An alle, die glauben, dass es keine Diskriminierung von Atheisten gibt

Ein Großteil der Diskriminierung, die Atheisten an Orten wie Amerika erfahren, ist auf Misstrauen und Angst zurückzuführen, die auf Unwissenheit und Missverständnissen beruhen, so dass es schwierig ist, das Ausmaß der Diskriminierung zu erfassen; mehrere Erhebungen und Studien der letzten Jahre zeigen jedoch, dass es weltweit verbreitete und anhaltende Missstände gibt, die nicht ignoriert werden sollten.

Im Jahr 2012 richtete der griechische Bürger und Wissenschaftler Phillipos Loizos eine Facebook-Seite ein, auf der er sich über den verstorbenen griechisch-orthodoxen Mönch Paisios lustig machte, der von vielen als Prophet angesehen wird. Auf der Facebook-Seite bezeichnete er den Mönch als "Pastistios", in Anspielung auf den Pastafarianismus. Außerdem ersetzte er sein Gesicht durch ein Bild von Pastitsio, einem griechischen Rindfleischgericht. Dafür wurde Loizos wegen Blasphemie verhaftet. Er wurde später der "Beleidigung der Religion" für schuldig befunden und zu zehn Monaten Gefängnis verurteilt.

Obwohl die Zahl derer zunimmt, die sich nicht zu einer Religion bekennen (laut einer Umfrage des Pew Research Centers hat sich die Zahl der jungen Menschen, die an der Existenz Gottes zweifeln, innerhalb von fünf Jahren verdoppelt), halten laut einer Umfrage der Bertelsmann Stiftung 50 Prozent der US-Amerikaner den Atheismus für eine Bedrohung. Es gibt mehr Atheisten als je zuvor, aber sie sind immer noch in der Minderheit, und ihre Überzeugungen, Einstellungen und Werte werden weitgehend missverstanden.

Theisten beschuldigen Atheisten häufig, keine moralischen Überzeugungen zu haben, Nihilisten und Hedonisten zu sein und weniger vertrauenswürdig zu sein als ihre religiösen Mitmenschen. Im Jahr 2011 stellten Psychologen der University of British Columbia und der University of Oregon die Ergebnisse einer Studie vor, aus der hervorging, dass das Misstrauen gegenüber Atheisten unter bestimmten Umständen sogar mit dem gegenüber Vergewaltigern vergleichbar ist; und laut der ehemaligen Gouverneurin von Alaska und republikanischen Vizepräsidentschaftskandidatin von 2008, Sarah Palin, sind Atheisten "gefährlich" und "müssen aufgehalten werden".

Mobbing von atheistischen Schülern

Atheistische Schüler berichten häufig, dass sie wegen ihres Atheismus ausgegrenzt und sogar gemobbt werden, so dass sie sich isoliert und von Lehrern und anderen Mitarbeitern nicht unterstützt sowie von Gleichaltrigen entfremdet fühlen.

Nachdem Gage Pulliam und seine Schwester in der achten Klasse öffentlich ihre Besorgnis über die Tafel mit den Zehn Geboten geäußert hatten, die an der Wand des Biologieraums ihrer High School in Oklahoma hing, erlebten sie genau die harschen Reaktionen und die Isolation, die atheistische Schüler, die sich für die Trennung von Kirche und Staat an ihren Schulen einsetzen, immer wieder erfahren. 

Schüler, die ausgegrenzt werden, tragen ein größeres Risiko für schlechte schulische Leistungen und Depressionen. Atheistische Schüler fühlen sich auch von religiösen Lehrern und der Schulverwaltung unter Druck gesetzt und haben das Gefühl, dass sie sich an niemanden wenden können, um Hilfe zu erhalten – ein Problem, das der Atheist Republic-Autor Lee Myers aufgreift, der Kontaktinformationen und verschiedene Methoden zur Meldung von Verstößen bereitstellt, falls Sie oder jemand, den Sie kennen, Opfer der mangelhaften Trennung von Kirche und Staat geworden sind.

Das Mobbing in Schulen und andere Arten von Diskriminierung, denen Atheisten in Nordamerika und Europa ausgesetzt sind, sind mitunter sehr direkt und unverhohlen grausam. Häufiger jedoch sind es indirekte Annahmen, die sich auf den Umgang mit Nichtreligiösen und auf die Entscheidungen auswirken, die sie hinsichtlich Freundschaften, Anstellung und Entlassung, sozialer Teilhabe und Ausgrenzung etc. treffen.

Atheisten wurden in ihrem gemeinnützigen Engagement abgewiesen, ihnen wurde gekündigt, ihre Werbeanzeigen wurden abgelehnt, sie wurden gezwungen, an religiösen Veranstaltungen teilzunehmen, ihnen wurde die Möglichkeit verweigert, Vereine und Organisationen zu gründen, ihnen wurde die Mitarbeit in verschiedenen Organisationen verweigert.

"Religiöse Rechte" verletzt durch Gleichstellung von Atheisten?

All dies wäre inakzeptabel, wenn es sich gegen eine religiöse Person richten würde; dies zeigt, dass heute in vielen Ländern mit zweierlei Maß gemessen wird. Christen üben oft Druck auf die örtlichen Strafverfolgungsbehörden und Regierungen aus und berufen sich auf den "Schutz der Religion", um unfaire Vorteile zu erhalten oder mehr Chancengleichheit für Atheisten und Humanisten zu verhindern. Sie behaupten oft, dass ihre "religiösen Rechte" verletzt werden, wenn Atheisten die gleichen Rechte gewährt werden. Christen dürfen Menschen, deren Lebensweise ihnen missfällt, Dienstleistungen verweigern. Muslimische Studenten können sich weigern, von weiblichen Professoren unterrichtet zu werden. Christen können Bibeln auf dem Schulgelände verteilen oder in Hotelzimmern auslegen. Religiöse Organisationen und Geistliche erhalten besondere Steuerbefreiungen. Die Liste ließe sich fortsetzen.

In den USA ist es für einen bekennenden Atheisten praktisch unmöglich, eine politische Wahl zu gewinnen. In der Wahlperiode 2012 ergab eine Umfrage, dass etwas mehr als die Hälfte der Amerikaner für einen "gut qualifizierten" Präsidentschaftskandidaten stimmen würde, der auch Atheist ist. Derzeit gibt es null bekennende Atheisten im Kongress der Vereinigten Staaten und einen in allen Staatsparlamenten. In sechs Bundesstaaten gibt es Gesetze, die es Atheisten verbieten, ein öffentliches Amt zu bekleiden. Auch wenn diese Gesetze nicht durchgesetzt werden, zeigen sie die Problematik für jeden Atheisten, der für ein Amt kandidieren möchte. Die Kandidaten müssen sich nicht einmal öffentlich als Atheisten bekennen, sie müssen nur in einem losen Verhältnis zu Personen stehen, die möglicherweise atheistische Tendenzen haben, wie der Fall der Senatskandidatin Kay Hagen im Jahr 2008 zeigt, die zur Zielscheibe einer Verleumdungskampagne der Republikaner wurde, weil sie an einer Benefizveranstaltung teilgenommen hatte, die von zwei Liberalen veranstaltet wurde, die sich stark in der Amerikanischen Bürgerrechtsunion (ACLU) engagieren, die für die Rechte der Unterdrückten kämpfen und zufällig auch Atheisten sind.

Rechtliche Missstände und körperliche Angriffe

Wir können auch nicht die rechtlichen Missstände und körperlichen Angriffe auf Atheisten in aller Welt ignorieren. Im "Freethought Report 2013" berichtet die Internationale Humanistische und Ethische Union (IHEU) über eklatante Menschenrechtsverletzungen gegen Atheisten und andere Nichtgläubige, darunter die Verhängung der Todesstrafe für verschiedene Verstöße gegen die herrschende Religion in 13 Ländern.

Der ägyptische Aktivist und Blogger Alber Saber wurde wegen Beleidigung der Religion verhaftet. Im Gefängnis wurde er gewaltsam angegriffen und am 12. Dezember 2012 zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, nachdem er der Blasphemie für schuldig befunden worden war. Er wurde gegen Kaution freigelassen und floh aus dem Land.

In Indonesien wurde der Beamte Alexander Aan von einem Mob angegriffen, weil er den Islam auf Facebook kritisiert hatte, nachdem er verkündet hatte, er sei Atheist geworden. Er wurde verhaftet und der Gotteslästerung im Internet für schuldig befunden und zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.

Der indische Humanist Sanal Edamaruku, Präsident der Indian Rationalist Association, brachte die katholische Kirche im nationalen Fernsehen in Verlegenheit, indem er das "Wunder" des weinenden Jesus entlarvte und bewies, dass es in Wirklichkeit durch einen undichten Abfluss verursacht wurde. Die Kirche beschwerte sich und die Polizei von Mumbai verhaftete Edamaruku wegen "Verletzung der religiösen Gefühle einer Gemeinschaft". Edamaruku ist aus Indien geflohen und lebt derzeit in Finnland.

Der türkische Staatsbürger Fazil Say ist ein weltbekannter Pianist und Atheist. Er wurde verhaftet und wegen Beleidigung islamischer Werte via Twitter angeklagt, nachdem er mehrere Zeilen aus einem Gedicht zitiert hatte. Nach einer erneuten Verhandlung wurde er für schuldig befunden und zu zehn Monaten Gefängnis verurteilt. Die Strafe wurde auf Bewährung ausgesetzt und das Verfahren wird eingestellt, wenn er innerhalb von zwei Jahren keine weitere Straftat begeht.

In Tunesien wurden Jabeur Mejri und Ghazi Beji wegen ihrer Mohammed-Karikaturen, die sie auf Facebook veröffentlicht hatten, zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt. Beji floh aus dem Land, Mejri ist derzeit im Gefängnis.

Einem (zu seinem Schutz) nicht namentlich genannten atheistischen afghanischen Staatsbürger wurde im Vereinigten Königreich Asyl gewährt, weil man glaubt, dass ihm bei einer Rückkehr nach Afghanistan Verfolgung und möglicherweise die Todesstrafe wegen Blasphemie nach dem Scharia-Recht drohen würde.

Das Problem der Diskriminierung und Misshandlung von Atheisten sollte nicht ignoriert werden – und es sollte auch nicht übertrieben werden. Wir sollten das Problem nicht größer machen, als es ist, und wir sollten nicht bei dem "Wer hat es schlimmer?"-Wettbewerb mitmachen; aber wie bei allen Formen der Diskriminierung sollten wir es auch nicht übersehen.

Atheismus sichtbar machen

Wir können die Menschen weiterhin auf die Diskriminierung nichtreligiöser Menschen aufmerksam machen und wir können die Gelegenheit nutzen, um unseren Atheismus sichtbar zu machen. Viele Menschen haben Angst vor Atheisten, weil sie denken, dass sie keine kennen. Sie nehmen vielleicht an, dass alle "guten Menschen", die sie kennen, religiös sind. Aber je mehr von uns offen über unsere Ansichten sprechen, desto mehr Menschen werden erkennen, dass einige dieser "guten Menschen" tatsächlich Atheisten sind.

Atheist Republic setzt sich gegen religiöse Unterdrückung und Gewalt gegenüber allen Menschen auf der Welt ein. Wir glauben, dass Atheisten ein Recht darauf haben, ohne Angst vor Diskriminierung zu leben, wie jeder andere auch. Atheisten sollten die Freiheit haben, sich gegen Ideen auszusprechen, die sie ablehnen, und sie sollten ermutigt werden, sich gegen aufgezwungene religiöse Vorstellungen zu wehren.


Übersetzung aus dem Englischen von Luisa Lenneper für den hpd.

Übernahme in leicht veränderter Form mit freundlicher Genehmigung aus dem Newsletter von Atheist Republic.

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