Kommentar

Geld stinkt nicht

Als Kaiser Vespasian diesen Spruch zur Rechtfertigung des Gestanks des zu Gerbzwecken in Rom eingesammelten männlichen Urins lancierte, hätte er sich nicht träumen lassen, dass der eines Tages zum Leitmotiv christlicher Würdenträger werden könnte. Und doch, Geld in der Catholica stinkt offenbar nicht, ganz egal wo und wie es herkommt und wofür es den Besitzer wechselt.

Das zeigen wieder einmal circa 600.000 US-Dollar, die unwidersprochen und nicht deklariert hohen Würdenträgern der Catholica in Rom unter die Soutane gesteckt worden sind. Ganz zu schweigen von der Kirchensteuer, die wider das Kirchenrecht auch zur Finanzierung undurchsichtiger Umtriebe erhoben wird.

Just einen Tag nach der jungfräulichen Geburt des Gottes der Christenheit platzte die Washington Post am 27. Dezember 2019 mit der Meldung heraus, dass der mittlerweile abgehalfterte Kardinal McCarrick mehr als insgesamt 600.000 US-Dollar an Klerikerkollegen in Rom, inklusive zweier Päpste, zur Vertuschung seiner pädophilen Aktivitäten gezahlt hat. Die Zeitung stützt sich dabei auf ihr vorliegende Unterlagen.

Im Vatikan nichts Neues, wären da nicht die immer wiederkehrenden Heils- und Rettungsversprechen einer Klerisei, die absolute Wahrheiten für sich und ihre Lehre in Anspruch nimmt, selbst aber übelst fehlt. Dabei vergriff sich der amerikanische "Dreh- und Angelpunkt" und "Prinz des Papstes" nicht nur an ihm anvertrauten Jugendlichen und Priesterkandidaten, sondern auch an zweckgebundenen Spenden, die ihm auf sein selbstverständlich steuerfreies Stiftungskonto zuflossen, so auch von der Trump-Schwester Maryanne Trump Barry. Selbstredend, dass nur er allein verfügungsberechtigt war.

Erstaunlich auch – und immer wieder – wie Kleriker zum höchsten Amt in einem Land emporkommen können, obwohl dem Vatikan seit Jahren ihr ungebührliches Verhalten bekannt ist. Während dieser Skandal derzeit, wie üblich, in den Mühlen des Vatikans zerrieben wird, bahnt sich schon die nächste Geschichte an, die bewusst nicht durch Schecks nachgewiesen werden kann.

Die soeben vom Pontifex der Catholica ausgerufene Missionierung der Welt wird aus einem Palazzo im Viertel der Spanischen Treppe in Rom gesteuert. Da nichts von nichts kommt, drängt sich die Frage nach der Finanzierung hehrer missionarischer Aktivitäten insbesondere gegen die in westlichen Kernländern der Catholica grassierende Säkularisation auf. Man sagt dazu nichts, weiß man doch sehr wohl, dass das beauftragte Dikasterium über immenses Immobilien- und Geldvermögen verfügt. Herkunft bewusst im Unklaren gehalten.

Noch verschwurbelter in Sachen pecunia non olet ist die zwangsweise Eintreibung der Kirchensteuer durch die Kirche mithilfe des Staates. Dabei ist diese Eintreibung so pervers machtgetrieben, dass bei Nichtzahlung sogar Exkommunikation droht. Dagegen wehren sich nun öffentlich glaubensgetriebene Katholiken. Sie fordern alle Gläubigen auf: "Hört endlich auf, die Kirchensteuer zu zahlen!" Ihre kategorische Forderung begründen sie damit, dass die Zahlung der Kirchensteuer "direkt an der fortschreitenden Säkularisierung der Kirche in Deutschland mitzuwirken" bedeute. Da beißt sich die Katze in ihren berühmten Schwanz. Hier Zwangsgeld zur schleichenden Säkularisierung der Kirche, dort Geld unbekannter Herkunft für den Kampf gegen die Säkularisierung. Wem soll der unschuldig getaufte Mensch nun folgen, der Macht oder dem Glauben?

Dort Geld aus möglicherweise gut gemeinten Quellen für höchst anrüchige Zwecke, hier Geld undefinierter oder erzwungener Herkunft für missionarische Projekte. Missionierung für eine Kultur und Machtstruktur, die wir nach tausendjähriger Zwangsherrschaft der Catholica endlich überwunden haben, brauchen wir wahrlich nicht noch einmal. Der Unfehlbare ist wirklich zu bedauern bei seinem Management so vielfältig fehlbarer Subalterner und Möchtegerne. Ohne Wandel in der Mentalität der Klerisei wird die soeben ausgerufene Missionierung und die Einstellung zum Geld sicher scheitern. Einstweilen ist es immer wieder das Schmiermittel, das alles in Bewegung hält, egal woher und wohin? Qed, Pecunia non olet. Wirklich? Oder stinkt es doch zum Himmel?

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