Rabbi Barry Silver gegen Florida und Gouverneur Ron DeSantis

"Das Abtreibungsgesetz kriminalisiert das Judentum"

In Florida praktiziert die jüdische Gemeinde "L'Dor Va-Dor" von Rabbi Barry Silver ein Judentum, das "InspiRational" ist. Silver sieht Gott als Metapher. Er predigt Evolution und Artenvielfalt und die Bibel als ein Buch, das bestenfalls einen ersten Schritt zur Moral darstellt. Begründet durch Religionsfreiheit klagt Silver gegen das restriktive Abtreibungsverbot, das seit dem 1. Juli in Florida gilt.

"In Florida", sagt Rabbi Barry Silver im Interview mit dem dortigen jüdischen Museum, "bin ich nun ein Krimineller, wenn ich meine jüdischen Ansichten zur Sichtweise, Haltung und dem jüdischen Gesetz in Bezug auf Abtreibung teile."

Silver, der auch Rechtsanwalt ist, formuliert die Anschuldigung, dass das am 1. Juli in Kraft getretene Abtreibungsverbot die Religionsfreiheit einschränke, insbesondere die des Judentums; denn das Recht der jüdischen Frauen auf Abtreibung sei eng mit der religiösen Überzeugung aller Juden verbunden. Dies kann Silver auch mit eindeutigen Zitaten aus der Thora belegen, die keinen anderen Schluss zulassen, als dass das Leben mit der Geburt beginne und dass Frauen die Entscheidungshoheit über ihren Körper besitzen, zu dem der Fötus gehöre.

Das neue Abtreibungsgesetz stamme aber von fundamentalistischen Christen und Katholiken. "Sie stellen die jüdischen Texte auf den Kopf. Und dann nehmen sie ihre Fehlinterpretationen und Falschübersetzungen, [...] die sie dann den Juden aufzwingen, und kriminalisieren die tatsächliche Implikation dessen, was die Bibel zur Abtreibung sagt."

Die Trennung von Staat und Kirche ist in den USA ein hohes Gut. Derzeit nötigten jedoch christliche Fundamentalisten allen anderen ihre religiösen Vorstellungen mit der Kraft des Gesetzes auf. Aus diesem Grund argumentiert Silver auch mit der Religionsfreiheit, die der Staat für jeden Einzelnen zu schützen habe. Das Abtreibungsgesetz sei ein direkter Angriff, der Juden und andere kriminalisiere.

Mitte August hatte Silver seine Klage erneuert, präzisiert und verschärft. "Das Gesetz hat keine rationale Basis. Es dient keinem legitimen staatlichen Interesse." Andere Religionsvertreter schließen sich seiner Klage an. Analysten räumen Silver mit seiner Strategie gute Chancen beim Kippen des neuen Abtreibungsgesetzes ein.

Auf hpd-Nachfrage teilte Silver mit, dass er vergangene Woche eine neue große Phase seiner Klage mit neuen Klägern und einem Antrag auf Anhörung durch ein Gericht eingeleitet habe.

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