Gericht verweigert Berufungsverhandlung

Pakistan: Ehepaar seit 2013 wegen Blasphemie in Haft

Shagufta Kausar und ihr Ehemann Shafqat Emmanuel wurden 2013 wegen Blasphemie verhaftet und 2014 zum Tode verurteilt. Seitdem sitzen sie in Einzelzellen in verschiedenen Gefängnissen, sind Gewalt und Todesdrohungen ausgeliefert. Berufungsverhandlungen werden vom Gericht immer wieder verschoben. Diese Hinhaltetaktik scheint bei Blasphemie-Verhandlungen üblich zu sein, um nicht selbst zur Zielscheibe religiöser Gruppen zu werden.

Acht Jahre Einzelhaft, Bedrohung und Gewalt durch andere Gefangene und das Wachpersonal, ohne einander oder die Familie sehen zu können. All das erleidet das Ehepaar Shagufta Kausar und Shafqat Emmanuel, weil im Jahr 2013 von einem Mobiltelefon mit auf Kausars Namen registrierter SIM-Karte vermeintlich blasphemische Textnachrichten an den örtlichen Imam gesendet wurden.

Obwohl Zweifel daran bestehen, dass das Paar gebildet genug ist, um solche Nachrichten zu verfassen und obwohl ein Fall von Identitätsdiebstahl mit anschließender Registrierung der SIM auf Kausar stattgefunden haben könnte, wurde das christliche Paar wegen Blasphemie zum Tode verurteilt. Auch wenn Todesurteile wegen Blasphemie bisher nicht vollstreckt wurden, droht Beschuldigten nicht nur Haft, sondern auch der Lynchmord durch religiöse Gruppen.

Diese Gruppen scheinen auch Berufungsverfahren für diejenigen unmöglich zu machen, die wegen Blasphemie in Gefangenschaft sind. Vor bereits sechs Jahren hatte das Paar um Berufung angesucht, ohne Ergebnis. Angesetzte Anhörungstermine wurden und werden immer wieder verschoben. Das Gleiche passierte auch dem Antrag von 2020, das Paar freizulassen. Die Anhörung zum Antrag wird verschoben. Und verschoben. Und verschoben.

Kausars und Emmanuels Rechtsanwalt Saiful Malook sieht die Gefahr durch religiöse Gruppen als Auslöser dieser Hinhalte-Strategie. Wer sich für vermeintliche Blasphemiker:innen einsetzt, selbst der Blasphemie beschuldigt wird oder die Anti-Blasphemiegesetzgebung kritisiert, muss befürchten, zur Zielscheibe von Lynchjustiz zu werden. Erst im letzten Jahr wurde ein der Blasphemie Beschuldigter noch im Gerichtssaal erschossen.

Auch ein tatsächlich erfolgter Freispruch vom Blasphemie-Vorwurf schützt nicht vor Verfolgung und Todesdrohung. Nachdem im Jahre 2018 die der Blasphemie beschuldigte Christin Asia Bibi nach vielen Jahren in Haft freigesprochen wurde, übten religiöse Gruppen wie Tehreek-e-Labaik Pakistan (TLP) Druck auf die Regierung aus, den Fall zu überprüfen und blockierten wichtige Knotenpunkte des Landes im Protest. Asia Bibi floh nach Kanada.

Sollte der öffentliche Druck durch Menschenrechtsorganisationen wie Anmesty International sowie durch Politik und Privatpersonen groß genug werden, um dem Ehepaar Kausar/Emmanuel Berufung sowie Freilassung zu ermöglichen, werden auch sie im Land nicht mehr sicher sein. Sie und ihre Familienangehörigen sowie ihre Unterstützer:innen wären der Gefahr durch Lynchmobs ausgesetzt.

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