Am 24. April hat die schottische Regierung einen Gesetzentwurf veröffentlicht, der der Strafbarkeit von Blasphemie ein Ende setzt. Ein Erfolg, der nicht zuletzt der jahrelangen Aufklärungsarbeit schottischer Atheisten-Vereinigungen zu verdanken ist.
In England und Wales wurde die Strafbarkeit von Blasphemie 2008 durch den UK Criminal and Justice and Immigration Act abgeschafft. Zwölf weitere Jahre dauerte es, bis Blasphemie nun auch in Schottland nicht mehr strafbar ist. So jedenfalls sieht es ein vergangenen Freitag von der schottischen Regierung eingebrachter Gesetzentwurf vor, der jetzt vom Parlament verabschiedet werden muss. Nach Verabschiedung des Gesetzes wäre Blasphemie in Großbritannien nur noch in Nordirland strafbar.
Vorkämpferin der Kampagne zur Abschaffung der schottischen Blasphemie-Gesetzgebung war die Humanist Society Scotland. Die schottischen Humanisten informierten Parlamentarier darüber, wie Blasphemie-Gesetzgebungen weltweit dazu genutzt werden, Humanisten und religiöse Minderheiten zu verfolgen, sie veranstalteten Protestkundgebungen und sicherten sich durch eine Petition zur Abschaffung der schottischen Blasphemie-Gesetzgebung öffentliche Unterstützung.
Fraser Sutherland, Vorsitzender der Humanist Society Scotland, ist begeistert, dass die Aufklärungsarbeit schottischer Atheisten und Humanisten die Politiker davon überzeugen konnte, dass Blasphemie-Gesetze unvereinbar sind mit den Menschenrechten. "Auch wenn das schottische Gesetz schon lange nicht mehr angewendet wurde, so sendet seine Abschaffung doch eine deutliche und unmissverständliche Botschaft an die Führer der ganzen Welt: Blasphemie-Gesetze sind falsch und haben keinen Platz im 21. Jahrhundert", so Sutherland.
Die nun erfolgreiche Kampagne der Humanist Society Scotland ist Teil einer internationalen Kampagne zur weltweiten Abschaffung der Blasphemie-Gesetzgebung, die 2015 von der International Humanist and Ethical Union ins Leben gerufen wurde. Schottland wird das neunte Land sein, das seit Beginn der Kampagne seine Blasphemie-Gesetzgebung abschafft.
7 Kommentare
Kommentare
Wolfgang am Permanenter Link
Ein schönes Foto, eine kaputte Kirche ohne Dach. Je größer der Dachschaden um so schöner der Ausblick zum Himmel. Karlheinz Deschner
Ingrid Schmall am Permanenter Link
Gratulation, wenn aus dem Entwurf auch das Gesetz wird.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Na also, geht doch, wann ist es in D soweit??
Hans Trutnau am Permanenter Link
Hurra, endlich vernünftige Nachrichten!
Licht am Ende des Tunnels...
Martin Franck am Permanenter Link
Man sollte sich daran ein Beispiel nehmen. So steht es ja auch in https://end-blasphemy-laws.org/whats-wrong-with-blasphemy-laws/
Aber nun bin ich kein Pastafari, und glaube nicht an das FSM, oder an einen Biervulkan.
Es muß also etwas sein, von dem ich überzeugt bin, aber andere nicht.
Nun als Naturalist gehe ich davon aus, daß es keine vom Körper unabhängige Seele gibt. Meine Psyche ist bestimmt durch meine Gehirnzellen, mit Neurotransmittern und Hormonen. Ich denke morgens, wenn die Sonne scheint, anders, als wenn ich müde, hungrig, durstig etc bin. Selbst mein Mikrobiom mag mein Denken beeinflussen.
Wenn also mein rationales Denken so sehr vom delikaten Zusammenspiel mehrere Faktoren abhängt, dann werde ich mir doch nicht freiwillig Zellgifte zuführen, die dies negativ beeinflussen.
Also hatte 1930 Bertrand Russel recht, als er in https://en.wikiquote.org/wiki/The_Conquest_of_Happiness The Conquest of Happiness schrieb:
„he seeks to make life bearable by becoming less alive. Drunkenness, for example, is temporary suicide: the happiness that it brings is merely negative, a momentary cessation of unhappiness.“ über jemanden der „distraction and oblivion“ sucht.
Vor mehr als einem halben Jahrhundert dachte man, mit bewusstseinserweiternden Drogen mehr erreichen zu können. Ähnlich wie auch heutzutage Neuro-Enhancement versucht wird.
Infolgedessen, wenn ich sage, daß ich aus religiösen Gründen keinen Alkohol trinke, dann steht kein Dogma dahinter, sondern die Tatsache, daß ich meine begrenzte Lebenszeit nicht in einem Rausch verschwenden möchte.
Nun gibt es Leute, die Naturalisten sind, und trotzdem Alkohol trinken. Was habe ich alles schon an Argumenten gehört: Alkohol führte zu den ersten Gemeinschaften, und wurde schon vor dem Brot entdeckt.
Nur gab es sehr viel, was früher für Gemeinschaften essenziell war, und man heute nicht mehr macht.
Glücklicherweise ist das Argument, daß kleine Mengen Alkohol einen positiven Effekt auf die Gesundheit hätten weg vom Tisch.
Aber ähnlich wie Religion kamen viele recht früh mit Alkohol in Kontakt, die Mehrheit der Bevölkerung konsumiert Alkohol, und es ist Teil der hiesigen Kultur.
Aber es ist ein https://en.wikipedia.org/wiki/Acquired_taste acquired taste. Hat man sich einmal daran gewöhnt, fällt es schwer, davon loszukommen.
Insofern weiß ich, daß viele diese Sucht nicht einfach so ablegen können.
Kommt mir also jemand, der sich darüber lustig macht, daß ich keinen Alkohol trinken möchte, so weiß ich wie schwer es demjenigen fällt, rational zu handeln. Ich würde mich niemals beleidigt darüber fühlen.
Auch weiß ich, daß Argumente nicht weiter führen. Denn „you can't reason someone out of something that they weren't reasoned into in the first place“.
Mancher benötigt erst Kontemplation und setzt sich unter einem https://en.wikipedia.org/wiki/Bodhi_Tree Feigenbaum, bis einem die Erleuchtung kommt. Die Evidenz dazu ist vorhanden und frei verfügbar.
Würde ich mich jedesmal aufregen, läge der Fehler eindeutig an mir.
Man muss es eher so machen, wie mit der Historizität Jesu: Klar gab es ihn nicht, zumindest können wir über einen historischen Jesu keinerlei Aussagen treffen. Für viele Argumente ist es auch egal, ob in Galilea jemand Jehoschua hieß und als Wanderprediger wirkte.
Aber man kann es immer wieder erwähnen, denn steter Tropfen höhlt den Stein.
Ein Gesetz, das mich vor anderen Meinungen bewahrt, wäre für mich sogar kontraproduktiv. Denn durch die Gegenargumente kann ich immer besser meine eigene Argumentation schärfen.
Genauso ist es, wenn jemand Blasphemiegesetze befürwortet. Er demonstriert damit nur seine eigene Schwäche. Und warum sollten andere leiden und eingeschränkt werden, weil deren Argumente nicht stichhaltig sind?
streminger am Permanenter Link
Ist doch schade, dass Schottland, dieses Land mit einer reichen, Jahrhunderte alten Aufklärungskultur. nicht mehr Teil der EU ist.
Aber hier ist das letzte Wort wohl noch nicht gesprochen.
Manfred Schleyer am Permanenter Link
Da wird der allmächtige und dreifaltige Gott aber traurig sein, wenn jetzt jedes Schaf über ihn spotten darf. Genauso traurig, wie die vielen anderen, nicht-existierende Gotte und Göttinnen.