Missbrauchsskandal

McCarrick ist kein Kirchenmann mehr

Im Vorfeld der gestern begonnenen Konferenz im Vatikan, die sich mit dem weltweiten Missbrauchsskandal befassen will, hat die katholische Kirche ein Zeichen gesetzt: Theodore McCarrick hat nach seiner Kardinalswürde auch seine Zugehörigkeit zum Klerikerstand verloren.

Er sei der wohl ranghöchste Kleriker der Neuzeit, dem die höchste Strafe des Kirchenrechts für Geistliche auferlegt wird, berichtet domradio.de. Entschieden hat das die Glaubenskongregation, die frühere Inqusitionsbehörde. Die konkreten Vergehen McCarricks lauten: "Belästigung im Sakrament der Beichte und Sünden gegen das Sechste Gebot bei Minderjährigen und Erwachsenen, mit dem erschwerenden Faktor des Machtmissbrauchs", so zitiert kath.net eine Veröffentlichung des Vatikan. Der mittlerweile 88-Jährige, der später als Vorkämpfer gegen sexuellen Missbrauch durch übergriffige Priester gelten sollte, soll zwischen 1970 und 1990 mindestens zwei Minderjährige missbraucht haben. Auch soll er Sex mit Anwärtern für das Priesteramt gehabt haben. In diesem Zusammenhang soll es in der Vergangenheit Anweisungen von vatikanischer Seite gegeben haben, der damalige Kardinal und Erzbischof von Washington solle "wegen Vorwürfen früheren sexuellen Fehlverhaltens mit erwachsenen Seminaristen ein zurückgezogenes Leben führen." Papst Franziskus hat das Urteil gegen den Ex-Kardinal, der mittlerweile in einem Kloster in Kansas (USA) lebt, bestätigt. Somit ist es nicht mehr anfechtbar. Ob McCarrick noch Pensionszahlungen von der Kirche erhalte, sei nicht bekannt.

Wie ernst es dem Papst mit der Aufarbeitung und Maßnahmen zur künftigen Verhinderung von Missbrauch ist, werden die kommenden Tage zeigen. Nach diesem bemerkenswerten Schritt, (mutmaßliche) Missbrauchstäter konsequent aus dem Verkehr zu ziehen, für den es sicherlich noch eine Vielzahl weiterer Kandidaten gäbe, ließ der Dämpfer der Erwartungen nicht lange auf sich warten: Zu harte Kritiker bezeichnete der "Heilige Vater" als "Freunde und Verwandte des Teufels".