistan auf eine Staatskrise zubewegt. So erklärte der SZ-Korrespondent Arne Perras: "Die Demütigung der Regierung und das schwer beherrschbare Chaos schürt Befürchtungen, dass der Staat sich immer weniger gegen religiöse Hardliner zur Wehr setzten kann und sich erpressen lässt, wenn religiöse Kräfte Blasphemie als Waffe gegen liberale Kräfte einsetzen."