Andreas Altmann hat jüngst ein Buch über seine Reise durch Mexiko veröffentlicht. Der hpd darf ein komplettes Kapitel des Buches veröffentlichen. Wir haben uns für das entschieden, in dem der Autor erklärt, weshalb er in seinen Texten regelmäßig auf das Thema Religion zurückkommt.
Ich gehe zum Palacio Federal, wo das Centro Cultural Chihuahua untergebracht ist. Am Eingang hängt ein Zettel, der das Personal zum freundlichen Umgang mit den älteren Besuchern ermahnt: "Sprich mit Respekt mit ihnen, höre ihnen zu, geh ein Stück des Wegs mit ihnen, lächle sie an!" Wie rührend, wie typisch mexikanisch.
Runter in den Keller, dort befindet sich die Zelle von Miguel Hidalgo. Ein Zeitgenosse Goethes, der 1810 den ersten Aufstand gegen die Fremdherrschaft der Spanier anführte. Ein schillernder Mensch, Philosophie- und Theologiestudium, Vater, Pfarrer und Kirchenhasser (!), Theatermann, Übersetzer von Molière und Racine, Rektor einer Universität, Freimaurer. Und verfolgt von den kirchlichen Autoritäten. Und hungrig nach nationaler Selbstbestimmung und Unabhängigkeit.
Nach Anfangserfolgen scheitert die Rebellion, Hidalgo wird gefangen und eingekerkert. Hier unten steht das Originalverlies, einst Teil einer Kirche. Immerhin, er hatte seine Pritsche, seinen Tisch, einen Stuhl, eine Kerze. Und Bücher, dazu Papier und Tinte.
Nach Monaten verurteilte ihn die Inquisition zum Tode durch Erschießen. Sein Kopf wurde – gemeinsam mit dem von Ignacio Allende, dem anderen "Rädelsführer" – zehn Jahre lang öffentlich ausgestellt. Um Respekt für die "römisch-heilige" Kirche einzufordern. Jetzt kommt der Clou der Geschichte: Noch auf dem Weg zur Wand der Hinrichtung – so belegen es Augenzeugenberichte – spricht Hidalgo zu seinem Gott, lobt dessen "misericordia"(!), sagt, dass er noch immer ein Sünder sei und bittet gnädig um Vergebung. Wie schrecklich, wie unerträglich, wie erhellend. Warum tritt er nicht als Selbstbewusster vor das Peloton, er, der für das Grandioseste gekämpft hat, für das ein Mensch kämpfen kann: die Freiheit? Warum muss er sich in seiner letzten Stunde noch erniedrigen? Ich weiß es: weil die ihm von seiner Kirche – deren Missetaten er vielmals Zeuge war – lebenslang eingebimste Furcht vor einem rächenden Weltenschöpfer keine andere Wahl ließ. Seine Angst wollte es so. Jammerschade, denn Miguel Hidalgo war ein Heroe, der das Wertvollste – sein Leben – hergab, um sein Vaterland von einem unsäglichen Joch zu befreien.
Erfreute wie genervte Leser fragen mich bisweilen, wieso ich in meinen Texten regelmäßig auf das Thema Religion zurückkomme. Die Antwort ist denkbar einfach: weil der Hokuspokus, verkündet von der Kanzel (oder von wo auch immer), nicht aufhört. Weil eines meiner Themen der Widerstand gegen Infantilisierung und Verdummung ist. Und weil ich denke, dass der Mensch aufhören sollte, sich von einer monströsen Angstmaschine – "Du sollst keine fremden Götter neben mir haben!" – terrorisieren zu lassen. Sich weigern sollte, sich von den seltsamen Figuren, die man uns die letzten sechs Millionen Jahre als "Gott" zumutete, drangsalieren zu lassen. Frei soll der Mensch sein und selbstverantwortlich. Soll den von Menschenhand fantasierten Kokolores auslachen und nicht an Jungfrauen und Niederkünfte à la "heiligen Geist" glauben, auch nicht an Propheten, denen ein Herr Erzengel Gabriel Nachrichten von hoch oben einflüsterte, auch nicht an einen Himmelsfürsten, der an "Auserwählte" ein "holy land" verschenkt, er soll sein Hirn in Betrieb nehmen, den Verstand. Er soll aufwachen und nimmer den uralten Stuss nachleiern. Er soll Würde zeigen und Courage, er soll sich seinen Mitmenschen zuwenden und nicht – auf Knien – in den (leeren) Himmel winseln.
Wie erfreulich, dass ich nicht mehr um Leib und Leben fürchten muss, wenn ich solche Absätze notiere. Ja, die Gesellschaft – zumindest im Westen – hat sich entwickelt. Dank der "lumières", der Aufklärung. Die Licht in den überirdischen Obskurantismus brachte. Früher hätte ich tollkühn sein müssen, denn umgehend hätte ein Pfaffe zum Sammeln von Reisig aufgerufen. Um mich kurzerhand verfeuern zu lassen. Heute muss ich nur noch den (harmlosen) Zorn der Beleidigten aushalten, die meine Streitschriften lesen und – ganz tief, tief unbewusst – fühlen, dass ihr innig vergötterter Herrgott nicht existiert. Kein herrlicher und kein schrecklicher Herrgott, nirgends. Das macht sie noch zorniger.
Kapitel 35 aus: Andreas Altmann, In Mexiko – Reise durch ein hitziges Land, Verlag Piper, 2018, 288 Seiten, ISBN 978-3-492-05766-0, 20,00 Euro (eBook 18,99 Euro)
siehe auch:
- In Mexiko – Reise durch ein hitziges Land (Rezension des Buches)
- Der Reisende wird etwas lernen (Interview mit Andreas Altmann)
18 Kommentare
Kommentare
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Das macht sie noch zorniger.
Ich kenne noch jemanden, der zornig wird, wenn man seinen Trick durchschaut:
Der weltliche Zauberkünstler!
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
hervorragender Artikel, spiegelt absolut meine Meinung zum Thema Glauben wieder.
Ich kann nur hoffen, dass viele Menschen diesen Artikel lesen und sich endlich eingestehen
ein Wunder ?
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Es ist noch nicht die Zeit reif, das das Hohelied der Intelligenz auf den Krichbänken in den Kirchen angestimmt wird. Dummheit kann nicht geheilt werden und nur ein dummer Christ ist ein guter Christ.
Brigitte Huerkamp am Permanenter Link
Ich teile Ihre Meinung im Bezug auf die roemische Kirche. Es heisst ja nicht christliche Kirche oder Kirche Jesu Christi, sondern heilige roemisch katholische Kirche.
A.S. am Permanenter Link
Sehr geehrte Frau Huerkamp,
sorry, als Ex-Christ bin ich nach langem Nachdenken über Religion zu der Einsicht gekommen, dass es bei Religion - egal welcher - ausschließlich darum geht, das möglichst viele Menschen nach der Pfeife der jeweiligen Religionsführer tanzen. Es geht um Macht, um Herrschaft für die Oberpriester.
Der ganze Rest ist Marketing bzw. Tarnung. Die "guten Taten" im Christentum sind nicht Zweck des Christentums, sie sind lediglich die Werbemasche. Gleiches gilt für Spiritualität, sozialer Geborgenheit usw. Alles Werbung, alles Tarnung des eigentlichen Zwecks: Herrschaft der Priester über möglichst viele Menschen.
Sie werden mir auf Anhieb sicher nicht glauben wollen. Hier ein paar Anregungen zum Selbststudium:
1. Denken Sie mal über die Rolle des Gehorsams (gegenüber Gott, gegenüber den Priestern) in den verschiedenen Religionen nach. Gehorsam ist das Gegenstück zu Befehlen, zusammen ergeben sie Herrschaft. Priester befehlen, die Gläubigen haben zu gehorchen.
2. Denken Sie mal nach über das christliche Narrativ: "Gehorsam gegenüber Gott (dem Oberbefehlshaber) bis zum Tod führt zu Auferstehung und ewigem Leben im Paradies." Ist das nicht die perfekte Geschichte für Krieger, die in die Schlacht ziehen sollen?
3. Denken Sie mal nach über "selbstaufopfernde Nächstenliebe". Ist Selbstaufopferung wirklich hilfreich? Normalerweise ist es nützlicher, heute zu helfen und dabei am Leben zu bleiben, um morgen weiteren Menschen helfen zu können.
4. Denken Sie mal nach über christliche Mission. Geht es nicht bei Mission darum, anderen Religionen/Priestern ihre Gläubigen abspenstig zu machen und muss das nicht zu Kriegen führen?
5. Suchen Sie sich im Internet mal eine Weltkarte der großen Religionen, z.B. https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Weltreligionen.png ,
und tragen Sie die gewalttätigen Konflikte in diese Karte ein. Donald Trumps geplante Mauer können Sie auch eintragen. Erkennen Sie jetzt, was es mit der "Friedfertigkeit der Religionen" auf sich hat?
Mit freundlichem Gruß!
Brigitte Huerkamp am Permanenter Link
Dankeschoen fuer den Kommentar. Natuerlich habe ich ueber all das nachgedacht und ich finde das sind alles wichtige Fragen. Letztendlich bin ich zu folgendem Schluss fuer mich persoenlich gekommen.
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
"Als erstes hatten wir die Religionen die Gesetzmaessigkeiten in der Welt erkannt haben und in diesen eine hoehre uebergeordnete Ordnung entdeckt haben".
Und man muss auch die Religionen nicht "auslöschen". Ginge den Menschen auf, wie lächerlich es ist, angeblich im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte sich vor unsichtbaren und unbeweisbaren Geistern in den Dreck zu werfen und winselnd um Verschonung vor Krankheiten, Armut oder ähnlichen Schicksalsschlägen zu betteln, dann hätten sich diese Auswüchse unserer Phantasie längst in Luft aufgelöst. Es gäbe keine Religionen mehr. Was für eine großartige Vorstellung.
Brigitte Huerkamp am Permanenter Link
Also was ich gestern eigentlich sagen wollte ist, dass unsere Meinung im Bezug auf die katholische Kirche und die Problematik quer durch Glaubenssyteme eigentlich sogar ziemlich gleich ist.
Ich denke das Problem in unser heutigen Gesellschaft ist nach wie vor, dass die herrschende Klasse meint besser zu wissen was richtig oder falsch ist und seine Buerger als unmuendig zu behandeln und jede zu sehr abweichende Ansicht zu verfolgen, die dieses Herrschaftssystem in Gefahr bringen koennte. Ganz egal, ob es sich dabei um Politik, Wissenschaft oder Religion handelt. Wo sehen wir eigentlich echte direkte Demokratie, freie Glaubenssysteme , eine unabhaengige Judikative, Justititia ist immer noch oft blind, ein echtes Eigentumsrecht, Steuern die dem Zehnten entsprechen, Verfassungen die das Volk sich frei selbst gegeben hat, einen unmanipulierten freien Markt und so weiter und so fort. Ich wuerde mir wuenschen die Welt haette heute mehr Ketzerei, wie Jesus der in den Tempel spaziert ist und mit seinem Verstand den ganzen Hokuspokus auseinander genommen hat. Dass dann jemand anderes meinte das zur Sicherheit und Machterhaltung wieder in einen Mantel aus Hokuspokus hineinstecken zu muessen ist eine ganz andere Sache und es ist noch einmal eine ganz andere Sache ob man ein Glaubenssystem nun fuer zutreffend haelt oder nicht. Wir haben unsere Ketzer zu allen Zeiten sinnbildlich verbrannt, frueher so wie heute, die Gruende dafuer haben sich keinen Deut geaendert. Die Vorstellung die Welt zum Besseren zu veraendern ist genauso alt. Frueher wie heute, hat es nicht funktioniert. Denn eine Veraenderung muss aus freien Stuecken aus der Intention der Gesellschaft selber kommen, ansonsten ist die Sache zum Scheitern verurteilt und nur wieder aufgezwungen und die Freiheit vernichtend. Und wo ich jetzt gerade von Freiheit rede, ich finde dass eine freie Meinungsaeusserung in Deutschland aktuell nicht mehr moeglich ist und dass unser Staat wieder grundlegend veraendert wird ohne dass es dafuer eine demokratische Legitimation gibt, es werden Gesetze gebrochen und es hat sich eine religioes anmutende Gleichschaltung mit stark faschistischen Zuegen entwickelt an der keine oeffentliche Kritik mehr ungestraft moeglich ist. Ich finde unsere Gesellschaft in Europa ist durch gewisse Menschen, die meinen etwas veraendern zu muessen akut in Gefahr.
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Hallo Frau Huerkamp,
vielleicht benutzen Sie nur die falschen Begriffe.
Religionen, also in Kirchen oder Lehrmeinungen institutionalisierter Glaube, ist wieder etwas anderes. Denen dürfen Sie heutzutage widersprechen, dann sagt die entsprechende Religion vielleicht: "Du gehörst nicht mehr zu uns", aber das muss Ihren Glauben ja nicht kratzen.
Solange Ihr Glaube also Ihre Privatmeinung ist, sollte er allen um Sie herum egal sein.
Aber mal etwas anderes: Was ist an einer ausgedachten, auf unsichtbare Geister gestützte Weltsicht denn so prickelnd. Weil Sie da von klein auf drinsteckten?
Und deshalb auch keine hinduistische, buddhistische, tibetanische, Yoruba o.ä.
Haben Sie tatsächlich das Gefühl, Ihr Leben sei einfacher, wenn jemand anderes daran schuld ist, wie es verläuft?
Brigitte Huerkamp am Permanenter Link
Das ist schon erstaunlich was alles von Rationalisten in meinen Text hinein interpretiert wird, wow denn ich bin gar kein Christ :) Und ja Religion ist meine Privatmeinung und nein ich habe nichts Allgemeingueltiges f
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Ja, Frau Huerkamp,
" jemand der von Jesus spricht, muss doch nicht direkt Christ sein "
Und noch eines: Sprechen Sie bitte nicht über Medizin und andere Wissenschaften, denn davon scheinen Sie nicht allzu viel zu verstehen. Die "Leichen im Keller der Wissenschaften" sind ihre Irrtümer. Die Wissenschaft hat aber im Gegensatz zu ungezählten Religionen nie behauptet, über die absolute Wahrheit zu verfügen. Die Wissenschaft kennt keine Wahrheit, versucht aber tagtäglich, sich ihr wieder ein Stück anzunähern. Das klappt nicht immer - aber immer öfter. Möglicherweise werden Religiöse das nie begreifen, weil sie sich nach unumstößlichen Wahrheiten sehnen - die es aber nicht gibt.
Thomas am Permanenter Link
"Selbst auf dem Weg der Erkenntnis bekriegen sich Menschen unterschiedlicher Stroemungen, die ja eigentlich gerade unterschiedliche Meinungen aushalten und Erkenntnis im Diskurs suchen sollten !"
Wissenschaftler "bekriegen" sich nicht, sie stehen lediglich im Wettstreit um die jeweils beste, weil die Welt (b.a.W.) am zutreffendsten beschreibende Theorie. Gewalt infolge konfligierender Aussagen über die Wirklichkeit gibt es nur unter Religiösen und anderen Irrationalisten.
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"Gerade die Wissenschaft musste viel revidieren."
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Richtig, aber nur Wissenschaftler können wissenschaftliche Theorien "revidieren". Es reicht nicht, einfach irgendwas zu behaupten, wie es Irrationalisten tun.
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"Es konnte noch niemand beweisen, ob es Gott nun gibt oder nicht"
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Doch. Alle Götter, denen logisch unmögliche Eigenschaften zugewiesen werden, können UNMÖGLICH existieren. WÄREN Götter real (!) und erkennbar (!), kämen sie selbstverständlich in den Naturwissenschaften vor, denn mit deren Methoden und technischen Hilfsmitteln läßt sich WEITAUS mehr herausfinden als ohne sie. Nur, wer keine Ahnung von der Wissenschaft hat, kann ihre Vertreter für zu bekloppt halten, etwas zu erkennen, das jedem Religiösen behaupteterweise ganz unmittelbar zugänglich ist.
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"Faschismus kann in vielen Gewaendern kommen."
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Z.B. in Form des Theismus, denn was sind Götter anderes als die totalitärsten Diktatoren, die man sich nur vorstellen kann?
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"Wenn ich Religion zugunsten der Wissenschaft ausloesche wird die Welt nicht besser"
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Doch, denn ohne Religionen gäbe es kein religiös motiviertes Verhalten und mit ihm auch keine religiös motivierten Verbrechen mehr. Die Wissenschaft an sich ist übrigens rein deskriptiv. Wenn ihre Erkenntnisse zu vermeidbarer Leiderzeugung gebraucht werden, deutet das also nicht auf wissenschaftliche, sondern auf ETHISCHE Defizite hin. Und um nicht mißverstanden zu werden: eine nachhaltige "Auslöschung" der Religionen und anderer Irrationalismen ist nur auf dem Wege der Bildung möglich und ethisch vertretbar.
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"das gleiche akzeptiere ich auch bei der modernen Wissenschaft nicht, die leider genauso dogmatisch agiert"
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Verwechseln Sie vielleicht "die" Wissenschaft mit SCHLECHTER Wissenschaft? Das wäre jedenfalls typisch für Leute, die sich mit den philosophischen und theoretischen Grundlagen der Wissenschaft nicht auskennen.
A.S. am Permanenter Link
Sehr geehrte Frau Huerkamp,
der Mensch mit seinem begrenzten Verstand wird sich erkenntnistechnisch immer von Irrtum zu Irrtum hangeln müssen. Lernen kann er nur von der Realität. Die Frage ist doch, will der Mensch lernen. Und genau hier liegt doch der Unterschied zwischen Religion und seriöser Wissenschaft.
Die Religionssysteme behaupten alle "wahr" zu sein, was hinzulernen grundsätzlich ausschließt. Denken Sie an die Tabuisierung von Erkenntnis durch die Geschichte mit dem Apfel. Denn hinzulernen bedeutet in der Regel, alte Vorstellungen zu neue ersetzen.
Seriöse Wissenschaft ist immer bereit, bei neuen Beobachtungen alte Vorstellungen über die Welt in Frage zu stellen. Beim wissenschaftlichen Streit geht es darum, WIE neue Beobachtungen in das Weltbild einzuarbeiten sind, nicht um das OB.
Stark religiöse Gesellschaften verlieren aufgrund ihres "Wahrheitswahns" die Fähigkeit zur Entwicklung. So ist es der islamischen Welt passiert, so können Sie es bei Sekten wie den Amish in den USA beobachten. Bei letzterer kommt Entwicklung nur von außen.
Wenn Sie für Religion das Recht beanspruchen, zu existieren, dann lassen Sie mich bitte wissen, welche gesicherten, reproduzierbaren Beobachtungen für ein "ewiges Leben im Paradies" sprechen. Denn mit dieser Verheißung werden die Menschen manipuliert - so die säkulare Sicht.
Aus säkularer Sicht ist Religion nichts weiter als Massenmanipulation auf der Basis der menschlichen Todesfurcht. Was tut Mensch nicht alles, um das "ewige Leben im Paradies" zu erlangen, sich selbst kasteien, verbrecherischen Organisationen wie den Kirchen ihr Geld spenden, Andersgläubige umbringen und sogar sich in die Luft sprengen.
Quacksalber, die bunte "Lebenselixiere" ihren doofen, lebenssüchtigen Kunden andrehen, sind weitaus weniger gefährlich als die Religionen.
Wäre diese manipulative Wirkung nicht, hätte ich keine Probleme mit der Auffassung, jeder dürfe glauben was er wolle. Da aber Religionen eine massenmanipulative Wirkung haben, denken Sie an die Kreuzzüge oder den IS, sind Religionen hoch gefährlich.
Ob es einen Gott gibt oder nicht, ist mir egal, solange ich ihn nicht messen kann. Die Massenmanipulation mit der "ewigen Leben Verheißung" darf uns gesellschaftspolitisch nicht egal sein.
Überhaupt steht nach wie vor die Frage im Raum, wofür Religion überhaupt da ist. Es gibt die Behauptungen der Religionen selbst, allesamt ähnlich in kognitiver Dissonanz zur Realität stehend wie die Vorstellung eines "lieben Gottes", aber auf säkularer Seite ist man über "Aberglauben" nicht wirklich hinaus gekommen. Mir ist die Aberglauben-Theorie zu dünn.
Ich bin der Ansicht, die Religionen sind ein Produkt der Evolution, das Menschen befähigt große todesmutige Kampfverbände zu bilden. Das bringt evolutionäre Vorteile im Kampf gegen Naturgewalten, wilde Tiere, in der Auseinandersetzung mit anderen Menschengruppen.
Etwas verkürzt: Religion ermöglicht große, völlig rücksichtslose, totale Kriege.
Die zentrale Rolle spielen dabei die Vorstellungen vom Leben nach dem Tode zur Überwindung der persönlichen Todesangst und die Idee eines "allmächtigen" Anführers.
Der evolutionäre Vorteil von Religion liegt m.E. auf der Gruppenebene, nicht auf der individuellen Ebene, wo die Forschung aktuell sucht. Aber dieser evolutionäre Vorteil ist im Zeitalter der Massenvernichtungswaffen drauf und dran sich in einen evolutionären Nachteil zu verwandeln.
Religionen sind meiner Ansicht nach Kinder und Werkzeuge des Überlebenskampfes der Spezies Mensch und bis heute Mittel des Krieges.
Hans Trutnau am Permanenter Link
"Das macht sie noch zorniger."
Ach, die Armen...
Oli am Permanenter Link
Wie mich das Thema langweilt .... und wie wenig Du von Mexico wirklich verstanden hast zeigt nun der Auszug oben aus dem Artikel.
René am Permanenter Link
Das ist jetzt einer von den oben genannten "genervten" Lesern, richtig? ツ
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
"Schreib ueber Mexico in seinem geschichtlichen Kontekt und lass uns doch mit Deiner Meinung ueber Religion und die Kirche zufrieden."
Peter Param am Permanenter Link
Wie schön, dass Herr Altmann mit heroischerer Pose zur Hinrichtung geschritten wäre, zumal es ja ums Vaterland ging. Oder doch nicht?