Vatikan-Team sagt Fussballspiel wegen politischer Botschaften des FC Mariahilf ab

Für die Frauen des Vatikan-Teams hätte es das erste internationale Spiel werden sollen. Für die Frauen des ersten FC Mariahilf wurde es der Moment, die Welt daran zu erinnern, wie schlecht es noch immer um die grundlegenden Rechte der Frauen, aber auch Homosexueller oder Transsexueller bestellt ist. Wie sollte es auch anders sein, entschieden Männer darüber, das Vatikan-Team nicht antreten zu lassen und die Mariahilf-Spielerinnen womöglich zu bestrafen.

Das in Österreich ausgetragene Spiel begann, von den Regenbogenfahnen als Eckfahnen zur Unterstützung der LGTBIQ-Gemeinschaft einmal ab, zunächst normal. Wie der ORF berichtet, tauschten die Team-Kapitäninnen Wimpel und kleine Gastgeschenke aus. Zum Abbruch der Feierlichkeiten und des angesetzten Spiels kam es, als die Spielerinnen des FC Mariahilf während der Hymne des Vatikans den Slogan "My body, my rules" (zu deutsch etwa "Mein Körper, meine Entscheidung") auf ihren Körpern enthüllten. Damit wiesen sie darauf hin, dass Frauen weltweit und besonders durch die katholische Kirche, deren Hauptsitz sich im Vatikan befindet, das Recht frei über ihre Fortpflanzung zu entscheiden, verwehrt ist. Die katholische Kirche lehnt unter anderem Verhütungsmittel und Abtreibung ab. Ebenso rät der Vatikan in einem aktuellen Papier dazu, Homosexualität oder Transsexualität "weg zu therapieren".

Die Funktionäre des Vatikan reagierten erbost und ließen das Spiel abbrechen. Und selbst der Obmann des FC Mariahilf fiel den Spielerinnen des eigenen Teams in den Rücken. Obmann Lackner erklärte, obwohl er die Spielerinnen und ihre Anliegen verstehe, es sei die falsche Zeit und der falsche Ort gewesen, um auf die Missstände hinzuweisen. Er stellte sogar Konsequenzen für die Spielerinnen in den Raum.

Es ist wenig erstaunlich, dass bei öffentlichkeitswirksamen politischen Protesten gern vom Inhalt der Forderung(en) auf die Form angespielt wird, um sich notwendigen Debatten und Reformen nicht stellen zu müssen. Dabei wird gern vergessen, dass heute völlig normale und allgemein für richtig befundene Rechte wie zum Beispiel das Wahlrecht für Frauen nicht dadurch errungen wurden, dass Frauen bei ihren stillen privaten Kaffeekränzchen Kuchen mit Zuckergussaufschrift "Wir hätten so gern das Wahlrecht" servierten.