HVD RLP/Saar fordert Ethikunterricht als gleichwertiges Angebot neben Religionsunterricht

Weltanschauliche Vielfalt in den Schulen muss auch Konfessionsfreie berücksichtigen

Der Humanistische Verband Rheinland-Pfalz/Saarland e. V. (HVD RLP/Saar) verfolgt mit Interesse den Prozess zu Vertragsverhandlungen mit vier Islamverbänden, den die Landesregierung Rheinland-Pfalz am 1. April 2020 bekannt gemacht hat. Wesentlicher Gegenstand sind unter anderem Strukturgespräche zur Weiterentwicklung des bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterrichts und zur Einrichtung von Professuren für Islamische Theologie.

"Wir bedauern allerdings, dass Gespräche offenbar lediglich mit konservativen muslimischen Verbänden geführt wurden, obwohl in Rheinland-Pfalz zum Beispiel mit dem Verein Säkularer Islam (VSI RLP) inzwischen auch ein liberaler Verband zur Verfügung steht, der die Interessen von Muslimen aus säkularer Perspektive vertritt", so die Vorsitzende Hedwig Toth-Schmitz.

Der HVD RLP/Saar begrüßt aber grundsätzlich die in den Zielvereinbarungen formulierte klare Position der Landesregierung, dass die freiheitlich-demokratische Grundordnung als gemeinsame Wertegrundlage und Basis der Zusammenarbeit gilt. Wörtlich heißt es: "Die Unterzeichnenden setzen sich für die Vielfalt und die Teilhabe aller ein. Gemeinsam treten sie jeglicher Form von Gewalt und Diskriminierung aufgrund von Ethnie und Herkunft, Geschlecht, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter oder sexueller Identität entgegen."

In diesem Kontext erwartet der rheinland-pfälzische Landesverband des HVD, dass die Bildungspolitik künftig auch die Interessen der konfessionsfreien, nicht religiös orientierten Bevölkerung gleichermaßen berücksichtigt. Eine Kernforderung dieser Bürgerinnen und Bürger ist das Angebot eines Ethikunterrichts für alle, der die in den Zielvereinbarungen genannten Werte auch nichtreligiösen, säkular orientierten Kindern und Jugendlichen vermittelt. Es ist vor diesem Hintergrund nicht nachvollziehbar, dass entsprechende Forderungen der Elternschaft und LandesschülerInnenvertretungen in Rheinland-Pfalz und im Saarland nicht konstruktiv aufgegriffen wurden.

Der HVD RLP/Saar wird sich weiterhin für ein integrativ wirkendes Schulsystem einsetzen. "Wir sind bereit, diesbezüglich einen Dialog mit Regierung, Parteien und Verbänden zu führen in der Erwartung, dass auch Konfessionsfreien dasselbe Maß an Respekt und Anerkennung gezollt wird, wie es nun gegenüber muslimischen Verbänden dokumentiert wurde", so Hedwig Toth-Schmitz. "Der Vielfaltsanspruch gilt für alle Weltanschauungen."

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