Es gibt ÄrztInnen, die lieber den Tod schwangerer Frauen in Kauf nehmen, als eine Abtreibung durchzuführen. So geschehen bei der Italienerin Valentina, die in der 19. Schwangerschaftswoche bei einer Frühgeburt in einem Krankenhaus vor den Augen der Ärzte starb, weil diese ihr den lebensrettenden Schwangerschaftsabbruch aus Gewissensgründen verweigerten, da der Fötus noch einen Herzschlag aufwies. Eine andere Frau wurden genötigt, ein nicht lebensfähiges Kind zur Welt zu bringen, das nur wenige Stunden überlebte. Eine weitere Familie lebt jetzt mit einem schwerstbehinderten Kind und weiß nicht, wie es weitergeht.
Ursache dieser vermeidbaren Tragödien sind fanatisch religiöse ÄrzteInnen, die Abtreibungen sogar in Notfällen verweigern, legitimiert durch frauenfeindliche Gesetze: Überall sind Ärzte verpflichtet Patienten bestmöglich zu behandeln, unabhängig von ihrem persönlichen Glauben. Nur bei Frauen mit einer ungewollten Schwangerschaft machen fast alle europäischen Länder eine Ausnahme: diesen Frauen dürfen Ärzte einen Abbruch aus "Gewissensgründen" verweigern, auch wenn dieser medizinisch notwendig ist.
"Nicht nur einzelne Ärzte, sondern ganze Spitäler und Regionen nehmen diesen 'Gewissensgrund' in Anspruch und verweigern Frauen eine notwendige medizinische Behandlung. In manchen Gegenden Europas, wie in Spanien oder Italien, müssen Frauen über 500 Kilometer weit reisen, um medizinisch versorgt zu werden. Nur in Schweden, Finnland und Island sind ÄrztInnen ohne Ausnahme verpflichtet, Schwangerschaftsabbrüche durchzuführen", erklärt der Gynäkologe Dr. Christian Fiala.
Ärzte lassen Frauen sterben
Die Filmemacherin Patricia Marchart erzählt die Geschichten dieser Frauen. Sie reiste quer durch Europa und besuchte Betroffene bzw. deren Hinterbliebene.
Unter anderem wird die Geschichte von Savita in Irland erzählt. Ihr wurde bei einer Fehlgeburt in der 17. Schwangerschaftswoche ein lebensrettender Schwangerschaftsabbruch verweigert, weil der Fötus noch einen Herzschlag aufwies und das medizinische Personal dem Leben des Fötus die Priorität einräumte. Savita starb an einer Blutvergiftung.
Paula aus Spanien wurde die Information über schwerste Fehlbildungen des Fötus vorenthalten bzw. die pränatale Diagnose verzögert. Diese Verzögerung führte zu lebensbedrohlichen Komplikationen, weshalb ihr die Gebärmutter entfernt werden musste. Filmemacherin Patricia Marchart: "Mich haben diese Geschichten unendlich berührt und dann wütend gemacht: Etwa jene von Paula, die sich so auf ihr Kind gefreut hatte. Jetzt kann sie keine Kinder mehr bekommen, weil Ärzte sie falsch informiert haben, ihre Schwangerschaft mit dem schwer kranken Fötus hinauszögerten, bis sie selbst fast gestorben wäre. Das alles nur, um ihren eigenen religiösen Glaubensgrundsätzen treu zu bleiben."
Der Dokumentarfilm zeigt, dass religiöse Ideologie Frauen töten kann. Prof. Kristina Gemzell, WHO, Karolinska Institut Schweden, sagt im Film: "Ich denke man muss Frauen vertrauen, dass sie Entscheidungen über ihr eigenes Leben selbst treffen können." – Niemandem stehe es zu, eine Schwangere in einer medizinischen Krise zu bevormunden.
Die Premiere des Films "Abandoned (im Stich gelassen)" findet im Rahmen von #kein millimeter am 3.5. im Wiener Admiralkino um 18.00 Uhr mit anschließender Diskussion (mit der Filmemacherin Patricia Marchart und dem Gynäkologen Christian Fiala vom Gynmed Ambulatorium) statt.
17 Kommentare
Kommentare
Stefan Dewald am Permanenter Link
»Wenn nun gefragt, wozu dieses Gehilf [die Frau] nötig war, zeigt sich wahrscheinlich nichts andres als die Hervorbringung von Kindern, so wie die Erde das Hilfsmittel für den Samen ist, damit aus beiden die Pflanze w
(Kirchenvater Augustinus von Hippo, hl., 354–430, bedeutender Kirchenlehrer, http://de.wikipedia.org/wiki/Augustinus_von_Hippo)
Stefan Dewald am Permanenter Link
»Der wesentliche Wert der Frau liegt in ihrer Gebärfähigkeit und in ihrem hauswirtschaftlichen Nutzen.«
(Thomas v. Aquin, hl., Kirchenlehrer, 1225–1274, http://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_von_Aquin)
Stefan Dewald am Permanenter Link
»Der Tod im Kindbett ist nichts weiter als ein Sterben im edlen Werk und Gehorsam Gottes. Ob die Frauen sich aber auch müde und zuletzt tot tragen, das schadet nichts. Lass sie nur tot tragen, sie sind darum da.«
(Martin Luther, Werke, Weimarer Ausgabe Bd. 10/2, Weimar 1907, S.296)
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Margot Käßmann hatte einst schwadroniert, "niemand falle tiefer als in Gottes Hand." Die Frauen, die hier Opfer wurden, sind maximal unsanft aufgekommen, weil die Ärzte (als geschlechtsneutrale Berufsbezeich
Daher ist das Christentum eine Leidensphilosophie, die Mutter Terese, der Todesengel von Kalkutta, auf widerwärtigste Weise vorgeführt hat. Wer stattdessen eine Lebensphilosophie bevorzugt, ist beim evolutionären Humanismus besser aufgehoben...
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Ja Herr Kammermeier, dafür wurde Mutter Teresa auch vom Papst heilig gesprochen.
So wie viele andere grausame Menschen auch.
Emmerich Lakatha am Permanenter Link
Danke vielmals für den Artikel und den Hinweis auf die Prämiere "Abandoned (im Stich gelassen)".
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Da wird wieder einmal deutlich, Religionen sind das grösste Übel das die Menschheit zu
erdulden hat, Sadismus und Masochismus liegen da nicht weit auseinander.
Dazu fällt mir ein Witz ein:- Ein Masochist bettelt einen Sadisten an, bitte schlag mich und quäl mich, der Sadist schaut in kalt lächelnd an und sagt NEIN.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
<Niemanden steht es zu, eine Schwangere in einer medizinischen Krise zu bevormunden>
Aber es passiert ständig, ohne Rücksicht auf die Betroffenen wird deren Leben aufs Spiel gesetzt nur wegen einer kruden religiösen Weltanschauung.
Gläubige gehen seit altersher über Leichen um ihre Meinung und Ihren Willen durchzusetzen.
Soviel zum Thema der Liebe und Barmherzigkeit Gottes.
Es ist mir unerklärlich, warum es noch so viele Gottesanbeter auf unserer Erde gibt?
Kann mir jemand dieses Phänomen plausibel begründen?
Nora Koch am Permanenter Link
Weil selber denken weh tut und viele Menschen wehleidige Susis sind
Emmerich Lakatha am Permanenter Link
Ich halte diese Aussage für eine oberflächliche Behauptung und respektiere Ihre Meinung
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
kann ich so nicht nachvollziehen, da ich unglaublich viel denke und dabei keinerlei Schmerz empfinde und wehleidige "Susis" ist Frauen verachtend.( scherzhaft gemeint)
Hans Trutnau am Permanenter Link
Ja, es sollte m.E. ausschließlich die Entscheidung der betroffenen Frau sein.
Es ist ein Trauerspiel, dass das häufig nicht der Fall ist.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
leider ist es kein Spiel, es geschieht täglich und nichts wird dagegen unternommen.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Deswegen eben *Trauer*spiel...
Thomas R. am Permanenter Link
"Der Dokumentarfilm zeigt, dass religiöse Ideologie Frauen töten kann."
-
Annika Sch. am Permanenter Link
Das Interessanteste an den bisherigen Kommentaren ist mE, dass sie (bis auf eine Ausnahme) alle von Männern kommen. Als ob Männern auch nur ein Funke Mitbestimmung am Körper einer Frau zuteil würde.
Thomas R. am Permanenter Link
"Eine Meinung haben" ist ja wohl nicht dasselbe wie "mitbestimmen wollen".