Abschluss der Amazonassynode im Vatikan

Der Anfang vom Ende des Zölibats?

Die Deutsche Welle (DW) nennt es eine "kleine Revolution": Die Amazonassynode spricht sich für die Priesterweihe von verheirateten Familienvätern aus. Auch fordert sie, die Möglichkeit einer Zulassung von Frauen zum Diakonat zu beraten.

Drei Wochen lang dauerte die Zusammenkunft im Vatikan, die unter dem Titel "Neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie" die Situation der katholischen Kirche am Amazonas erörtern sollte. Nun steht es schwarz auf weiß in der Abschlusserklärung: Sogenannte "viri probati", also "bewährte Männer", sollen die Priesterweihe erhalten können, "geeignete und von ihren Gemeinschaften anerkannte Männer, die im ständigen Diakonat aktiv sind", zitiert RP Online aus dem Abschlussdokument.

Damit sind auch verheiratete Männer gemeint, die Kinder haben. Mit 41 Gegenstimmen bei laut DW 185 Mitgliedern der Bischofssynode war dies der umstrittenste Punkt des gesamten Dokuments. Zwar ist die Entscheidung nicht bindend – die trifft der Papst in einem bereits angekündigten Schreiben – und man betont, die verpflichtende zölibatäre Lebensweise katholischer Geistlicher nicht in Frage stellen zu wollen – dennoch, ein erster Schritt ist gemacht, ein erster Riss zeigt sich in der Mauer der Aufrechterhaltung einer in der Öffentlichkeit viel kritisierten Regelung. Einige Teilnehmer der Amazonassynode seien denn auch dafür gewesen, die Priesterweihe für Verheiratete gleich auf "universaler Ebene" anzugehen.

Die "viri probati" sind eine Notlösung angesichts des Priestermangels im Amazonasgebiet, wo noch eine weitere, aus katholischer Sicht schwierige Situation vorherrscht: 60 bis 80 Prozent der Kirchengemeinden leiten Frauen, die jedoch kein offizielles Kirchenamt innehaben. Ein weiterer Vorschlag der Synodalen lautet daher, über die Möglichkeit zu beraten, Frauen zu Diakoninnen zu weihen – der (oder die) Inhaber(in) dieser ersten Weihestufe darf alle alltäglich wichtigen Rituale des katholischen Gottesdienstes ausführen. Selbstredend ist dieser Punkt ebenfalls umstritten und erhielt 30 Gegenstimmen. "Für die Kirche Amazoniens ist es dringlich, dass Ämter für Frauen und Männer in gleichberechtigter Form gefördert und vergeben werden", steht laut RP Online in der Abschlusserklärung. Es scheint bereits Wirkung zu zeigen: Der Papst gab bekannt, die Kommission zum Frauendiakonat wieder einsetzen zu wollen.

Die beiden Themen schienen das dreiwöchige Treffen zu dominieren, obwohl eigentlich andere Dinge im Vordergrund stehen sollten: Der Schutz der mehr denn je bedrohten Regenwaldgebiete und die Rechte der indigenen Bevölkerung. Dabei ging es auch um einen eigenen "amazonischen Ritus" und die Würdigung dortiger Traditionen – was aber auch manchem Gläubigen zu weit zu gehen schien: Neulich erst hatte ein Fundamentalist unter dem Applaus der virtuellen Gemeinde Fruchtbarkeitsdarstellungen aus einer römischen Kirche entfernt und in den Tiber geworfen, welche dort im Rahmen der Synode aufgestellt worden waren.