Klimaschutz-Aktion in der Kirche:

Küsterin muss Kirchenschlüssel abgeben

Weil sie für eine Kampagne von Greenpeace die Kirchentür geöffnet hat, ist eine 80-jährige Küsterin in Erkelenz-Keyenberg nun ihren Kirchenschlüssel los. Das Gebäude und mit ihm der gesamte Ort ist ganz konkret durch die Braunkohle-Verfeuerung bedroht. Schon 2023 wird das Gotteshaus abgerissen und ganz Keyenberg muss dem Tagebau Garzweiler II weichen. Wo jetzt noch 820 Menschen leben, klafft dann ein riesiges Loch in der Erde, und die Emissionen treiben die CO2-Bilanz weiter in die Miesen.

Ein angemessener Ort für ein Event der Klimaschutz-Aktion von Greenpeace. Rechtzeitig vor dem Klimastreik am vergangenen Freitag und dem Beginn der UN-Klimakonferenz hatten sie ein Foto mit einem großen roten Kunststoff-"C" vor dem Altar der Kirche auf Twitter veröffentlicht. Bei dem Buchstaben handelt es sich um eine Nachbildung des Cs, das Aktivisten wenige Tage zuvor vom Konrad-Adenauer-Haus, der CDU-Bundesgeschäftsstelle, gestohlen hatten. Mit der Aktion protestiert Greenpeace gegen die Klimapolitik der Partei.

Was für viele Beobachter eine Aufsehen erregende Protestaktion ist, bedeutet für Pfarrer Werner Rombach vor allem eins: Die Küsterin hätte die Aktivisten nicht in die Kirche lassen dürfen, denn sie war angewiesen, das Gotteshaus nur für Messen und religiöse Gruppen zu öffnen. Wegen Verletzung der Aufsichts- und Loyalitätspflicht musste sie den Schlüssel abgeben, das Schloss wurde kurzerhand ausgetauscht. Wenigstens die Entlassung und eine Klage bleiben die Frau erspart. Nur alleine in der Kirche arbeiten darf sie nicht mehr. Zum Jahresende werde sie ohnehin ihre Tätigkeit beenden, aus Altersgründen, so der Pfarrer.

Für die 80-Jährige ist dieser Eklat nach langjähriger Gemeindearbeit "wie eine kalte Dusche". Gegenüber der dpa äußerte sie sich "menschlich sowas von enttäuscht". Sie habe kein Problem darin gesehen, die Aktivisten in das Gebäude zu lassen, zumal keine anderen Besucher in der Kirche gewesen seien.

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Was wohl Pfarrer Rombachs oberster Chef dazu sagen würde? Papst Franziskus sprach sich 2015 in seiner Enzyklika "Laudato si" für Umwelt- und Klimaschutz aus und forderte eine drastische Reduzierung des CO2-Ausstoßes. Daran erinnern auch die Aktivisten auf dem Twitter-Kanal @IchBinDasC, der den Weg des Buchstaben auf verschiedenen Umweltschutzaktionen verfolgt. Sein Motto: "Schöpfung bewahren heißt Klima schützen". Im Beschwören sogenannter "christlicher Werte" mag die CDU ganz vorn dabei sein, bei Klimaschutz sieht es allerdings mau aus, kritisiert Greenpeace.

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Zumindest aus PR-Sicht reagierte die CDU ganz gewandt auf den Social-Media-Coup: Noch am gleichen Tag wie @IchBinDasC startete auf Twitter der Kanal @IchBinDasDu. Im Duktus des verlassenen Partners verzeiht das "Du" dem "C" mit gönnerhaftem Augenzwinkern den Seitensprung und bedauert, dass es "so mitgenommen" aussehe. Und vom Parteitag am 22. November ließ das "Du" den abtrünnigen Buchstaben gemeinsam mit einem munteren Philipp Amthor posen. Dazu die Ansage: "Genug mit dem Schabernack. Jetzt geht's um Sachthemen."

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In dieser Hinsicht sind sich "Du" und "C" einig. Zum Beginn des Klimaschutzgipfels forderte @IchBinDasC den Kohleausstieg bis 2030, Verzicht auf Diesel und Benzin bis 2025 und ein Ende der Massentierhaltung.

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