Katar

Geld für die Sünde

Das Emirat Katar hat eine Art Sündensteuer eingeführt. Alkohol kostet dort nun ein kleines Vermögen. Schlechte Nachrichten für westliche Fußballfans, die sich bei der Fußball-WM 2022 in dem arabischen Land wohl ohnehin von einigen lieb gewonnenen Fantraditionen werden verabschieden müssen. 

Dass organisierte Religionen geschäftstüchtig sind, ist ein bekanntes Phänomen. Das Prinzip ist einfach: Man redet den Menschen zunächst ein, dass eine bestimmte Tat eine Sünde sei, weil die jeweils regional zuständige Gottheit genau diese Tat verboten habe. Wer gegen diese Regel verstößt, hat mit schlimmsten jenseitigen Strafen zu rechnen.

Im Idealfall verkneifen sich die Menschen von nun an die Tat, weil sie sich vor der Bestrafung im Jenseits fürchten. Doch häufig reicht die Drohkulisse einer jenseitigen Strafe nicht aus, so dass auch diesseitige Strafen oder Sühnemaßnahmen eingeführt werden müssen. Nicht selten sorgen diese dafür, dass auch die Kasse der vorherrschenden Religionsgemeinschaft kräftig klingelt.

Die katholische Kirche machte im mittelalterlichen Europa bekanntlich einen bemerkenswerten Reibach mit dem Verkauf von Ablassbriefen, bei deren Nicht-Erwerb den verängstigten Christenmenschen ein langsames Schmoren im Höllenfeuer angedroht wurde. Und auch heute noch wird hier manchem skrupellosen Bonzen subtil suggeriert, dass ihm der Herrgott für seine Sünden im Jenseits wohl gnädiger gestimmt sein könnte, wenn er im Diesseits die Mutter Kirche nur recht großzügig beschenkt.

Das Emirat Katar beschreitet einen anderen Weg, um das religiöse Gewissen reinzuwaschen: Man erhebt dort nun eine "Sündensteuer". In Katar ist der Islam Staatsreligion und die Scharia bestimmt die Gesetzgebung. Der Genuss von Alkohohl ist in dem arabischen Land eigentlich streng verboten, doch ist Alkohol in lizenzierten Gastronomien für Ausländer erhältlich. Seit der jüngsten Einführung einer Sündensteuer allerdings zu horrenden Preisen. Ein 24er-Kasten Bier kostet ist Katar seit dem Jahreswechsel rund 100 Euro. Alle Arten von Alkohol aber auch Zigaretten und Produkte mit Schweinefleisch sind von der neuen Steuer betroffen, die offiziell als Abgabe auf gesundheitsschädliche Güter angekündigt wurde. Da sie jedoch vor allem auf Waren erhoben wird, die nach islamischem Recht verboten sind, erhielt sie im Golfstaat Katar schnell den Spitznamen "Sündensteuer".

Schlechte Neuigkeiten also für Fußballfans, die eine Anreise zur Fußball-WM 2022 planen und deren Hauptbetätigung es neben dem Ansehen von Fußballspielen ist, sich kollektiv zu besaufen und grölend durch die Straßen zu ziehen. Denn Alkohol ist in Katar nun nicht nur enorm teuer, sein Konsum in der Öffentlichkeit ist auch nach wie vor streng verboten. 

Ein weiteres Problem für sinnenfreudige Fußballfans aus dem freizügigen Westen könnte während der WM werden, dass in dem islamischen Land neben dem öffentlichen Alkoholkonsum auch außerehelicher Sex verboten ist. Vor allem weibliche Fußballfans sollten in Katar nicht den Fehler begehen, sich vergewaltigen zu lassen und dieses Verbrechen bei der Polizei vor Ort zur Anzeige zu bringen. Eine Verurteilung wegen außerehelichen Sexes ist ihnen – wie in vielen anderen Ländern mit Scharia-Gesetzgebung – in diesem Fall sicher.

Doch vielleicht wird man in Katar bis zum Beginn der WM auch dieses Problem noch mit religiöser Pragmatik lösen. Empfehlenswert wäre zum Beispiel das vor allem im Iran gebräuchliche Prinzip der Zeitehe. Um das Problem des verbotenen außerehelichen Geschlechtsverkehrs zu umgehen, können dort gegen geringes Entgelt für den zuständigen Geistlichen sogenannte Zeitehen geschlossen werden, die von einer Stunde bis zu mehreren Jahren dauern können. Ein eleganter und lukrativer Weg, um Prostitution und Äffären schariatauglich zu machen.