Kantar Emnid Umfrage

Bayern: Mathe beliebter als Religionsunterricht

Laut einer jüngst vorgestellten repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar Emnid im Auftrag der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern ist Religionsunterricht in Bayern nicht besonders beliebt. Ein Viertel der Befragten sprach sich ferner für die Abschaffung des Religionsunterrichtes als ordentliches und damit verpflichtendes Lehrfach aus.

Laut bayerischer Landesverfassung ist der Religionsunterricht in Bayern ordentliches Lehrfach und damit ein Pflichtfach für Schülerinnen und Schüler aller Schulformen. Nicht-religiöse Schüler haben die Möglichkeit, sich vom Religionsunterricht abzumelden, sind dann jedoch verpflichtet, das Ersatzfach "Ethik" zu belegen. Der Ethikunterricht wird in Bayern von rund 10% der Schülerinnen und Schüler besucht.

Um die gesellschaftliche Akzeptanz des Religionsunterrichts zu prüfen, beauftragte die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern das Meinungsforschungsinstitut Kantar Emnid mit einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage, die vom 12. Oktober bis 3. November 2017 unter 1000 Einwohnern Bayerns durchgeführt wurde.

Das Ergebnis: 65% der befragten Bayern sprechen sich klar für Religionsunterricht als ordentliches und damit verpflichtendes Lehrfach aus. Die Befürworter begründen ihre Haltung unter anderem damit, dass im Religionsunterricht wichtige Werte gelernt würden. 25% der befragten Bayern sprechen sich deutlich gegen Religionsunterricht als ordentliches Schulfach aus. Die am häufigsten genannten Gründe für diese Ablehnung waren, dass Religion Privatsache sei, dass die Schule neutral sein solle und dass Religionsunterricht für das spätere Berufsleben nicht notwendig sei. Personen mit geringerer Schulbildung stimmten hierbei den Argumenten gegen den Religionsunterricht als ordentliches Schulfach seltener zu als andere befragte Gruppen.

Laut Kantar Emnid-Umfrage betrachten sich nur wenige der befragten Bayern selbst als sehr religiös, 76% dagegen als mindestens ein wenig religiös. Nur etwa 3 von 10 Kirchenmitgliedern fühlen sich sehr oder ziemlich mit ihrer jeweiligen Kirche verbunden.

Deutlich negativ schneidet der Religionsunterricht in der Beliebtheitsskala ab. Mit 38% rangiert Religion hinsichtlich der Beliebtheit des Fachs noch hinter Mathematik (42%). Noch unbeliebter als Religion war nur Physik (32%). Religion weist damit einen erstaunlichen Beliebtheitsunterschied zum Ersatzfach "Ethik" auf. Dieses wurde zwar nur von wenigen Befragten besucht, wenn es besucht wurde, gaben die Befragten jedoch mehrheitlich an, dass das Fach bei ihnen beliebt war.

Hinsichtlich der Beliebtheit des Religionsunterrichts gibt es in Bayern übrigens erstaunliche regionale Unterschiede. In Unterfranken gaben lediglich 32% der Befragten an, dass Religion bei ihnen ein beliebtes Fach war. In der Oberfalz dagegen waren es 45%.

Während sich ein Viertel der bayerischen Bevölkerung gegen den Religionsunterricht als verpflichtendes Lehrfach ausspricht, sprechen sich Politik und Lehrerschaft deutlich dafür aus. Laut Medienberichten sagte der bayerische Bildungsminister Ludwig Spaenle (CSU) der Deutschen Presse-Agentur, dass die bayerische Landesverfassung ganz bewusst die Ehrfurcht vor Gott und der Würde des Menschen zu einem unumstößlichen Bildungsziel erklärt habe und dass man daran in "unserem christlich-geprägten Bayern" festhalten werde.

Auch die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands Simone Fleischmann sprach sich für Religionsunterricht als Pflichtfach aus, da dies im Freistaat eine lange Tradition habe. Wichtig ist Fleischmann laut Medienberichten, dass sich die gelehrten Überzeugungen mit denen der Kirchen deckten. Außerdem sprach sie sich auch für einen islamischen und jüdischen Religionsunterricht aus, da die Vielfalt des Glaubens auch an den Schulen im Freistaat abgebildet werden müsse.