PETA fordert deutsche Zoos zu verschärften Hygienevorkehrungen auf

Erster bestätigter Corona-Fall bei Gorilla in europäischem Zoo

Es gibt einen zweiten Corona-Fall bei Menschenaffen in Gefangenschaft: Nachdem im Januar drei Gorillas im kalifonischen San Diego Zoo positiv auf das Coronavirus getestet wurden, hat sich nun auch ein Gorilla im Prager Zoo infiziert. Dies ist die erste bestätigte Corona-Infektion bei Menschenaffen in europäischen Zoos.

Neben dem im Frankfurter Zoo geborenen Gorilla-Mann Richard wurden auch zwei Löwen positiv getestet. Vermutlich haben sich die Tiere trotz Sicherheitsvorkehrungen bei einem Zoowärter angesteckt. Krankheitserreger, die beim Menschen nur leichte Symptome hervorrufen, waren für Menschenaffen oft tödlich. Daher könnte Covid-19 für sie besonders gefährlich sein. Deshalb appelliert PETA an deutsche Zoos, bei jeglichem notwendigen Kontakt schärfste Hygienemaßnahmen umzusetzen, um die Tiere zu schützen. Auch von einer verfrühten Wiedereröffnung sollten die Einrichtungen absehen, denn Besucher könnten das Virus einschleppen und die Tiere gefährden. Da die Gefangenhaltung von Menschenaffen in Zoos immer mit Tierleid verbunden ist, fordert die Tierrechtsorganisation mit einer Petition im Rahmen der Kampagne "Menschenaffen raus aus Zoos", die Zurschaustellung unserer nächsten Verwandten gänzlich zu beenden.

"Wissenschaftler warnen eindringlich vor den Gefahren einer Corona-Infektion für Menschenaffen", so Biologin Dr. Yvonne Würz, PETAs Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche. "Wir appellieren mit Nachdruck an alle deutschen Zoos, sicherzustellen, dass die Ansteckungsgefahr für die eingesperrten Wildtiere minimiert wird. Viele Menschen können durch die Quarantänemaßnahmen aufgrund der Corona-Pandemie vielleicht auch nachempfinden, was es bedeutet, ständig eingesperrt zu sein. Dies ist der Alltag von etwa 450 Menschenaffen, die derzeit noch lebenslang in deutschen Zoos gefangen gehalten werden."

Menschenaffen und Infektionskrankheiten

Schimpansen, Bonobos, Orang-Utans und Gorillas sind für Krankheitserreger anfällig, die auch menschliche Atemwege befallen. Wissenschaftler haben bereits zu Beginn der Corona-Pandemie davor gewarnt, dass sich Menschenaffen ebenfalls mit SARS-CoV-2 infizieren können.

Atemwegsinfekte werden vor allem durch eine schlechte Belüftung in den kleinen, bunkerähnlichen Innengehegen begünstigt oder durch den Kontakt zu Menschen ausgelöst. Im "Zoo am Meer" in Bremerhaven sind im November 2019 zwei Schimpansen an Husten erkrankt und mussten medikamentös behandelt werden. Zudem sind in deutschen Zoos seit Anfang 2010 mehr als 20 junge Menschenaffen gestorben. Die Todesursachen waren bei den meisten Tieren Infektionen. Allein in der Stuttgarter "Wilhelma" sind beispielsweise vier junge Menschenaffen an einer Lungenentzündung verstorben. Ein weiterer Todesfall liegt noch nicht einmal ein Jahr zurück: Bonobo-Baby Okelo starb Anfang März 2020 in der Stuttgarter "Wilhelma" an einer Lungenentzündung. 2014 und Anfang 2015 überlebten zwei junge Bonobos Infektionskrankheiten nicht, deren Auslöser auf Mängel in der Lüftungsanlage zurückzuführen gewesen sein soll. 2010 starb Gorilla-Baby Juma im Stuttgarter Zoo ebenfalls an einer Lungenentzündung.

Artgerechte Haltung von Menschenaffen in Gefangenschaft unmöglich

In Zoos und Tierparks sind Menschenaffen gezwungen, ein Dasein unter völlig unangemessenen Bedingungen zu fristen. Gorillas, Schimpansen und Orang-Utans sind dem Menschen derart ähnlich, dass sie die Ausweglosigkeit ihrer Situation in Gefangenschaft erkennen, stellten renommierte Primatologen wie Professor Dr. Volker Sommer fest. Laut ihm können die intelligenten Tiere Zustände wie Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit erleben. Wissenschaftlichen Studien zufolge leiden Menschenaffen in Zoos häufig unter schweren Verhaltensstörungen – dennoch werden die sensiblen Tiere in Deutschland noch zur Belustigung der Zoobesucher in enge, karge Gehege gesperrt.

PETAs Motto lautet daher auch: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

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