Der hpd berichtete mehrfach über einen unglaublichen Fall im südhessischen Hambach. Ein atheistischer Vater wollte nur seine sechsjährige Tochter vor religiösen Veranstaltungen in ihrer staatlichen Grundschule schützen. Am Ende wurde er mittels einer völlig überzogenen Polizeiaktion in die Psychiatrie zwangseingewiesen. Unser Autor Bernd Kammermeier begleitet diesen Konflikt seit seinen Anfängen und legt hier einen Zwischenbericht vor, denn die Causa Christophorus ist zwar noch nicht erledigt, aber die Hoffnung darauf wächst.
Ich gebe es offen zu: Diese kleine Familie in Hambach an der Bergstraße ist mir inzwischen ans Herz gewachsen. Die Ereignisse um die unnötige und in ihrer Ursache noch nicht völlig aufgeklärte Aktion der Polizei – der hpd berichtete – hat ihre Spuren hinterlassen. Nicht nur Alexander Michael Stier wurde massiv traumatisiert, auch seine kleine Tochter E. (der Name ist der Redaktion bekannt) und seine Ehefrau wurden derart belastet, dass sie sich in psychologischer Betreuung befinden. Alex Stier steht unter schwersten Psychopharmaka, seine Diagnose liegt mir vor. Erst die Polizeiaktion, die dabei empfundene Ohnmacht, der temporäre Verlust der Kinder, die sich von ihrem Vater nicht verabschieden durften, haben ihn in diese Lage gebracht. Alte Kindheitserlebnisse sind aufgebrochen. Alex Stier geht damit offen um. Er hat mir alle Dokumente zur Verfügung gestellt, sein Innerstes nach außen gekrempelt. Bei jedem unserer Gespräche sehe ich einen ehrlichen Menschen vor mir, der unerwartete Reaktionen für sein ursprüngliches Anliegen erleben musste.
Was war sein Anliegen?
E. geht seit letztem Jahr auf die einzige staatliche Grundschule in Hambach. Sie besucht sie gerne, lernt begeistert, ist aufgeweckt, intelligent, redegewandt und selbstbewusst. Sie hat Freunde, ist sozial integriert. Doch sie wurde auch im Bewusstsein erzogen, dass es keine Götter gibt, dass sich Menschen im Laufe der Zeit viele solcher Mythen ausgedacht haben. So kam es für das Mädchen zu einem Loyalitätskonflikt, als der Pfarrer des Ortes – der offiziell nichts mehr mit der Schule zu tun hat – bei mehreren Gelegenheiten alle Schüler, also auch E., auf dem Schulhof das kreationistische Lied "Laudato si" anstimmen ließ. E. fühlte sich unwohl, weil sie sich genötigt sah (auch wenn dies von den Lehrern anders gedacht war), für "Gott" zu singen und zu klatschen.
Als ich das erste Mal vor der Schule stand, ist mir die deutliche Verquickung dieser Einrichtung mit der Kirche aufgefallen. Zunächst steht ihr unmittelbar gegenüber eine mächtige Wallfahrtskirche, die durch Kinderaugen noch bedrohlicher wirken mag. Auf der Fassade der staatlichen (!) Schule prangt ein riesiges Graffito mit einem Heiligen (Christophorus), der auf seiner Schulter ein Jesuskind trägt, das wiederum einen Reichsapfel in Händen hält. Auf die Problematik dieser Darstellung ist der hpd bereits eingegangen. Was mich bei der Inaugenscheinnahme sofort ergriff, waren die Gesichter der dargestellten Figuren. Der Mann, eine riesenhafte Erscheinung, blickt finster auf den Schulhof, das Jesuskind wirkt traurig mit heruntergezogenen Mundwinkeln. Nichts Kindgerechtes, Fröhliches geht von diesem Bild aus – ganz abgesehen vom üblichen Herrenmenschenduktus der NS-Kunst, den der Maler Hans Kohl selbst nach der Nazi-Zeit weiterhin pflegte. In diesem Umfeld kann ich gut nachempfinden, wie sehr sich ein kleines Mädchen wie E. zusammen mit Pfarrer und christliche Lieder singenden Mitschülern unwohl fühlte und zu Hause weinte.
Alex Stier musste als Vater, der wie ein Fels vor seiner Familie steht, handeln. Er stellte eine mangelhafte Säkularisierung an der Schule fest, die mit Dorftraditionen begründet wird. Da aber das Grundgesetz (insbesondere Art. 4 und 140) auch Kinder schützt, wollte er das nicht auf sich beruhen lassen. Er schrieb an die Verantwortlichen und bestand auf einer klaren Trennung von Staat und Kirche auch in der Schule. Nach dem hessischen Schulgesetz ist dies sogar noch schärfer geregelt als in anderen Bundesländern. Da man offenbar sein Anliegen nicht verstand oder ernst nahm, eskalierte die Angelegenheit. Einzelne Bürger Hambachs traten dabei besonders hervor, schütteten literweise Öl ins ursprünglich kleine Feuer, das Alex Stier entfachte. Dabei – so sieht es zur Zeit aus – hatte das Schulamt intern den Forderungen Alex Stiers bereits zugestimmt, doch leider bis heute keinen schriftlichen Bescheid geschickt. Dies hätte sicher viel der folgenden Eskalation verhindern können. Bedauerlicherweise hat sich der kämpferische Vater provozieren lassen. Er sah subjektiv eine Bedrohungslage gegen seine Familie, als sich erzürnte Eltern auf dem Fußballplatz treffen wollten, um gegen das Anliegen von Herrn Stier zu protestieren. Dies wurde von der Polizei verhindert. Der Vater bekam definitiv Angst um E. und bat die Polizei per Fax (dieses liegt mir vor), sich um den Schutz seiner Tochter zu kümmern.
Er kann auch glaubhaft vermitteln, wie es zu seinem ersten und einzigen schriftlichen Ausraster kam, den er in keiner Weise beschönigt. Alles davor und danach sieht er im Rahmen von Satire, Ironie, Zynismus und freier Meinungsäußerung. "Die Allgemeinheit muss mit Menschen wie Ihnen klarkommen", habe auch der Psychiater der Vitos-Klinik zu ihm gesagt. Alex Stier erinnert sich: "Ich hatte angehalten auf einem Autobahnparkplatz, weil mich ein Herr T. (der Name ist der Redaktion bekannt) als Feigling bezeichnet hatte. Da kam es erstmals zur sprachlichen Eskalation. Ich war nach einem Arbeitstag bei der SRH (IT-Fachschule) einfach fertig, meine Nerven lagen blank, da das dort anstrengend für mich ist. Und dann kommt ein mir Unbekannter und labert mich voll wegen eines Pfarrers."
Vorausgegangen waren Facebook-Kommentare von Alex Stier, in denen er den Pfarrer von Hambach als "Lügenbeutel" bezeichnete und ihn des Vertragsbruchs bezichtigte. Dies war die Folge des Interviews mit dem Pfarrer im Bergsträßer Anzeiger, das ein Stillhalteabkommen aller Parteien in der Causa Christophorus brach. Alex Stier: "Ich hatte dem Pfarrer ein 'Ultimatum' gesetzt, zu dem er den Unfug, den er über mich in einem Interview verbreitet hatte, korrigieren sollte. Und genau das war der Anlass, warum Herr T. mich anschrieb, denn dessen Familie ist nichts heiliger als ihr Pfarrer." Danach hat Alex Stier auf dem Autobahnparkplatz mit seiner privaten (!) Nachricht an Herrn T. heftig provoziert (er wolle "ein Blutbad" anrichten, allerdings im Kontext "letaler Notwehr", falls seiner Tochter E. etwas zustoßen sollte). Das tut ihm heute aufrichtig leid, weil es die Lage für seine Familie verschlimmerte. In der zeitlichen Abfolge der Ereignisse kann ich jedoch sein Verhalten menschlich nachvollziehen. Vor allem vor dem Hintergrund seiner Kindheit voll traumatisierender Erlebnisse (die mir bekannten grauenvollen Fakten möchte ich aus Gründen des Schutzes der Persönlichkeit Alex Stiers nicht veröffentlichen), seien ihm die auslösenden Erlebnisse seiner Tochter an der Grundschule wie eine "religiöse Vergewaltigung" vorgekommen. Alex Stier: "Das war mein reales Erleben. Und das ist Gewalt aus meiner Sicht. Ich bin da sehr sensibel." Herr T. habe leider ausschließlich die Provokation von Alex Stier überall in dem Bergsträßer Dorf herumgezeigt – exklusive seiner eigenen vorangegangenen Äußerungen. Letztlich landete dieser Vorgang bei der Polizei, ohne dass jemand ein klärendes Gespräch mit ihm geführt hätte. Das habe in der Summe das Fass in Hambach zum Überlaufen gebracht.
Wie sieht es aktuell aus?
Mittlerweile hat sich die Lage dort weitgehend beruhigt. Zum einen hat Alex Stier als vertrauensbildende Maßnahme seinen alten Facebook-Account gelöscht. Doch er möchte grundsätzlich Twitter oder Facebook auch in Zukunft nutzen. Er ist überzeugt: "Ich habe eines gelernt: Nur mit ruhigem oder beruhigtem Gemüt kann eine gelungene Kommunikation stattfinden." Zum anderen konnte ich selbst auch helfend eingreifen. Zunächst bestand zwar von Verantwortlichen des Dorfes oder der Schule kein großes Interesse an Gesprächen, aber der erste kleine Sieg der Vernunft konnte gefeiert werden, als dem ersten Opfer der Causa Christophorus – der Tochter E. – geholfen wurde. Es war eine vermeintlich kleine Sache, aber für das Mädchen sehr bedeutsam. Ihre beste Freundin durfte die Wohnung der Familie Stier nicht betreten, weil – so das Gerücht unter Kindern – Alex Stier an einer ansteckenden Krankheit leiden würde. Da er davon ausging, die Eltern hätten die Besuche der Schulfreundin bei E. verboten, habe ich mit der Mutter dieser Freundin telefoniert. Das Ergebnis war überaus erfreulich: Hier lagen Missverständnisse vor, die die Kinder mit ihrer Fantasie ausgebaut hatten. Am Ende war die Sache geklärt und die sechsjährige E. überglücklich. Das zeigt, dass miteinander reden hilfreich ist und viel zur Deeskalation beiträgt.
Derart ermutigt haben Alex Stier und ich am vergangenen Freitag ein Gespräch mit einer wichtigen Person aus Hambach geführt. Ich will hier noch nicht zu viele Details verraten, weil die Sache noch schwebt und ich den positiven Fortschritt nicht gefährden will. Aber so viel darf ich sagen: Der kämpferische Vater hatte am Ende des Gesprächs zum ersten Mal das Gefühl, dass ihm jemand ernsthaft zugehört hat, dass sein Anliegen verstanden wurde und dass jemand die Gründe für die Eskalation nachempfinden konnte. Es wurden am Ende einige Ziele festgelegt, was als nächstes erfolgen muss, um zu dem Ziel zu gelangen, dass uns alle an diesem Tisch einte: den Frieden in Hambach wieder herzustellen – einen Frieden ohne Verlierer, einen Frieden auf Augenhöhe, der die Familie Stier vollständig rehabilitiert. Erst dann – so die Einschätzung des behandelnden Arztes von Alex Stier – wird er die Chance auf vollständige Genesung nach der Causa Christophorus haben.
Spätestens wenn dies erreicht ist – und wir haben großartige Unterstützung durch die gbs (Giordano Bruno Stiftung) –, werde ich hier meinen Abschlussbericht vorlegen. Alex Stier meinte bei unserem letzten Abschied hoffnungsvoll: "Vielleicht gibt es ja das Wunder von Hambach." Wenn sich Menschen darum kümmern – und es keinem höheren Wesen überlassen –, dann wird das möglich sein.
Siehe dazu auch:
Streit um die Christophorus-Schule in Hambach – Wo Jesus die Kinder begrüßt
Hexenjagd in Hambach? – Unliebsamer Atheist in Psychiatrie verbracht
Causa Christophorus – Ein Vater kämpft für seine Tochter
29 Kommentare
Kommentare
Isabella am Permanenter Link
"...seien ihm die auslösenden Erlebnisse seiner Tochter an der Grundschule wie eine "religiöse Vergewaltigung" vorgekommen"-Ja, ich kann das bestätigen.
Und ich kann Herrn Stier versichern, hier handelt es sich um kein "Wunder". Es ist die Vernunft, die im Moment zu siegen scheint. Es lebe der evolutionäre Fortschritt!
Hans Trutnau am Permanenter Link
Schön, dass es vorangeht, Bernd. Du machst da einen tollen Job; alles Gute weiterhin, bes. für die Familie Stier!
parksünder am Permanenter Link
Ich habe die Lage anfangs nicht so kritisch gesehen und fand es beinahe etwas überzogen.
Ich wünsche Herrn Stier, seiner Tochter als auch seiner Frau alles Gute für die Zukunft.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Vielen Dank für die Einschätzung. Meiner Beurteilung nach vollziehen gerade Teile (große Teile?) der Bürger in Hambach den gleichen Wandel ihrer Beurteilung in der Angelegenheit.
Ich habe bei jedem Gespräch bisher deutlich gemacht, dass es vordergründig nicht um Religionskritik geht, nicht mal um Kirchenkritik im engeren Sinn. Er geht um Säkularisierungskritik, d.h. um Kritik an der nicht vollständig vollzogenen Säkularisierung, die der Staat mindestens in all seinen Einrichtungen sicherstellen oder herbeiführen muss. Somit ist der Widerstand im Dialog deutlich geringer.
Bisher wurde - mangels Dialogbereitschaft - das Anliegen von Alex Stier als Angriff auf die Religion gesehen. Daher der Vorwurf an ihn, er sei ein "Christenverfolger". Doch ihm geht es wirklich nur um Kinderrechte, um den Schutz seiner Tochter (und in vier Jahren seines Sohnes) vor der Indoktrination mit einem irrationalen Weltbild. Nicht mehr und nicht weniger.
Wie gesagt. Dort, wo das verstanden wurde, renne ich Türen ein, die zumindest schon einen Spalt offenstehen. Ich baue also das Misstrauen ab, bleibe sachlich und inzwischen ist auch Alex Stier ausreichend geerdet, sodass sein Ansehen bald wieder hergestellt sein wird. Nicht bei jedem, das ist klar, aber Sonderlinge gibt es in jedem Dorf...
Tobler am Permanenter Link
Zitat: "Danach hat Alex Stier auf dem Autobahnparkplatz mit seiner privaten (!) Nachricht an Herrn T.
Diese Äußerung lässt leider darauf schließen, dass Herr Stier keine Einsicht in sein eigenes Fehlverhalten zeigt. Wenn er einsichtig wäre, würden ihm die Äußerungen nämlich leid tun, weil er den Adressaten der Nachricht, Herrn T., durch seine Drohung verängstigt hat, und nicht, weil er damit seiner eigenen Familie geschadet hat.
So erinnert es analog an einen Menschen, der bloß deshalb vor Diebstahl zurückschreckt, weil er nicht bestraft werden möchte, anstatt weil er Respekt vor dem Eigentumrechts anderer Menschen hat.
Im Übrigen ist der Text mit "Zwischenbericht" fehletikettiert. Denn ein Bericht als journalistische Darstellungsform zeichnet sich durch größtmögliche Neutralität des Verfassers aus. Herr Kammermeier ist aber nicht neutral, wie er auch offen zugibt.
Nicht zuletzt deshalb ist die ganze Angelegenheit für Außenstehende kaum zu beurteilen. Herrn Kammermeiers Text ist mit teils irrelevanten Wertungen durchzogen (so etwa seine Empfindungen gegenüber dem Wandbild und der gegenüberliegenden Wallfahrtskirche, die er auf Kinder projiziert, oder seine Fähigkeit, Herrn Stiers Verhalten "menschlich" nachvollziehen zu können).
Die Tagespresse kapriziert sich auf das Wandbild, obwohl Herrn Stiers eigentliches und berechtigtes Anliegen die konsequente Trennung von Kirche und Staat an einer staatlichen Grundschule ist.
Dazu sind wesentliche Hintergründe nicht bekannt, etwa Inhalt und Unterzeichner des "Stillhalteabkommens".
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Ich denke, die Zeit ist angebrochen, in der man die Meinung aufgeben sollte, Herr Stier sei der Täter und alle anderen seine Opfer.
"Diese Äußerung [bzgl. Blutbad als letale Notwehr, Anm.] lässt leider darauf schließen, dass Herr Stier keine Einsicht in sein eigenes Fehlverhalten zeigt."
Er hat diese Einsicht längst gezeigt, Sie wollen sie nur aus bestimmten (?) Gründen nicht zur Kenntnis nehmen.
"Wenn er einsichtig wäre, würden ihm die Äußerungen nämlich leid tun, weil er den Adressaten der Nachricht, Herrn T., durch seine Drohung verängstigt hat, und nicht, weil er damit seiner eigenen Familie geschadet hat."
Objektiv hätte sich Herr T. mit Recht ängstigen können, wenn er vorgehabt hätte, der Tochter von Herrn Stier ein Leid zuzufügen. Denn nur für diesen Fall galt die "letale Notwehr", die dann im Juristendeutsch eher "Nothilfe" genannt werden müsste - den Aspekt der Verhältnismäßigkeit mal ausgeklammert. Ich will das gar nicht relativieren, das tut Herr Stier auch nicht, aber die völlig überzogenen Reaktionen von Herrn T. wären durch ein klärendes Gespräch unter Männern vermeidbar gewesen. Schließlich hatte Herr Stier ernsthafte Sorgen um das Wohl seiner Familie.
"So erinnert es analog an einen Menschen, der bloß deshalb vor Diebstahl zurückschreckt, weil er nicht bestraft werden möchte, anstatt weil er Respekt vor dem Eigentumrechts anderer Menschen hat."
Das ist Ihre Auffassung, die sich nicht mit den Fakten deckt.
"Im Übrigen ist der Text mit "Zwischenbericht" fehletikettiert. Denn ein Bericht als journalistische Darstellungsform zeichnet sich durch größtmögliche Neutralität des Verfassers aus."
Wo steht denn das? Gerade ein Bericht ist ein Bericht. D.h. jemand berichtet vor einem Ereignis, Erlebnis, was auch immer. Journalisten sind immer auch Menschen, die ihre eigenen Wertungen in ihre Arbeit einfließen lassen. Das ist gar nicht vermeidbar. Wenn ich mir die sehr tendenziösen Artikel im Bergsträßer Anzeiger durchlese, dann grenzt dies teilweise an einen Kommentar - zumindest an eine Darstellung ausschließlich aus Sicht bestimmter Hambacher Bürger.
"Herr Kammermeier ist aber nicht neutral, wie er auch offen zugibt."
Eben! Ich gebe es offen zu. Womit haben Sie da ein Problem? Dass ich nicht gegen Herrn Stier hetze? Nein, ich habe diesen Mann und seine Familie inzwischen sehr gut kennengelernt. Ich wünschte mir, gewisse Personen in Hambach, die mit seinem Anliegen Probleme haben, würden sich um ein ähnlich intensives Kennenlernen bemühen.
"Nicht zuletzt deshalb ist die ganze Angelegenheit für Außenstehende kaum zu beurteilen."
Das dürfen Sie getrost den Außenstehenden überlassen.
"Herrn Kammermeiers Text ist mit teils irrelevanten Wertungen durchzogen (so etwa seine Empfindungen gegenüber dem Wandbild und der gegenüberliegenden Wallfahrtskirche, die er auf Kinder projiziert, oder seine Fähigkeit, Herrn Stiers Verhalten "menschlich" nachvollziehen zu können)."
Warum sind diese irrelevant? Weil Sie bestimmten Leuten nicht in den Kram passen könnten? Zeigen Sie mir einen Journalisten, der nicht auch seine persönlichen Empfindungen in seinen Artikel - von einem persönlichen Bericht ganz zu schweigen - einbringt. Gerade der Außenstehende muss sich quasi stellvertretend durch den Journalisten ein Bild der Lage machen können. Dieses deckt sich übrigens mit einigen weiteren Gästen, die Hambach zwischenzeitlich besucht haben. Sie dürfen mir also meine Empfindungen durchaus überlassen - und den Leser daran teilhaben lassen.
"Die Tagespresse kapriziert sich auf das Wandbild, obwohl Herrn Stiers eigentliches und berechtigtes Anliegen die konsequente Trennung von Kirche und Staat an einer staatlichen Grundschule ist."
Das war der Grundfehler in der Berichterstattung. Da Herr Stier hier kein Gehör fand, ist die Sache aus dem Ruder gelaufen. Hätte Herr T. an dieser Stelle konstruktiv mitgewirkt, anstatt Herrn Stier unaufgefordert zuzutexten, dann wäre die ganze Causa Christophorus vermutlich längst zu den Akten gelegt.
"Dazu sind wesentliche Hintergründe nicht bekannt, etwa Inhalt und Unterzeichner des "Stillhalteabkommens"."
Mir sind die Hintergründe bekannt, aber nicht alles muss jetzt bereits an die Öffentlichkeit. Wenn die Sache zur Zufriedenheit aller erledigt ist, werde ich einen Abschlussbericht vorlegen - selbstverständlich auch wieder persönlich gefärbt -, der die Fakten chronologisch präsentiert. Aber erst, wenn alle Details restlos geklärt sind. Dies wird der vollständigen Rehabilitation Herrn Stiers dienen und dann werden wir sehen, was von den berechtigten Forderungen umgesetzt wird, bzw. schon umgesetzt wurde...
Tobler am Permanenter Link
"Ich denke, die Zeit ist angebrochen, in der man die Meinung aufgeben sollte, Herr Stier sei der Täter und alle anderen seine Opfer."
Richtig. Wer diese Meinung vertrat, sollte sie aufgeben. Ich vertrat sie nie, also ist da nichts, was ich aufgeben müsste.
"Ich will das gar nicht relativieren, das tut Herr Stier auch nicht, aber die völlig überzogenen Reaktionen von Herrn T. wären durch ein klärendes Gespräch unter Männern vermeidbar gewesen. Schließlich hatte Herr Stier ernsthafte Sorgen um das Wohl seiner Familie."
Welche überzogenen Reaktionen denn? In Ihrem Text steht, Herr T. habe Herrn Stier als Feigling bezeichnet und ihn aufgrund des Pfarrers vollgelabert. (Vielleicht habe ich auch etwas überlesen.)
Mag sein, dass in dem Gelaber etwas enthalten war, das Herrn Stiers ernsthafte Sorgen um seine Familie rechtfertigt. Aber das Gelaber wurde ja nicht veröffentlicht, weil Herr T. dies bislang unterlassen hat und Herrn Stiers Facebook-Konto gelöscht ist.
"Wo steht denn das?"
Zum Beispiel hier (S. 23, 2. Spalte, oben): http://www.fachjournalist.de/PDF-Dateien/2012/04/FJ_1_2001-Journalistisches-Schreiben-1_Tatsachenbetonte-Darstellungsformen.pdf
Zugegeben: Es ist dort von "Objektivität", nicht von "Neutralität" die Rede. Für mich macht dies kaum einen Unterschied.
"Wenn ich mir die sehr tendenziösen Artikel im Bergsträßer Anzeiger durchlese, dann grenzt dies teilweise an einen Kommentar"
Richtig. Dann haben die Verfasser schlechten Journalismus betrieben und sich nicht an die Regeln ihrer Profession gehalten.
"Eben! Ich gebe es offen zu. Womit haben Sie da ein Problem? Dass ich nicht gegen Herrn Stier hetze?"
Ich habe ein Problem damit, dass:
a) die Bezeichnung "Zwischenbericht" Objektivität vorgaukelt
b) für eine fundierte Meinungsbildung relevante Informationen weggelassen werden
c) für eine fundierte Meinungsbildung irrelevante, subjektive Deutungen eingefügt werden
Wenn Sie mit Ihrem Text hingegen gar nicht beabsichtigen, dass Außenstehende sich eine fundierte Meinung bilden, dann sind zumindest b) und c) natürlich unproblematisch.
"Warum sind diese irrelevant?"
Weil sie keinen Beitrag zur fundierten Meinungsbildung leisten. Wie die Wallfahrtskirche wirkt, erfahre ich nur, wenn ich sie mir selbst anschaue, aber nicht, wenn ich lese, was Sie glauben, wie sie durch Kinderaugen wirkt. Und wenn ich sie mir ansehe, wirkt sie auf mich vielleicht ganz anders als auf Sie.
Aber wie oben schon gesagt: Wenn Sie gar nicht bezwecken, dass Ihre Leser sich eine fundierte Meinung bilden, dann können Sie natürlich guten Gewissens Ihre auf Kinder projizierten Empfindungen darlegen.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Zugegeben: Es ist dort von "Objektivität", nicht von "Neutralität" die Rede. Für mich macht dies kaum einen Unterschied."
Das ist ein großer Unterschied. "Objektiv schreiben" heißt, wahrheitsgemäß über das Objekt aus einer distanzierten Position schreiben, "Neutral" heißt keine eigene Position dazu zu haben. Das erste ist möglich - und das habe ich getan - und das zweite ist unmöglich, weil wir alle als Subjekte auch immer subjektiv sind. Ich kann vermeiden, Falsches zu schreiben oder Wichtiges wegzulassen, aber meine Subjektivität ist Teil meiner Natur.
Noch mal: Das ist nicht negativ, sondern für Leser hilfreich, weil diese auch subjektiv sind. Über Emotionen und Empfindungen sind gerade schwierige Sachverhalte deutlich besser zu vermitteln, als durch Aufzählung von Daten. Diesen "Journalismus" könnten eines Tages auch Computer erledigen.
Ich gebe offen zu, dass man sich u.U. auf Glatteis begibt, wenn man Subjektivität mit einfließen lässt, doch bei meinen Artikeln kann ich guten Gewissen sagen, dass ich dies sehr ausgewogen gemacht habe.
Ich hätte gerne ein Interview mit Herrn T. geführt, doch dieser scheint dazu nicht bereit zu sein. Ein Mittelsmann hat jedenfalls bisher keinen Gesprächstermin vorgeschlagen. Aber vielleicht können Sie ja auf Herrn T. einwirken...
Tobler am Permanenter Link
"aber meine Subjektivität ist Teil meiner Natur."
Natürlich. Aber wenn man einen Bericht verfasst, dann unterwirft man sich den Regeln dieser journalistischen Gattung. Dazu gehört, dass man diese Natur so weit wie möglich reguliert. Wenn man das nicht in ausreichendem Maße kann, sollte man keinen Bericht schreiben oder den Text zumindest nicht als solchen etikettieren.
"Noch mal: Das ist nicht negativ, sondern für Leser hilfreich, weil diese auch subjektiv sind. Über Emotionen und Empfindungen sind gerade schwierige Sachverhalte deutlich besser zu vermitteln, als durch Aufzählung von Daten."
Über Emotionen und Empfindungen lassen sich Leser auch prima in jene Richtung manipulieren, in der man sie haben will. Nämlich indem man ihnen genau jene Emotionen und Empfindungen vermittelt, die man in ihnen wecken möchte. Was an einem Wandbild ein "schwieriger Sachverhalt" ist, erschließt sich mir nicht.
"Ich hätte gerne ein Interview mit Herrn T. geführt, doch dieser scheint dazu nicht bereit zu sein. Ein Mittelsmann hat jedenfalls bisher keinen Gesprächstermin vorgeschlagen. Aber vielleicht können Sie ja auf Herrn T. einwirken..."
Amüsant, dass auch Sie anscheinend annehmen, ich sei aus der Hambacher Gegend oder stünde zumindest in Kontakt mit einigen der dortigen Akteure, inklusive Herrn T. Ist es für Sie undenkbar, dass jemand regelmäßig die Artikel des hpd liest und gelegentlich kommentiert, ohne irgendwie persönlich in die geschilderten Begebenheiten involviert zu sein?
Hans Trutnau am Permanenter Link
Werte/r Tobler, sind Sie aus der Hambacher Gegend? Wollen auch Sie die Situation entschärfen? Wenn ja, wie? Wenn nein, warum nicht?
Wenn an einer solchen Schule aber ein Nichtmehrheiliger mit Jesusfigur und Reichsapfel (mit Kreuz) angemalt ist, dann ist das inkonsequent. Die große Wallfahrtskirche direkt vis-a-vis unterstreicht das nur.
Die räumliche Trinität von Kirche, Schule und Rathaus mag früher einmal wie andere Übergriffigkeiten ganz normal gewesen sein. Inzwischen sind aber durchschnittlich über 35 % der Bevölkerung konfessionsfrei und fordern das GG ein.
Solche Menschen haben ein Recht darauf, religiös unbehelligt zu bleiben.
Tobler am Permanenter Link
"Werte/r Tobler, sind Sie aus der Hambacher Gegend? Wollen auch Sie die Situation entschärfen? Wenn ja, wie? Wenn nein, warum nicht?"
Nein, nein, weil a) ich nicht weiß, welchen Beitrag ich dazu leisten könnte, und b) es mich nicht ausreichend interessiert.
"Wenn an einer solchen Schule aber ein Nichtmehrheiliger mit Jesusfigur und Reichsapfel (mit Kreuz) angemalt ist, dann ist das inkonsequent. Die große Wallfahrtskirche direkt vis-a-vis unterstreicht das nur. [...] Solche Menschen haben ein Recht darauf, religiös unbehelligt zu bleiben."
Ich stimme größtenteils zu. (Christophorus wurde m.E. allerdings bislang nicht die Heiligsprechung entzogen - falls so was überhaupt möglich ist.)
Die Frage ist nun, was eine sachgerechte Lösung wäre:
a) Abriss der Wallfahrtskirche oder der Grundschule mit anschließendem Neubau an anderer Stelle
b) Streichen der Fassade des Schulgebäudes und Umbenennung der Schule
Ich wäre für b).
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"(Christophorus wurde m.E. allerdings bislang nicht die Heiligsprechung entzogen - falls so was überhaupt möglich ist.)"
Wenn Sie alle Berichte zum Thema beim hpd gelesen hätten, dass wüssten Sie, dass der Vatikan 1969 Christophorus seinen Heiligenstatus aberkannt hat, weil er historisch nicht nachweisbar ist.
"a) Abriss der Wallfahrtskirche oder der Grundschule mit anschließendem Neubau an anderer Stelle"
Das ist eine unsinnige Forderung, die auch niemand aufgestellt hat. Es gab dumme Facebook-Kommentare, in denen man Herrn Stier diese Absicht unterstellt hat, doch die Kirche interessiert ihn aus mehreren Gründen kein bisschen.
"b) Streichen der Fassade des Schulgebäudes und Umbenennung der Schule
Ich wäre für b)."
Das ist eine der möglichen Option, wobei der Name aus Sicht von Herrn Stier bleiben könnte. Die Neubemalung der Fassade wäre in der Tat eine Maßnahme, die sich bei richtiger Betrachtung als Gewinn für Hambach herausstellen kann, weil dann die Chance besteht, dort etwas Kindgerechtes, Modernes, Buntes zu verewigen, das der Schule besser zu Gesicht stünde. Es wäre denkbar, hier einen Wettbewerb unter Hambacher Bürgern auszurufen, um Ideen einzureichen.
Herrn Stier geht es um eine "Win-win-Situation" für Hambach. Doch dafür müssen weitere Gespräche geführt werden...
Hans Trutnau am Permanenter Link
Danke, Bernd; dito.
Tobler am Permanenter Link
"Wenn Sie alle Berichte zum Thema beim hpd gelesen hätten, dass wüssten Sie, dass der Vatikan 1969 Christophorus seinen Heiligenstatus aberkannt hat, weil er historisch nicht nachweisbar ist."
Interessant, das habe ich wohl überlesen. Allerdings steht Christophorus gemäß diversen Internetquellen (die sich aber größtenteils wechselseitig aufeinander beziehen) seit einigen Jahren wieder im Martyrologium Romanum, dem Verzeichnis der katholischen Heiligen. Demnach müsste er ein "Zeitweise-nicht-mehr-jetzt-aber-wieder-Heiliger" sein. Das ist möglicherweise so ein Fahrstuhlsystem...
"Die Neubemalung der Fassade wäre in der Tat eine Maßnahme, die sich bei richtiger Betrachtung als Gewinn für Hambach herausstellen kann, weil dann die Chance besteht, dort etwas Kindgerechtes, Modernes, Buntes zu verewigen, das der Schule besser zu Gesicht stünde. Es wäre denkbar, hier einen Wettbewerb unter Hambacher Bürgern auszurufen, um Ideen einzureichen."
Vielleicht wäre es sogar sinnvoll, den Wettbewerb auf *kleine* Hambacher Bürger zu beschränken. Denn bislang wird ja vor allem über die mutmaßlichen Empfindungen der Kinder gegenüber der Bemalung geschrieben. Ist denn eigentlich bekannt, welche Empfindungen die Kinder dem Christophorus tatsächlich entgegenbringen? Das Wissen darüber könnte ein Ausgangspunkt für die etwaige Umgestaltung der Fassade sein.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Vielleicht wäre es sogar sinnvoll, den Wettbewerb auf *kleine* Hambacher Bürger zu beschränken."
Das eine schließt das andere nicht aus.
Meine konkrete Idee ist, dass jeder Hambacher - ob groß, ob klein - Vorschläge einreichen darf. Die, die von der Schulleitung in die engere Wahl genommen werden, sollten dann grafisch entworfen werden. Aus diesen optischen Umsetzungen könnten dann die Schüler und Schülerinnen ihren Favoriten auswählen.
"Ist denn eigentlich bekannt, welche Empfindungen die Kinder dem Christophorus tatsächlich entgegenbringen? Das Wissen darüber könnte ein Ausgangspunkt für die etwaige Umgestaltung der Fassade sein."
Eine empirische Umfrage hat da noch nicht stattgefunden, weil man offenbar die Problematik des Bildes (die teilweise im Symbolischen, aber auch Juristischen liegt) nicht erkannt hat. Allerdings gibt es gute Literatur über das Rezipieren von Darstellungen durch Kinder. Wir dürfen nicht den Fehler begehen und von uns Erwachsenen ausgehen.
Wir haben ein geschultes System, um optische Erfahrungen - auch negative - einzuordnen. Kinder sind dem oft viel schutzloser ausgeliefert und verdrängen Unangenehmes ins Unterbewusstsein. Das kann sich dann eventuell später in einer unbewussten Abscheu äußern.
Allerdings muss man im vorliegenden Fall gar nicht so tief schürfen. Dieses Bild hat bestenfalls für Hambacher Urgesteine einen nostalgischen Wert - weil das halt schon immer so war. Der Mensch kann sich an vieles gewöhnen, auch wenn es nicht optimal ist.
Da wäre für mich ein offener Ideenwettbewerb das Beste, weil sich niemand ausgeschlossen fühlen muss und vielleicht der eine oder andere mit etwas Abstand auf das Bild blickt. Wir würden diese Idee gerne in einer Infoveranstaltung den Hambachern vorstellen. "Nein" können sie ja bei Nichtgefallen auch sagen. Es verliert also niemand etwas. Aber eventuell gewinnt Hambach etwas...
Sim am Permanenter Link
"Diese Äußerung lässt leider darauf schließen, dass Herr Stier keine Einsicht in sein eigenes Fehlverhalten zeigt.
So erinnert es analog an einen Menschen, der bloß deshalb vor Diebstahl zurückschreckt, weil er nicht bestraft werden möchte, anstatt weil er Respekt vor dem Eigentumrechts anderer Menschen hat."
Vermutlich gibt es da gar keinen relevanten Unterschied. Funktional führt die Handlung zu dem gleichen Ergebnis. Wie das intern im Hirn des Menschen verarbeitet und präsentiert wird braucht für den Außenstehenden keine Rolle zu spielen.
Was soll denn schon Respekt vor dem Eigentumsrecht eines anderen Menschen sein? Das ist letzten Endes auch nur ein Gefühl was dadurch erlernt wird, dass es eben Konsequenzen gibt wenn man anfängt zu klauen.
Letzten Endes sind wir trainierte und sozialisierte Primatenhirne. Wo wir gleich wieder beim Thema sind: Es gibt keine göttliche Macht und keine magische Kraft die uns Menschen innewohnt und dafür sorgt, dass wir gut oder schlecht sind. Nein Hirne sind Organe und lernen wie sich der von Werk aus mitgelieferte Körper am besten in die Umgebung einfügt ohne groß Schaden zu erleiden und am besten Freude zu erleben. Gefühle sind auch nur Heuristiken für sozial angepasstes Verhalten.
Gondel am Permanenter Link
>>Zitat: "Danach hat Alex Stier auf dem Autobahnparkplatz mit seiner privaten Nachricht (!) an Herrn T.
Diese Äußerung lässt leider darauf schließen, dass Herr Stier keine Einsicht in sein eigenes Fehlverhalten zeigt.<<
Derartige Äußerungen lassen vielmehr darauf schließen, dass Herr T. keine Einsicht in sein mutmaßliches eigenes Fehlverhalten zeigt, da er trotz flehentlicher Aufforderung durch Herrn Stier nicht bereit ist, den gesamten Wortlaut der "Unterhaltung" per Facebook hier zu posten.
Eigenartigerweise verstummt Herr T. Tilger immer dann mit seinen intensiven (um nicht zu sagen aggressiven) Kommentaren, wenn dieses von ihm gefordert wird.
Olaf Gierhake am Permanenter Link
Lieber Bernd, ich finde es toll, wie Du Dich hier engagierst!
Markus Hock am Permanenter Link
Lieber Herr Kammermeier,
Sie mögen in guter Absicht handeln und es ist wichtig, dass Herr Stier unterstützt wird.
Ich habe allerdings erhebliche Schwierigkeiten mit der Vorgehensweise.
Die insbesondere von Ihnen veröffentlichten Details über den Mentalen Zustand von Herrn Stier sollten privat bleiben. Das sind sie jetzt nicht mehr.
Es geht hier doch im Kern um Rechtsfragen und deren Durchsetzung. Selbst unter besten Vorraussetzungen ist eine Abwehr Religiöser Bevormundung denkbar schwer und es ist schädlich überhaupt einen offenen Konflikt zu führen zumal mit Personen, die hier völlig irrelevant sind.
Für alles was in der Schule passiert, sind die Lehrer und die Schulleitung verantwortlich.
Diese sind Teil eines Systems, das Christen bevorzugt.
Ändern kann man dieses System nicht. Aber man kann sich erträgliche Freiräume schaffen, wenn man diplomatisch und taktisch vorgeht.
Es kommt insbesondere darauf an, wie sich die Klassenlehrerin verhält.
Diese ist aber bereits durch den Gang zum Schulpsychologen in die Nähe einer Körperverletzung (im Amt) gerückt worden.
Es ist eine ausgesprochen verfahrene Situation und Herr Stier ist m. E. in der Verlierer-Falle.
Seine Gegner werden natürlich deeskalieren und sich dabei als Saubermänner darstellen, die im Interesse des Kindes Herrn Stier eine Chance geben. Diese Chance wird er teuer bezahlen müssen mit besonderer Zurückhaltung.
Die Berichterstattung dürfte dazu beitragen, dass andere Eltern (an anderen Orten) vom Widerstand abgehalten werden.
Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Berichterstattung im Schulgebets-Streit in Korschenbroich (NRW) vor 9 oder 10 Jahren, in dem sich die damalige Schulministerin Sommer in unerhörter Weise eingeschaltet hatte. Öffentlichkeit nutzt immer den Missionaren.
Ich wünsche mir, dass der hpd künftig sehr vorsichtig agiert und mögliche Folgen abwägt.
Eine Analyse von Alt-Fällen wird Ihnen hoffentlich die Augen öffnen, Herr Kammermeier.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Ich habe allerdings erhebliche Schwierigkeiten mit der Vorgehensweise.
Ich hatte in einem ersten Entwurf dieses Zwischenberichts auf diese Details verzichtet. Sie sind auf ausdrücklichen Wunsch Herrn Stiers in sehr dezenter Form aufgenommen worden. Es ist allerdings durch einige Gespräche deutlich geworden, dass die Kenntnis des mentalen Zustands von Herrn Stier für das Verständnis seines Vorgehens notwendig ist.
"Es geht hier doch im Kern um Rechtsfragen und deren Durchsetzung."
Diese Option bleibt weiterhin, nur waren alle Beteiligten "hinter den Kulissen" überein gekommen, dass der Weg, eine Verständigung "schiedlich friedlich" zu suchen, der bessere ist. Ein juristisches Verfahren kann Gräben auch vertiefen, selbst wenn am Ende Rechtssicherheit erreicht werden könnte.
"Selbst unter besten Vorraussetzungen ist eine Abwehr Religiöser Bevormundung denkbar schwer und es ist schädlich überhaupt einen offenen Konflikt zu führen zumal mit Personen, die hier völlig irrelevant sind."
Es soll überhaupt kein Konflikt geführt werden. Das Ziel - und erste Erfolge sind zu verzeichnen - ist eine dauerhafte Deeskalation, weil Verständnis für die jeweiligen Positionen gewonnen wurde. Der Konflikt entstand ja erst durch eine gewisse Dialogunfähigkeit. Jetzt gilt es, offen ins Gespräch zu kommen, um dies zu überwinden.
"Für alles was in der Schule passiert, sind die Lehrer und die Schulleitung verantwortlich.
Diese sind Teil eines Systems, das Christen bevorzugt.
Ändern kann man dieses System nicht. Aber man kann sich erträgliche Freiräume schaffen, wenn man diplomatisch und taktisch vorgeht."
Das ist genau das Ziel. Ich bin verhalten optimistisch, dass wir dies in Hambach erreichen können. Doch die bis vor kurzem im Raum stehende Forderung, Herr Stier möge in Zukunft schweigen, weil alles geklärt sei, ist inakzeptabel. Nicht nur aus juristischen Gründen.
"Es kommt insbesondere darauf an, wie sich die Klassenlehrerin verhält.
Diese ist aber bereits durch den Gang zum Schulpsychologen in die Nähe einer Körperverletzung (im Amt) gerückt worden."
Das kann ich nicht so sehen. Aber ich will hier nicht vorgreifen. Es sind noch viele Details zu klären und die Klassenlehrerin steht eindeutig nicht im Zentrum der Ermittlungen.
"Es ist eine ausgesprochen verfahrene Situation und Herr Stier ist m. E. in der Verlierer-Falle."
Darin saß er, das ist richtig. Doch mittlerweile - so habe ich es auch geschrieben - tut sich etwas. Wir alle hoffen, dass sich dies intensivieren lässt, um zu einem für alle positiven Ergebnis zu kommen.
"Seine Gegner werden natürlich deeskalieren und sich dabei als Saubermänner darstellen, die im Interesse des Kindes Herrn Stier eine Chance geben. Diese Chance wird er teuer bezahlen müssen mit besonderer Zurückhaltung."
Das sehe ich anders. Einige wenige Gegner von Herrn Stiers Position UND Person (weil diese Gegner hier nicht trennen können) haben sich in der ersten Zeit des Konflikts hinter dem allgemeinen Grummeln im Dorf versteckt. Wenn sich dieses Grummeln legt, dann werden die wenigen Gegner sichtbarer. Was ich bisher herausgefunden habe, ist, dass deutlich mehr Bürger Hambachs auf Seiten der Position von Herrn Stier sind, als gegen sie. Der Wunsch ist da, mit ihm auf Augenhöhe Frieden zu schließen. Ob sich dann die irgendwann klar erkennbaren Gegner diesem Frieden anschließen, bleibt denen überlassen.
Ich gebe zu, dies ist bisher reine Theorie und es ist definitiv noch ein Stück Arbeit zu leisten, aber ich bin verhalten optimistisch.
"Die Berichterstattung dürfte dazu beitragen, dass andere Eltern (an anderen Orten) vom Widerstand abgehalten werden."
Warum? Gerade die Causa Christophorus zeigt doch, dass säkular denkende und vor allem handelnde Menschen nicht mehr allein sind. Früher haben sie sich nicht getraut, den Mund aufzumachen. Heute gibt es Organisationen wie die gbs, die auch juristischen Beistand leisten können. Die Unzufriedenheit mit einer Durchdringung von Kirche und Staat ist ja nicht neu. Vor 60 Jahren musste man da jedoch seinen Mund halten, selbst wenn das GG einem Recht gegeben hätte.
"Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Berichterstattung im Schulgebets-Streit in Korschenbroich (NRW) vor 9 oder 10 Jahren, in dem sich die damalige Schulministerin Sommer in unerhörter Weise eingeschaltet hatte. Öffentlichkeit nutzt immer den Missionaren."
Auch das sehe ich anders. Die Kirchen verlieren im Schnitt jedes Jahr 1,5 % Mitglieder. Dies hat auch damit zu tun, dass Kirchenskandale immer öfters publik gemacht werden. Missbrauchsskandale oder Finanzskandale erhöhen die Austrittbereitschaft sogar deutlich. In wenigen Jahren stellen die konfessionellen Christen die Minderheit in Deutschland. Die Zeit der Vertuschung ist vorbei, auch die Mainstream-Medien trauen sich immer öfters, hier objektiv zu berichten - auch wenn viele Redaktionen und Rundfunkräte stark religiös durchsetzt sind. Aber es ist ein Wandel erkennbar und da muss jeder mitwirken.
"Ich wünsche mir, dass der hpd künftig sehr vorsichtig agiert und mögliche Folgen abwägt.
Eine Analyse von Alt-Fällen wird Ihnen hoffentlich die Augen öffnen, Herr Kammermeier."
Das erste ist Sache des hpd und beim zweiten kann ich Ihnen versichern, dass meine Augen sperrangelweit offen sind. Mein Abschlussbericht in der Causa Christophorus wird da für Klarheit sorgen...
Nick Rudnick am Permanenter Link
Lieber Markus Hock, ein schöner, durchdachter Beitrag! Nur der Behauptung, dass Öffentlichkeit immer den Missionaren hilft, möchte ich widersprechen. Ich denke, dass das Gegenteil der Fall ist.
Markus Hock am Permanenter Link
Können Sie bitte einen konkreten Fall benennen, im dem Öffentlichkeit den Widersprechenden an einer Schule oder Kindergarten geholfen hat?
und zu erheblichen Auftrieb bei Missionaren geführt. Und diese waren es auch, die die Öffentlichkeit gesucht haben.
Stefan Wagner am Permanenter Link
In der Frage des Mitsingens für den Pfarrer bin ich ganz auf Ihrer Seite.
GG Art 140, (4) Niemand darf zu einer kirchlichen Handlung oder Feierlichkeit oder zur Teilnahme an religiösen Übungen oder zur Benutzung einer religiösen Eidesform gezwungen werden.
Die in einem früheren Artikel zitierte Aussage der Schule "E. darf jederzeit eigenständig entscheiden, allerdings können wir sie nicht von gemeinsamen Unternehmungen und Festen ausschließen, da wir unserer Aufsichtspflicht nachkommen müssen und werden. Sollten Begegnungen mit dem Pfarrer also unvermeidlich oder unvorhergesehen sein, möchte ich Sie bitten, hierfür mehr Verständnis aufzubringen und E. dahingehend zu bestärken, sich davon nicht beeinflussen zu lassen." wirkt auf mich auch sehr befremdlich.
Es hat niemand darum nachgesucht, dass die Tochter von irgendwas ausgeschlossen wird. Das kollektive Singen auf dem Schulhof wirkt aber nicht wie eine zufällige, unvermeidbare Begegnung.
Wenn sie solch halbinformelle Gefälligkeiten nicht organisieren können, ohne Kinder, die nicht mitmachen wollen, beaufsichtigen zu können, dann müssen sie es eben lassen. Der Pfarrer und das gemeinsame Singen sind ja nicht vom Himmel gefallen und waren plötzlich da.
Es kann ja wohl nicht Aufgabe des Kindes sein, sich spontan eine Alternativaufsicht zu organisieren. Wenn die Schulleitung von solchen Aufgaben überfordert ist, ist sie einfach nicht professionell. Dass es für sie bequemer ist, wenn alle Kinder mitmachen ist keine gültige Ausrede. Die Religionsfreiheit ist nicht den Zufälligkeiten von Bequemlichkeiten untergeordnet.
Ein anderer Fall ist das Christopheruswandbild, für das mich zwar nicht erwärmen kann, und welches ich keinesfalls anbringen würde, wenn mir die Entscheidung obläge, aber dass der Maler andernorts einen blonden Arierjesus gemalt hat, umringt von Klischeejuden, ist ein Argument gegen dieses Gemälde anderenorts.
Ohne dieses Nebenwissen wirkt das Bild auf mich nicht so wie auf Sie, Herr Kammermeier. Der Mann blickt nicht finster und das Kind nicht traurig. Ich kenne jetzt die Legende, und neige dazu, den Gesichtsausdruck als angestrengt wahrzunehmen.
Dass so ein Bild, das man täglich sieht, einen tiefen, psychischen Eindruck hinterlässt, halte ich für eine gewagte Behauptung. Man kann es wohl nicht ausschließen, aber die Gefahr ist doch groß, dass man da etwas hineinliest oder am Bild etwas festmacht, das woanders seinen Ursprung hat.
Vor allem widerspreche ich der Behauptung, dass nur Fröhlichkeit kindgerecht sei. Kinder sind mit Unglück, Traurigkeit, Wut, Langeweile, Ärger und allen anderen negativen Emotionen belastet wie auch Erwachsene - dafür keine symbolische Ausdrucksformen zu kennen ist weder
erstrebenswert, noch möglich, außer vielleicht im Teletubbieland, aber ich glaube die Sendungen dauern auch nur 10 Minuten, denn länger hält man die Langeweile auch als Kind nicht aus.
Ich bezweifle, dass viele Eltern, außer aus Trotz, viel auf dieses Wandbild geben, aber Kunst im öffentlichen Raum ist oft kontrovers und das kontroverse daran ist selten das Schlechteste daran. Andernorts hält man Frauen, Alleen und Bäume für problematisch.
Die selbstverständliche Verquickung weltlicher Macht mit Religion sollte eigentlich den Christen und der öffentlichen Verwaltung peinlich sein. Als Zeitdokument der 50er Jahre ist es ein wertvolles.
Eine Auseinandersetzung mit dem Bild sollte aber auf dem fußen, was das Bild wirklich zeigt und mit Unterstellungen sparsam sein. Für die genauere Begutachtung der Mundwinkel des Kindes reicht mir die gebotene Auflösung leider nicht aus. Auf der Straße sieht man aber vielleicht, ohne Hilfsmittel, auch nicht mehr.
Festzustellen ist, dass trotz schwindender Bedeutung der Religion in immer größeren Bevölkerungskreisen, die Neigung zum Konflikt mit Religionen klein bleibt. Das ist schade, aber wohl schwer zu ändern.
Bei vielen Gelegenheiten halte ich auch Krawall und die Strategie des groben Keils für einen groben Klotz für passend. Bei Schulen und Kindern sollte man aber aufpassen, die Kinder nicht zu sehr einzuspannen für Konflikte, die man selbst führen will. Gerade Beobachter, die neutraler sind, als ich es bin, haben da oft ein empfindliches Sensorium. Andererseits bekommt man Aufmerksamkeit oft nur, wenn man ordentlich schrill wird - befindet sich also in einer Zwickmühle; das muss ich durchaus einräumen.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Ohne dieses Nebenwissen wirkt das Bild auf mich nicht so wie auf Sie, Herr Kammermeier. Der Mann blickt nicht finster und das Kind nicht traurig.
Haben Sie vor dem Gebäude selbst gestanden und dieses Bild "live" gesehen? Ich hätte - wären mir nur Fotos bekannt - Ihre Einschätzung geteilt. Doch als ich davor stand, hat es mich wirklich gegruselt. Man könnte das identische Motiv auch kindgerechter darstellen.
"Dass so ein Bild, das man täglich sieht, einen tiefen, psychischen Eindruck hinterlässt, halte ich für eine gewagte Behauptung. Man kann es wohl nicht ausschließen, aber die Gefahr ist doch groß, dass man da etwas hineinliest oder am Bild etwas festmacht, das woanders seinen Ursprung hat."
Ich habe eine Gesamtwürdigung des Bildes vorgenommen. Natürlich ist es möglich, dass bestimmte Kompositionen - vor allem mit symbolischen Bezug -, zwar objektiv nicht tragbar sind, aber in ihrer Bedeutung nicht erkannt werden, weil der Rezipient nicht ausreichend gebildet ist. Das entschuldigt aber nicht das Werk, sondern erfordert bessere Bildung.
"Vor allem widerspreche ich der Behauptung, dass nur Fröhlichkeit kindgerecht sei. ..."
Das ist eine Frage, wie man "Fröhlichkeit" definiert. Horrorfilme sind nicht fröhlich und daher würde ich sie Kindern nicht empfehlen, auch wenn Element aus solchen Filmen durchaus auch in das Leben von Kindern einwirken können. Fröhlich wäre für mich z.B. ein Bild, dass die Evolution darstellt. Es geht nicht um Schnulzen-Humor, sondern um die positive Seite des Lebens, bei einer Schule um Erkenntnis. Für mich ist z.B. auch ein Gruselfix nichts Kindgerechtes, auch wenn Todestrafen oder gemarterte, ausgemergelte Leichen Teile des Lebens sein können.
"Die selbstverständliche Verquickung weltlicher Macht mit Religion sollte eigentlich den Christen und der öffentlichen Verwaltung peinlich sein. Als Zeitdokument der 50er Jahre ist es ein wertvolles."
Christen ist das gewiss nicht peinlich. Weder in Politik, noch Medien oder Schulfassaden. Der Verwaltung, die das GG kennt, sollte es in der Tat peinlich sein. Deswegen setze ich auf Freiwilligkeit und die setzt eine öffentliche Diskussion in Hambach voraus. Auch wenn Widerstände erkennbar sind, hoffe ich weiter darauf. Nur sollte man erst mal die Bedeutung des SYMBOLS eines Reichsapfels kennen, bevor man es fahrlässig an einer Schulfassade belässt. Katholischer Imperialismus ist heute gesetzlich passé.
Für ein Zeitdokument wäre mir übrigens die Fassade einer Grundschule der falsche Ort. Genauso, wie die Hitler-Glocke von Herxheim eher im Museum als im Glockenturm hängen sollte. Aber auch dort haben viele Bürger, sogar die Mehrheit, kein Problem mit nationalsozialistischen Symbolen.
"Festzustellen ist, dass trotz schwindender Bedeutung der Religion in immer größeren Bevölkerungskreisen, die Neigung zum Konflikt mit Religionen klein bleibt. Das ist schade, aber wohl schwer zu ändern."
Im vorliegenden Fall geht es gar nicht um einen Konflikt mit Religion. Die Meinung von Alex Stier ist ganz klar: Religion interessiert ihn nicht. Von ihm aus können alle Menschen tiefgläubig sein, aber solange das GG seine Familie vor Infiltration bewahrt, haben die Rechtsorgane dies durchzusetzen. Stattdessen haben diese Organe ihn in einer Zwangsmaßnahme der Psychiatrie zugeführt. Das ist der Skandal.
"... Bei Schulen und Kindern sollte man aber aufpassen, die Kinder nicht zu sehr einzuspannen für Konflikte, die man selbst führen will. Gerade Beobachter, die neutraler sind, als ich es bin, haben da oft ein empfindliches Sensorium. Andererseits bekommt man Aufmerksamkeit oft nur, wenn man ordentlich schrill wird - befindet sich also in einer Zwickmühle; das muss ich durchaus einräumen."
Dass Veränderung nur mit einer gewissen Lautstärke geschieht, ist Fakt. Das sagen uns Politiker ganz offen, gerade wenn es um die Abschaffung kirchlicher Privilegien geht. Freiwillig und still geschieht da gar nichts. Zumal gerade die kirchlichen Lobbyverbände sehr viele Sprachrohre in den Medien und der Politik haben.
Allerdings - ich wiederhole mich - geht es Herrn Stier nicht um seine eigene Position, sondern um Kinderrechte, um das Wohl seiner Kinder, für das er Sorge zu tragen hat. Er hat das Recht, seine Kinder areligiös zu erziehen und wenn seine Kinder in Gewissenkonflikte geraten (wie im vorliegenden Fall), weil die Schule (!) sich selbst außerstande sieht, für einen ausreichenden Schutz seiner Kinder vor religiöser Beeinflussung zu sorgen, dann muss er im Sinne seiner Kinder aktiv werden. Wie weit das gehen darf, steht auf einem anderen Blatt. Aber den Urgrund für die Eskalation hat eindeutig die Schule - eventuell fahrlässig - geliefert.
Grundsätzlich bleibt es schwierig, solange Gläubige nicht von ihrem Selbstverständnis abrücken, alle Menschen seien Gläubige, manche wüssten es nur noch nicht...
Stefan Wagner am Permanenter Link
Danke für die ausführliche Antwort.
Nein, ich habe nicht live vor dem Gebäude gestanden.
Als Kind habe ich oft in die Kirche gemusst - man versuchte einen anständigen Katholiken aus mir zu machen und ich habe viel zu lange mitgemacht bei dem Versuch. Da habe ich gruseligeres und weniger gruseliges gesehen. Für Utensilien wie einen Reichsapfel hatte ich gar nichts übrig und fand viele Darstellungen in gehörigem Widerspruch zu dem, was mir sonst vermittelt wurde - besonders die Königs- und Herrscherdarstellungen aber auch berittene Erzengel in Ritterrüstung mit Schwertern und Speeren, die Drachen und Schlagen töten. Die waren jedoch eher glorreich und sauber gehalten und verbreiteten keinen Grusel.
Dagegen hält die Evolution, wenn man sie nicht schön färbt, Horror ohnegleichen parat.
Kruzifixe sind auch mal bestrebt das Leiden als exorbitant darzustellen, mal hängt da nur einer ohne dass es den Betrachter sonderlich berührt. Ob man ein Bild intensiv studiert und sich in seinen Bann ziehen lässt, oder ob man darüber hinwegsieht, dass lässt sich wohl schlecht vorab für eine Bild-Betrachter-Konstellation sagen.
Wenn ein Bild einen in seinen Bann zieht, dann ist es zumindest ein gutes Bild. Es hat dann wahrscheinlich etwas mit dem Beobachter zu tun. So etwas kann in meinen Augen nur für ein Bild sprechen, nicht dagegen.
Einem Horrorfilm würde ich Kinder auch nicht aussetzen, vor allem nicht, wenn die Initiative nicht vom Kind ausgeht, aber von Horror ist dieses Wandbild doch weit entfernt, auch wenn es keinen eitlen Sonnenschein zeigt.
"Christen ist das gewiss nicht peinlich." (Reichsapfel)
Als ich noch Christ war war mir sowas peinlich. Aber die Christen sind auch nicht alle aus dem gleichen Holz geschnitzt.
Ich finde auch beide Debatten berechtigt, die um die Fassadengestaltung und die um den Umgang mit der Pausengestaltung, schnell mal ein Ständchen für Hochwürden als wäre es 1918, nicht 2018, weil keine Aufsichtsperson frei war, ein einziges abtrünniges Kind zu beaufsichtigen, während sonst alle stramm standen.
Die Verquickung der Themen behagt mir aber nicht.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Ich finde Ihre Gedanken interessant und teilweise nachvollziehbar. Unter dem Strich bleibt wohl festzuhalten, dass vieles im Leben subjektiv ist und das ist - aus meiner Sicht - auch gut so.
"Die Verquickung der Themen behagt mir aber nicht."
Auch das kann ich nachvollziehen, doch ist es - wie ich versucht habe deutlich zu machen - eigentlich nur ein Thema: Die Tochter von Alex Stier in ihrer Schule vor religiöser Beeinflussung zu schützen. Dieses Thema spaltet sich leider auf in mehrere Untergruppen, weil es nicht nur ein temporäres Ereignis gab, das die Trennung von Staat und Kirche an der staatlichen Schule aufhob, sondern es ist komplexer.
Es ist ein "Ensemble" aus verschiedenen religiösen Indoktrinationsarten, die noch in den 50er-Jahren durchaus normal und unauffällig erschienen, auch wenn sie seit 1949 dem GG widersprachen. Heute sollten die Gemeinden schärfer hinsehen, ob sie noch der heutigen Rechtsauffassung entsprechen.
Die Welt ändert sich, wird in Industrieländern areligiöser und darauf sollten Religiöse achten - gerade im Interesse eines sozialen Friedens. Ich finde, dass sich dieser Konflikt, in dem sich die Religiösen befinden, anhand der Causa Christophorus sehr anschaulich dargestellt werden kann. Denn Hambach ist zwar nicht überall, aber in vielen dieser Dorfgemeinschaften...
Stefan Wagner am Permanenter Link
Ja, danke für die Antwort.
Vielleicht darf ich noch hinzufügen, dass ich in einer Gemeinde jederzeit dagegen stimmen würde, ein neues Gebäude derart religiös zu gestalten, wenn es nicht ein Gebäude der Religionsgemeinschaft ist und ich eh nicht mitzureden hätte.
Bei bestehenden Gestaltungen im öffentlichen Raum tu ich mich aber schwer damit eine Umgestaltung zu fordern. Sicher ist es gesellschaftlich nicht förderlich, wenn man alle 4 Jahre bei wechselnden Mehrheiten immer alles übermalt. Zweitens müssen auch Minderheiten hier und dort ihren Ausdruck finden dürfen. Bei Witterungsschäden auf eine Restauration zu verzichten würde ich aber wieder befürworten, weil der religiöse Bezug da nicht (mehr) hingehört.
Ab am Permanenter Link
Wer die Kirche in Hambach als "mächtig" beschreibt, dem geht es um Stimmung, mit der Realität hat das nichts zu tun.
Hagen Ulrich am Permanenter Link
Als Außenstehender fällt es schwer, Stellung zu beziehen. Da sind auf beiden Seiten (unnötige) Verletzungen passiert, was wohl einer sich entwickelnden Eigendynamik geschuldet war.
An einen sog. Vater zu glauben, der ein Kind in die Welt setzt, sich kaum darum kümmert, ihm dann irgendwelche Ideen in den Kopf setzt, weshalb der Junge dann zu Tode gefoltert wird, um für Verstöße gegen den vom Vater aufgestellten Knöllchenkatalog zu bezahlen, das ist höchstens pervers und nicht verehrungswürdig.
Vielleicht hat der Vorfall dafür gesorgt, dass der eine oder andere Einwohner des Dorfes mal seine bequeme Einstellung überdenkt, das Wirken von Kirche & Co so hinzunehmen.
Nur weil etwas immer so war, ist es deswegen noch lange nicht gut. Sonst säßen wir immer noch in irgendwelchen Höhlen und würden mit Faustkeilen hantieren.
Es wäre zu wünschen, dass das Fach Religion, insbesondere das Unterrichten durch Religiöse, abgeschafft wird. Man klärt schließlich auch nicht über Drogenmißbrauch auf, in dem man Dealer an die Schulen läßt. Und ja, dieser harte Vergleich ist angebracht, denn als Atheist erlebt man das Wirken der Religiösen genau so.
Als Erwachsener kann man damit umgehen, und hat auch kein Problem damit, wenn Religiöse das für ihr sich selber, für ihr eigenes Leben brauchen. Aber selbst möchte man davon nicht belästigt werden und schon gar seine Kinder diesen wirren Ideen ausliefern.
Deswegen ein Dankeschön an Alex Stier, dass er nicht klein beigab, sondern mit allen Konsequenzen seine Haltung, sein Kind und seine Familie verteidigte. Auch wenn das eine oder andere nicht richtig war, wofür er sich auch entschuldigt hat.