Polen

Hat religiöser Fundamentalismus die 30-jährige Izabela getötet?

Trotz zahlreicher Großproteste in Polen und auch im Ausland wurde dort Ende 2020 ein noch strikteres Abtreibungsverbot erlassen, das selbst die Entfernung lebensunfähiger Föten verbietet. Jetzt hat diese Entscheidung womöglich der 30-jährigen Izabela das Leben gekostet, weil ihre Ärzte, statt den nicht lebensfähigen Fötus zu entfernen, auf dessen Tod warteten. Izabela starb an einer Sepsis. Ihr Tod löst weltweit Trauer und Wut aus, die sich besonders in Polen wieder in Form von Demonstrationen gegen das religiös motivierte Abtreibungsgesetz richtet.

Nach Angaben des Tagesspiegel waren es an diesem Wochenende Zehntausende Menschen, die gegen das restriktive Abtreibungsgesetz protestierten. Viele von ihnen trugen Plakate mit einem Portrait Izabelas, der 30-Jährigen, die an einer Blutvergiftung starb, weil ihre Ärzte wegen des verschärften Abtreibungsverbotes von 2020 wohl zögerten, ihren absterbenden Fötus schnellstmöglich zu entfernen. Aus herzzerreißenden Textnachrichten Izabelas an ihre Mutter geht hervor, dass die Ärzte Izabela trotz ihres sich rasch verschlechternden Gesundheitszustandes nicht halfen, um nicht womöglich wegen Abtreibung belangt zu werden.

Jahrelang hatten Pol*innen sich gegen einen im Jahr 2016 unter Druck der katholischen Kirche eingebrachten Gesetzesentwurf gewehrt, der das ohnehin schon strenge Gesetz zum Schwangerschaftsabbruch weiter verschärfen sollte: Während ein legaler Schwangerschaftsabbruch sowieso nur im Falle von Gefahr für die schwangere Person, bei schweren, nicht heilbaren Krankheiten des Fötus oder Schwangerschaft als Konsequenz sexualisierter Gewalt oder Inzest erlaubt war, sollten auch diese Ausnahmen gestrichen werden.

Ende 2020 wurde nach einem Urteil des polnischen Verfassungsgerichts auch die Entfernung kranker Föten verboten. Ein Urteil, das mit zahlreichen Protesten, aber auch Jubel religiös-fanatischer Personen einherging. Jarosław Kaczyński, Vorsitzender der PiS-Partei und ehemaliger Ministerpräsident Polens, begrüßte das Verbot, indem er erklärte, dass diese Kinder dann wenigstens katholisch getauft und beerdigt werden könnten.

Für Izabela, die mit nur 30 Jahren ihr Leben, ihre Tochter, ihren Mann, ihre Mutter und alle anderen, die sie geliebt haben, verlor, dürfte es kein Trost sein, dass ihr Leben weniger wichtig war als die abstrusen Regeln, nach denen religiös-fundamentalistische Menschen Namen vergeben, taufen oder beerdigen.

Dass unter solchen Bedingungen auch die Angst vor einer Schwangerschaft wächst, ist nur ein weiterer Effekt dieser menschenverachtenden Gesetzgebung. Wer möchte schon schwanger werden, wenn eine heutzutage medizinisch erfolgreich zu behandelnde Komplikation den qualvollen Tod bedeuten kann, weil vermeintlich Lebensschützende in Wahrheit nur ihre absurde Ideologie schützen?

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