Theologisch-sozialethisches Arbeitspapier analysiert Bild von Ehe, Familie und Sexualität

Lehre und Lebenswirklichkeit noch weit voneinander entfernt

Vor der Familiensynode im Herbst ist die katholische Kirche nach Einschätzung der Sozialethikerin Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins vom Exzellenzcluster "Religion und Politik" weit davon entfernt, Lehre und Lebenswirklichkeit anzunähern.

Mit Blick auf die Probleme von Familien würden viele Realitäten kaum oder gar nicht wahrgenommen, etwa familiäre Probleme durch Arbeit, Migration, Diskriminierungen und eine fehlende Sozialpolitik, heißt es in einer Stellungnahme des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften (ICS) der WWU Münster, das die Theologin leitet. Mit Blick auf homosexuelle Menschen zeige die Kirche eine "Schieflage": Sie wolle einerseits keinem Diskriminierungsvorwurf ausgesetzt sein und zeige erste Schritte der Anerkennung, rücke zugleich aber nicht von der Abwertung dieser sexuellen Orientierung ab.

"Die christliche Botschaft der Nächstenliebe steht dort auf dem Spiel, wo aus Angst vor einer Gleichwertigkeit von Patchwork-, Regenbogen-, oder Alternativfamilien diesen Familienformen schlichtweg jeglicher positive Wert abgesprochen wird", schreiben die Theologinnen Marianne Heimbach-Steins, Julia Enxing, Vanessa Görtz-Meiners und Anna Maria Riedl und der Theologe Felix Krause. Stattdessen solle der "bisher kaum gewürdigte" Beitrag alternativer Partnerschaften für Kirche und Gesellschaft ausgelotet werden. Das Papier "Voraussetzungen, Ansätze und Schwierigkeiten der Vermittlung von kirchlicher Lehre und christlicher Praxis" diskutiert "Erträge und Blockaden" der außerordentlichen Bischofssynode 2014 mit Blick auf die bevorstehende ordentliche Synode im Oktober. Themen des Papiers sind die Synodenkultur der Kirche und ihre Neuakzentuierung durch Papst Franziskus sowie inhaltliche Aspekte zu Ehe und Familie, gleichgeschlechtlichen Partnerschaften und Gender-Fragen. Die Autorinnen betonen, die Theologie als Wissenschaft habe eine "Vermittlerinnenrolle zwischen theoretischen Glaubensinhalten und der Vielfalt christlich gelebter Beziehungswirklichkeit".