In Spanien müssen 0,7 Prozent der Steuern gespendet werden. Ob dem Staat für soziale Zwecke oder der katholischen Kirche, darf dabei selbst gewählt werden. Da die Steuererklärungen für das Jahr 2019 mit dem Beginn der Covid-Pandemie zusammenfielen, konnte die Kirche erfolgreich die Werbetrommel für ihre karitative Arbeit rühren und Rekordeinnahmen von über 300 Millionen Euro einstreichen.
Covid-19 hat Spanien schwer getroffen. Nicht nur in Bezug auf die vielen Toten, um die das Land trauert, sondern auch auf die im Vergleich zu Deutschland wesentlich strengeren Lockdown- und weiteren Schutzregeln und die wirtschaftlichen Verluste, vor allem im Bereich Tourismus. 724.532 Menschen verloren im Jahr 2020 ihre Arbeit, Tourismushochburgen wie Benidorm an der spanischen Ostküste gleichen Geisterstädten mit Geschäften und Gastronomie, die zu 80 Prozent geschlossen sind, und nicht mehr als vier geöffneten Hotels – von 150 vorhandenen.
Nur die katholische Kirche konnte sich 2020 über Einnahmen von 301,07 Millionen Euro freuen, wie die Spanische Bischofskonferenz verkündete. Ein Rekord, der die Einnahmen von über 270 Millionen Euro 2019 aus der Besteuerung von 2018 noch in den Schatten stellt.
In den Jahresbeginn 2020 fiel nicht nur die Ausbreitung von Covid-19 in zahlreichen Ländern, sondern auch die Steuerkampagne der spanischen katholischen Kirche, der es gelang, ihre karitative Tätigkeit so hervorzuheben, dass knapp 7,3 Millionen Personen ihr Spenden-Kreuzchen auf der Steuererklärung bei ihr setzten und ihr somit 0,7 Prozent der zu zahlenden Steuern zukommen ließen. Das waren 106.000 Kreuzchen mehr als im Vorjahr. Angesichts von Missbrauchsskandalen und dubiosen Immobiliendeals eine erstaunliche Entscheidung, da zu erwarten gewesen wäre, dass die Kirche ihr Vertrauen verspielt hätte.
Den höchsten Anstieg an Unterstützer:innen fand die Kirche im südspanischen Andalusien, im zentralspanischen Kastilien-La Mancha und in der ostspanischen autonomen Valencianischen Gemeinschaft. Wenig Unterstützung dagegen gab es vom Baskenland.
In ihrer Erklärung zu den Einnahmen verweist die Spanische Bischofskonferenz darauf, wie nahe sie den Leidenden sei und dass sie die Einnahmen besonders für karitative Zwecke zur Verfügung gestellt habe. Auf einer eigens eingerichteten Seite berichtet die Kirche über die Wohltaten, die sie mit dem Geld bestritten haben will. Unter dem Slogan
Ayuda espiritual
Ayuda humana
Ayuda social y material
Ayuda psicológicaA mayores, enfermos, vulnerables...
A todosOfreciendo lo que somos y tenemos
#SomosIglesia24Siete1
wird gesammelt, was sich nur finden lässt. Unter anderem dafür, dass Wohnungslose in Kälteperioden in Kirchenimmobilien übernachten durften, dass Abtreibungsgener:innen bei Geburten unterstützten und Bibeln verteilt wurden.
Für die Einnahmen aus dem Jahr 2020 beginnt die Eingabefrist für die Steuererklärung am 7. April 2021. Wie viele auch diesmal wieder ihr Kreuzchen bei der Kirche machen werden, zeigt sich dann im nächsten Jahr.
1"Spirituelle Hilfe, humanitäre Hilfe, soziale und materielle Hilfe, psychologische Hilfe für Ältere, kranke und verletzliche #WirsindKirche24/7"
5 Kommentare
Kommentare
Giordano Bruno am Permanenter Link
Das macht mich Sprachlos, mit welch heuchlerischen Argumenten die Kirche alles Elend benutzt um ihren Reichtum zu mehren und die Menschen fallen immer noch darauf herein.
Bruno am Permanenter Link
Ich kann in Spanien spenden, ich muss nicht.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Falsch; finde den Fehler.
Bruno am Permanenter Link
Was ist falsch??
Hans Trutnau am Permanenter Link
Na ja, nur gut 11 % mehr als im Vorjahr sind ja noch übersichtlich. Und auch absolut sind die 300 Millionen im Vgl.