Russland

"Kirche des Sieges" muss ohne Putin-Mosaik auskommen

Russlands Militärführung hat die drittgrößte Kirche des Landes mit einer Messe zu Ehren des Sieges der Roten Armee über den Hilter-Faschismus vor 75 Jahren eingeweiht. Der orthodoxe Patriarch Kirill leitete die Zeremonie in der neuen Hauptkirche der Streitkräfte. Auf ein Bildnis Putins in den heiligen Hallen musste allerdings, aufgrund der Vorwürfe, einen Personenkult zu betreiben, verzichtet werden.

Hunderte uniformierte Soldaten sowie der Verteidigungsminister Sergej Schoigu und prunkvoll bekleidete Geistliche feierten am vergangenen Sonntag die Einweihungsmesse der prestigeträchtigen neuen Militärkirche, welche einen der Höhepunkte der Feierlichkeiten zum Ende des Zweiten Weltkrieges darstellt. Die "Kirche des Sieges", welche im Park Patriot in Kubinka nahe Moskau erbaut wurde, sollte ursprünglich neben Bildnissen von Panzern und weiteren russischen Waffensystemen auch ein Mosaik des Kreml-Führers Wladimir Putin zu dessen Ehren beinhalten. Allerdings wurde die Verzierung wieder entfernt, nachdem Kreml-Kritiker das Projekt scharf angriffen und den verantwortlichen Geistlichen einen Personenkult vorwarfen.

Bereits im April wurde die Militärkirche der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Einweihung, die ursprünglich für den 9. Mai geplant war, musste aufgrund der Corona-Pandemie verschoben werden. Trotz der hohen Infektionsraten in Russland trug bei der Großveranstaltung in der vergangenen Woche kaum jemand eine Maske. Mehrere tausend Soldaten sollen sich bereits zuvor infiziert haben, einige prominente Geistliche sind sogar durch das Virus verstorben.

Der russischen Militärführung scheinen die Bilder der pompösen Einweihung jedoch wichtiger zu sein. Verteidigungsminister Schoigu sagte: "Das ist ein bedeutsames Ereignis für die Streitkräfte und unser Land. Wer hierher kommt, wird sich an die vergangenen Siege erinnern und sich auf das Künftige vorbereiten."

Der 95 Meter hohe Prachtbau ist die drittgrößte Kirche Russlands und soll laut Medienberichten sechs Milliarden Rubel (rund 77 Millionen Euro) gekostet haben. Militärkirchen haben in Russland eine lange Tradition. Generalstabschef Waleri Gerassimow sieht mit dem Bau die "Siege russischer Waffen und das Andenken an die Vaterlandsverteidiger" gewürdigt. Die Verbindung von Kirche und Militär ist in Russland zusätzlich stark ausgeprägt. Zwar ist die Praxis in der orthodoxen Kirche umstritten, doch es kommt immer wieder zu Segnungen von Panzern oder sogar Atomraketen.

Am 24. Juni wird anschließend an die Einweihung der Kirche eine große Militärparade zur Feier des Sieges über den Nationalsozialismus auf dem Roten Platz in Moskau abgehalten.

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