Der Aschaffenburger Alibri Verlag ist der führende Verlag für religionskritische Publikationen im deutschsprachigen Raum. In diesem Jahr feiert er sein 25-jähriges Bestehen. Ein Vierteljahrhundert, in dem sich der Verlag nicht nur in der Religionskritik, sondern auch in anderen Themenbereichen einen Namen gemacht hat.
Die Ausgabe 1/95 der MIZ – Magazin für Konfessionslose und AtheistInnen – war vor 25 Jahren die erste Publikation, die im Alibri-Verlag erschien. Seitdem hat der Verlag nicht nur 99 weitere MIZ-Hefte, sondern auch über 300 Bücher herausgebracht. Viele davon hatten und haben Bedeutung für den Diskurs in der säkularen Szene und der Skeptiker-Bewegung – aber auch darüber hinaus.
Nichts Geringeres als die Welt zu verändern, war damals laut Alibri-Verleger Gunnar Schedel die Zielsetzung des Verlags, der sich bis heute als "Forum für Utopie und Skepsis" versteht. Allerdings erwies sich das schwieriger als erwartet, da der Buchhandel damals gerade in einer Umbruchphase war, die dazu führte, dass große Verlage ihre Titel zunehmend besser platzieren konnten als kleine. Alibri setzte auf das Prinzip gegenseitiger Hilfe und initiierte die "Assoziation Linker Verlage" (aLiVe). Durch gezielte Kooperation in Werbung und Vertrieb konnten so Kosten gesenkt, Zeit eingespart und die programmatische Unabhängigkeit erhalten werden.
Seine Unabhängigkeit ermöglichte dem Alibri Verlag Veröffentlichungen wie "Die Psycho-Szene" von Colin Goldner, ein Buch, das jahrelang das wichtigste Nachschlagewerk zu unseriösen, esoterisch angehauchten Anbietern im Bereich der Psychotherapie war, oder Carsten Frerks "Finanzen und Vermögen der Kirchen in Deutschland", das anhand einer Unmenge akribisch zusammengetragener Zahlen erstmals die finanziellen Verhältnisse der Kirchen belegte und so der Kirchenkritik neue Argumente an die Hand gab.
Die bei Weitem bekannteste Publikation des Alibri Verlags dürfte jedoch das "Ferkelbuch" sein, das religionskritische Kinderbuch "Wo bitte geht's zu Gott? fragte das kleine Ferkel" von Michael Schmidt-Salomon und Helge Nyncke. Das damals von Ursula von der Leyen geführte Familienministerium versuchte, das sogenannte "Ferkelbuch" auf die Liste jugendgefährdender Medien zu setzen, wogegen sich der Verlag juristisch erfolgreich zur Wehr setzte. Im Frühjahr 2008 wurde dieser Zensurversuch in fast allen deutschsprachigen und einer beachtlichen Reihe von internationalen Medien behandelt.
Ein guter Teil des Alibri-Stammpublikums ist in der sogenannten säkularen Szene von Deutschland, Österreich und der Schweiz beheimatet. Mit fast allen säkularen Verbänden und Initiativen des deutschsprachigen Raums hat Alibri in den vergangenen 25 Jahren zusammengearbeitet. Von der vom Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) herausgegebenen Zeitschrift MIZ, deren Publikation 1995 den Startpunkt des Verlags dargestellt hatte, wurden mittlerweile 100 Ausgaben ausgeliefert; die Schriftenreihen von drei Humanistischen Akademien erscheinen ebenso bei Alibri wie eine Schriftenreihe der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs). Aber auch zahlreiche Titel, die politische Kampagnen begleitet oder große Veranstaltungen dokumentiert haben, hat Alibri verlegt.
Allerdings beschränkt sich die Themenpalette des Alibri-Verlags nicht auf Kirchen- und Religionskritik, wie das jüngst erschienene Gesamtverzeichnis des Verlags zeigt. Auch Philosophie und Geschichte nehmen im Verlagsprogramm großen Raum ein, fragwürdige medizinische Verfahren werden ebenso kritisch behandelt wie rechte Ideologien. Ein skeptischer Blick, die Wertschätzung der wissenschaftlichen Methode und das Bekenntnis zu Selbstbestimmung und Emanzipation gaben dabei stets wichtige inhaltliche Leitplanken vor.
Dass sich der Alibri Verlag dabei immer wieder neu erfinden musste, liegt in der Natur des "Gutenberguniversums". War Alibri anfangs vor allem ein Sachbuch-Verlag, der vor allem auf Inhalte und weniger auf die Ausstattung Wert legte, hat sich das heute gründlich geändert. Denn der Buchhandel befindet sich – wieder mal – im Umbruch. Eine neue Generation wächst heran, die mit anderen Mediennutzungsgewohnheiten sozialisiert ist und Informationen eher im Internet als in gedruckten Büchern sucht. Um weiter attraktiv zu bleiben, müssen Bücher heute mehr bieten als nur gut recherchierte Informationen. Alibri hat deshalb sein Programm in den vergangenen Jahren um Kinderbücher und Bücher über politische Kunst erweitert. Ohne dabei jemals der Religionskritik untreu zu werden, versteht sich.
3 Kommentare
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Dem Alibi Verlag wünsche ich auf diesem Wege alles Gute, durch meine Mitgliedschaft im hpd bin ich auf all die Bücher gestossen von Michael Schmidt-Salomon und Carsten Frerk, welche jetzt so ziemlich komplett in meine
Peter am Permanenter Link
Herzlichen Glückwunsch zum Verlagsgeburtstag! Und auf das nächste Vierteljahrhundert!
Dr. Ingeborg Wirries am Permanenter Link
Kurz gesagt: Gut, sehr gut, das Euch und Euer so langes Engagement gibt!!! Danke dafür!!!