Missbrauch in der katholischen Kirche

Mexikanischer Kardinal: Missbrauchsopfer sollen vor der eigenen Tür kehren

Während der Papst in Irland um Vergebung für den jahrzehntelangen Missbrauch durch katholische Würdenträger bittet, fordert der mexikanische Kardinal Sergio Obeso Rivera Missbrauchsopfer auf, doch bitte vor der eigenen Tür zu kehren. Der offiziell immer wieder beteuerte Wille zur Aufklärung seitens der katholischen Kirche verkommt angesichts solcher Äußerungen zur Farce.

Die Aufdeckung immer neuer Fälle sexuellen Missbrauchs, vor allem an Minderjährigen, durch katholische Würdenträger und Angestellte der katholischen Kirche schockiert die Welt. Kaum ein Land hatte bisher keine Fälle zu beklagen. Zuletzt hatten Enthüllungen in den USA und Chile für weltweite Entrüstung gesorgt. Bisher blieb es bei oberflächlichen Entschuldigungen durch den Papst und halbherzigen Plänen von Bischofskonferenzen zur Aufarbeitung der Verbrechen. Nun setzt eine von Aussage Kardinal Sergio Obeso Rivera all dem noch die Krone auf.

Sergio Obeso Rivera, mexikanischer Kardinal aus Xalapa, Veracruz, wurde bei einem Gespräch mit Journalistinnen und Journalisten im Rahmen einer Feierlichkeit in seiner früheren Diözese auch zu Fällen sexuellen Missbrauchs befragt. Auf eine Entschuldigung verzichtete er. Ebenso auf eine Willensbekundung, die Fälle umfassend aufzuklären oder zukünftig effektiv für die Vermeidung weiterer Verbrechen dieser Art zu sorgen. Stattdessen erklärte er, dass einige Vorwürfe zuträfen, um im nächsten Moment gegen die Anklagenden zu schießen: Man fühle sich schlecht und wolle sich bessern, jedoch sollten diejenigen, die die Päderasten in der katholischen Kirche anklagten, auch vor der eigenen Tür kehren.

Das Recht, die begangenen Verbrechen anzuklagen, hat nach Obeso Rivera also nur, wer sich niemals etwas hat zu Schulden kommen lassen. Eine Aussage, die wirklich sprachlos macht. Sie wertet nicht nur sexuelle Überfälle zu alltäglichen Vergehen ab, sondern verhöhnt auch noch die Überlebenden des Missbrauchs. Im Anschluss an diese Ungeheuerlichkeit weigerte sich der Kardinal übrigens, weitere Fragen zum Thema zu beantworten, um fortan über "Schönes" zu sprechen.

Obeso Rivera wurde erst Ende Juni von Papst Franziskus ins Amt des Kardinals erhoben. Nach seinen jüngsten Aussagen wären eine scharfe Verurteilung und personelle Konsequenzen seitens des Vatikans das Mindeste. Jedoch bleibt eine entsprechende Reaktion nun bereits seit über einer Woche aus. Möglicherweise, weil der Papst zu beschäftigt damit war, in Irland um Vergebung für die dortigen Missbrauchsfälle der katholischen Kirche zu bitten.