Der Oberste Vorsitzende eines undemokratischen und wegen millionenfacher Missbrauchsfälle im Rampenlicht stehenden Unternehmens warnte dieser Tage vor zu viel Konsum. Das mutet seltsam an, hat der weltumspannende Konzern doch allein in Deutschland ein geschätztes Vermögen von mehr als 200 Milliarden Euro.
Der Herr Franziskus sprach laut Stern davon, dass die Unzufriedenheit, die Wut und der Hass vor allem dort steige, wo "der Konsumismus herrsche". Nun, man kann von einem Mann, der in einer längst vergangenen (doch leider noch nicht vergessenen) Welt lebt, nicht erwarten, dass er Zusammenhänge begreift. Aber nach allen wissenschaftlichen Erkenntnissen ist die Kriminalität dort am stärksten, wo auch die Armut am heftigsten ist. Also stimmt so ziemlich genau das Gegenteil von dem, was der Pontifex da von sich gab.
Für Herrn Franziskus sei das, was "das Herz betäubt": nämlich vom Konsum abhängig zu sein, die wahre Gefahr. Nicht die öffentlich gewordenen und die vertuschten Verbrechen seiner Mitarbeiter und Untergebenen an Kindern und anderen hilflosen Menschen, nicht die sinnfreien Heilsversprechungen seines eigenen Großkonzerns und schon gar nicht das Anhäufen von unermesslichem Reichtum für den eigenen Glaubenskonzern sei gefährlich. Gott bewahre! Nein! Selbstverständlich nicht!
Nur die "Konsumsucht in der Vorweihnachtszeit" sei die wahre Gefahr (und in seinem Denken vermutlich vom Teufel geleitet). Denn wisse: Geld, das man für Geschenke – ob sinnvoll oder nicht – ausgibt, kann man nicht mehr in den Klingelbeutel der ach so armen gebeutelten Kirche werfen.
14 Kommentare
Kommentare
Andreas Lichte am Permanenter Link
die Cum-Ex-Geschäfte wurden bekanntlich von den Ärmsten der Armen abgewickelt. Amen.
Petra Pausch am Permanenter Link
Ja. Genau wie es die Ärmsten der Armen waren, die die Banken dermaßen in den Ruin trieben, dass die Steuerzahler das zahlen müssen.
Andreas Lichte am Permanenter Link
"Was ist ein Dietrich gegen eine Aktie?
Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?
Was ist die Ermordung eines Mannes gegen die Anstellung eines Mannes?“
Bertolt Brecht, "Die Dreigroschenoper"
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Volle Zustimmung!
Kleine Korrektur: Allein das Vermögen der katholischen Kirche beläuft sich Schätzungen nach (mit Firmenbeteiligungen etc.) in Deutschland auf über 450 Mrd. Euro. Andere gehen von noch höheren Zahlen aus. Und da steht zum Beispiel der Kölner Dom mit 27 Euro in den Büchern.
Auch die üblichen Prunkgewänder der katholischen Geistlichkeit (da lobe ich mir die Protestanten) zeugen von exorbitantem Luxusdenken. Bei Gerhard Schröder regte man sich über seine Armani-Anzüge auf. Die kriegt man für etwas über 2.000 Euro. Als der Ratze-Papst in Berlin eine Messe zelebrierte, schneiderte man ihm für diesen Tag ein wunderschönes, grünes Messgewand: für schlappe 40.000 Euro!
Na ja, die Katholen wissen ihre Fest zu feiern. Da kann man als Habenichts nur neidisch zuschauen. Ob das die beabsichtigte Wirkung ist? Aber das könnte ja Konsumlust wecken, Gewalt auslösen, wenn ich es auch haben will, gar Konsumismus...
Andreas Leber am Permanenter Link
Ich bin ja nach wie vor ein großer Fan von Peter Tebartz van Elst. Der hat mit seiner Prunksucht damals mehr Leute aus der Kirche getrieben, als 1000 Aufklärer zusammen es könnten.
Thomas B. Reichert am Permanenter Link
@Andreas Leber "ausschließlich Geld vom Kirchensteuerzahler verwendet." Wie unwissend. Bischöfe werden vom Staat bezahlt und DU bist ein Teil des Staates.
Gerd K. am Permanenter Link
Einspruch euer Ehren.
Thomas B. Reichert am Permanenter Link
@Gerd Einspruch angenommen. :-)
Rene Goeckel am Permanenter Link
Nicht nur "ist die Kriminalität dort am stärksten, wo auch die Armut am heftigsten ist." Kriminalität + Armut + Katholizismus, dann wird ein passender Schuh draus!
Roland Weber am Permanenter Link
Derartige Appelle von Kirchenseite zeigen eine dreiste Schamlosigkeit!
Jahrhunderte lebten die "Kirchenfürsten" in Saus und Braus und ich kann mir nicht vorstellen, dass die heutigen Bezüge von Bischöfen (Professoren bzw. Richtergehältern) oder auch nur Priestern (Besoldung höherer Dienst) bis auf den Hartz-IV-Satz den Armen zugute kommen. Schon immer lebten die Gläubigen nach Auffassung ihrer Hirten noch zu gut. Erst Not und Elend schaffen Glaubensbereitschaft.
Dass Weihnachten zum Konsum-Fest ausartete ist nicht zuletzt der Leere und Absurdität der Glaubensinhalte zu verdanken. So mache denn jeder das Beste daraus!
Sascha Bohnenkamp am Permanenter Link
Unzufriedenheit, die Wut und der Hass sind etwas anderes als Kriminalität.
Warum wird das hier gleichgesetzt?
R&R am Permanenter Link
Aufgemerkt! 1. Onkel Franz kritisierte schon häufig auch den Reichtum seines eigenen Konzerns. 2. Es stimmt, dass zwar Armut ein verbreiteter Anlass zu Kriminalität ist.
A.S. am Permanenter Link
Wer lebt denn im Luxus auf Kosten seiner Gläubigen?
Topeka am Permanenter Link
> Der Herr Franziskus sprach laut Stern davon, dass die Unzufriedenheit, die Wut und der Hass vor allem dort steige, wo "der Konsumismus herrsche".
Ist nicht unbedingt falsch. Bhutan hatte mit wenig Luxusguetern eine sehr geringe Kriminalitaetsrate. Sobald man sich dort im Fernsehen anschauen konnte, wie im Westen gelebt wird, hat das Begehrlichkeiten geweckt und die Kriminalitaet hat zugenommen.