Der Krieg in der Ukraine ist ein Segen für die Taliban. Die bärtigen Gotteskrieger in Afghanistan können ohne internationale Aufmerksamkeit schalten und walten, wie sie es für richtig und islamisch halten. Die afghanischen Frauen fühlen sich wie gefangen in einem Zombiefilm.
"Es ist wie in einem Horrorfilm – so als hätten Zombies das Land erobert", sagt eine junge Afghanin in einer Radioreportage von The Guardian. 2011 habe noch Optimismus im Land geherrscht, es habe eine Frauenquote für das Parlament gegeben, berichtet die Guardian-Reporterin Amie Ferris-Rotman. 2019 habe es mehr Frauen im afghanischen Parlament gegeben als im Kongress der Vereinigten Staaten.
Heute ist der Alltag der Frauen durch Unterdrückung und Repressalien geprägt. "Die Frauen in Afghanistan sind für den Moment weitestgehend mundtot gemacht worden", berichtet die Journalistin Natalie Amiri in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk (BR). Die Talibs hatten zwar versprochen, dass alle Mädchen nach dem persischen Neujahrsfest am 20. März wieder in die Schule gehen dürften. Als es so weit war, zog die Taliban-Führung ihr Versprechen jedoch wieder zurück. Bildung für Mädchen gibt es nur bis zur 7. Klasse.
Freizeit nur im Hidschab und ohne Mann
Die zauseligen Muselmänner hatten sich bei ihrer Machtübernahme als "moderne Taliban" verkauft. Inzwischen ändern sie mit ihren Verordnungen das öffentliche Leben in Afghanistan in ihrem Sinne – Opfer davon sind nicht nur Frauen. Männer, die für die Regierung arbeiten und nicht gefeuert werden wollen, müssen Bart tragen und sich "islamisch" kleiden.
Die meisten neuen Regeln betreffen aber erwartungsgemäß Mädchen und Frauen: Sie sind aus der Regierung und der gesamten Verwaltung ausgeschlossen, sie dürfen keinen Sport treiben oder "westliche" Kleidung tragen, sie dürfen nur in männlicher Begleitung Distanzen über 72 Kilometer zurücklegen – selbstverständlich im Hidschab. In Kabul und Umgebung dürfen Frauen zwar Freizeitparks besuchen, aber nur an drei Tagen in der Woche, im Hidschab und ohne Mann. Die Männer haben an den übrigen vier Tagen Zutritt. Im afghanischen TV dürfen beliebte Serien keine Schauspielerinnen mehr zeigen. Es kommt auch vor, dass Frauen, die bei der Regierung gearbeitet hatten, einfach verschwinden.
Die schärfsten Kritker der Taliban: die afghanischen Frauen
Dass die Talibs den Mädchen den Zugang zu den weiterführenden Schulen verwehren möchten, sorgte für Kritik westlicher Staaten und der Europäischen Union. "Das Vorgehen der Taliban steht im Widerspruch zu ihren öffentlichen Zusicherungen gegenüber dem afghanischen Volk und der internationalen Gemeinschaft", echauffieren sich die Vertreter der westlichen Staaten.
Die schärfsten Kritikerinnen der Taliban sind aber die afghanischen Frauen. Frauen gehen trotz großer Gefahr auf die Straße. Wegen der Schließung der weiterführenden Mädchenschulen sollen, laut Der Spiegel, etwa zwei Dutzend Demonstrant*innen protestiert haben. Bereits im Januar gab es Proteste von jungen Frauen, die sich gegen das Tragen von Burka und Hidschab gewehrt hatten. Wie in einem Video zu sehen ist, ließen die Frauen ihrer Wut freien Lauf: "Wir wollen keine Burka und Hidschabs tragen – das ist nicht unsere Kultur, das ist arabisch", sie pfefferten einen Hidschab auf den Boden und schrien: "Gerechtigkeit! Gerechtigkeit!" Doch ohne internationale Aufmerksamkeit stehen die tapferen Frauen in Afghanistan ganz alleine da.
12 Kommentare
Kommentare
A.S. am Permanenter Link
Und in ARD und ZDF wird immer noch Werbung für Religion gemacht.
Die Kirchen indoktrinieren uns im Religionsunterricht und wie gesagt über ARD und ZDF, dass Religion etwas Gutes sei und dem Frieden diene. Das ist aber nur Märchen.
In Wirklichkeit dient Religion zur Legitimation von Unterdrückung und Krieg.
Alt-Bundeskanzlerin Merkel findet Religion immer noch toll.
BP Frank-Walter Steinmeier findet Religion immer noch toll.
Viele MPs (Dreyer, Schwesig, Kretschmann, Söder, Wüst, Haseloff,...) finden Religion immer noch toll und fördernswert.
Merkel, Dreyer und Schwesig würde ich gerne mal für 1 Jahr nach Afghanistan schicken, als AuPair in eine Durchschnittsfamilie. Ob die danach Religion immer noch toll finden würden?
David Z am Permanenter Link
Beim Thema Kopftuch geht es nicht um Religion sondern um eine ganz bestimmte Religion.
So ehrlich sollte man schon sein. Alles andere wäre Relativierung, die in der Sache nicht zielführend ist.
A.S. am Permanenter Link
Es geht nur unter anderem ums Kopftuch.
Es geht um indoktrinierte Weltbilder, indoktrinierte Gottesfurcht, indoktrinierte Höllenangst und natürlich um verweigerte Bildung für Frauen.
Wer herrschen will muss Angst verbreiten. Religiöse Führer herrschen, indem sie Gottesfurcht und Höllenangst verbreiten, versüßt mit der Verheißung vom Paradies.
Religion ist die Fortsetzung der Sklaverei mit psychologischen Mitteln. Das kann man in Afghanistan nur zu gut erkennen. Deswegen haben die hiesigen religionsfreundlichen Medien ein Problem damit.
David Z am Permanenter Link
Es geht hier um ein ganz spezifisches Problem einer ganz spezifischen Religion. Wird werden das Problem nicht lösen, wenn wir uns in allgemeinen Plattitüden verlieren.
Machen wir das, sind wir Teil des Problems und nicht Teil der Lösung.
A.S. am Permanenter Link
Nein, es geht nicht nur um eine spezifische Religion und ein spezifisches Problem.
Es geht um indoktrinierte vs. evidenzbasierte Weltsicht, um regelmäßigen "Reset" im Hirn durch häufige Gehirnwäschen vs. kumulativ wachsendes und weitergegebenes Wissen.
David Z am Permanenter Link
Doch. Hier im Artikel geht es um ein spezifisches Problem einer spezifischen Religion. Eindeutig und unmissverständlich.
Warum sie dies mit allgemeinen Plattitüden zu verschleiern versuchen, bleibt unklar.
David Z am Permanenter Link
Es ist sicherlich gut, die Menschen über die weiteren Entwicklungen in Afghanistan zu informieren. Aber was, über die Informationsaufnahme hinaus, wird hier gefordert?
Weder die westl. Gesellschaften noch die afghanische selbst waren bereit, sich den Taliban langfristig entgegenzustellen. So leid es mir tut und ich wünschte, es wäre anders, aber die Frauen in Afghanistan können sich nur selbst retten. Ein Einwirken
zB durch Wirtschafssanktionen fällt schon mal flach, denn groteskerweise unterstützt der Westen die Taliban ja bewusst finanziell, damit die wirtschaftlichen Folgen, die aus der Inkompetenz der Taliban erwachsen, nicht noch größeres Leid verursachen.
Es gibt allerdings tatschlich etwas, was man bei uns im Westen tun könnte, aber das betrifft alle islamischen Staaten, nicht nur Afghanistan: Endlich aufzuhören, das Tragen von Kopftuch/Hidschab/Scheier/... als Religionsfreiheit oder gar Ausdruck der Selbstbestimmung zu feiern bzw feige zu relativieren, ignorant schönzureden oder gar im Staatswesen aus falsch verstandener Toleranz zu akzeptieren.
Wer Kopftuch freiwillig trägt, unterstützt das Konzept "Frauen müssen sich verschleiern" und macht sich dadurch indirekt mitschuldig daran, dass es anderen Frauen aufgezwungen wird bzw Frauen, die es nicht tragen, abgewertet werden. Ein natürliches Ausschleichen dieses grotesken Umhüllungskonzepts wird dadurch nicht unerheblich erschwert, weil dem Konzept gewissermassen ständig neues Leben in Form von Legitimation eingehaucht wird.
Roland Fakler am Permanenter Link
Zum Kotzen, diese herrschsüchtigen Männer, die mit ihren Lügenmärchen und ihrem erfundenen Gott die Welt terrorisieren.
Roland Weber am Permanenter Link
Soweit mir bekannt ist, wird Afghansistan immer noch finanziell aus dem Westen (u.a. Deutschland) unterstützt. Was soll dafür als Rechtfertigung herhalten?
Humane Hilfen? Wenn sie denn ankommen, gut. Warum nicht genauso die Ukraine behandeln? Aber nur genauso und ohne Waffen! Das einäugige Weltbild und der biegsame westliche "Wertekanon" lässt sich anhand dieser beiden Konfliktherde gut veranschaulichen.
Spannend wäre es, wenn sich Humanisten zu beiden Konflikt-/Kriegs-Themen erklären würden. Ist dieser Krieg in der Ukraine allein der russischen Aggression geschuldet? Sind die gegen Russland ausgesprochenen Sanktionen dem westlichen Werteverständnis geschuldet? Einschließlich Waffenlieferung und Ausbildung ukrainischer Soldaten? Wo bleibt die Rationalität in dieser Frage? Nehmen wir aufgrund unserer Sozialisation tatsächlich drastische Verluste an Lebensqualität und Freiheit in Kauf? Ist die durch die Unterstützung absehbare Verlängerung dieses Krieges für alle Menschen - Ukrainer und Europäer - die bestmögliche Option? Wäre ein Atomkrieg der eigenen Überzeugung geschuldet? Wo bleibt eine durch Rationalität geprägte Antwort "unserer" Wortführer?
Was Politiker und Medien herbeireden ist bekannt. Sind dies die einzigen, die eine Meinung haben dürfen - oder sollen?
Wer nach der Aufgabe Afghanistans irgend etwas anderes erhofft hatte, zeigt nur, wie naiv er selbst die Lage beurteilte. Die Ideologie, die von Afghanistan ausgeht, bleibt keinesfalls auf das Land selbst beschränkt. Jede religiös bedingte Ideologie strebt nach All- und Alleinherrschaft.
Rüdiger Kramer am Permanenter Link
Heute haben die afghanischen Führer die Burka in der Öffentlichkeit vorgeschrieben.
Was die Frauen in Afghanistan betriff, können die sich besonders bei Herrn Trump bedanken, dass sie im Stich gelassen wurden. Von einem Typen der sich gebrüstet hat, jeder Frau in den Schritt langen zu können.
Gerade dieses Land hätte man diesen Steinzeitchaoten, nicht überlassen dürfen. Allein als Zeichen an Länder die von religiösen Machthabern unterdrückt werden. Noch eine weitere Generation in Freiheit aufgezogen, hätte wahrscheinlich das Problem gelöst.
Jaheira am Permanenter Link
Soweit ich weiß hungern und verhungern die Menschen in Afghanistan gerade, weil die USA ein Embargo gegen das Land verhängt haben und den in USA gelagerten Teil des afghanischen Staatsvermögens gestohlen haben.
Peter am Permanenter Link
So schlimm die Taliban auch sind, sollten wir nicht vergessen, dass wir (der Westen) es waren, welche die Menschen dort den Taliban überlassen haben.
Wenn man wollte, könnte man sich trotz des Ukraine Krieges auch noch über die zustände in Afghanistan empören, wenn man wollte. Die Medien schaffen es ja auch, trotz Krieg, sich über die Behandlung der Uiguren in China zu empören.