Weil sich konservative Christen an Symbole Satans erinnert fühlten, hat ein polnischer Busbetreiber seine Linie 666 umbenannt. Die Endstation heißt Hel und liegt auf der gleichnamigen Ostsee-Halbinsel, einem beliebten Reiseziel für Wassersportler. In der Aussprache erinnert der Name an das englische Wort für "Hölle". Diese humoristische Anspielung an populäre Satanssymbole machte den Bus über die Landesgrenzen hinweg zur beliebten Touristenattraktion. Jetzt tritt eine Petition für die Rückkehr zur alten Nummer ein.
Wie der Guardian unter Berufung auf lokale Medien berichtete, verkehrt die Linie seit Ende Juni unter der neuen Nummer 669. Die Umbenennung sei auf Drängen von konservativen Christen erfolgt, habe jedoch viel öffentliche Kritik hervorgerufen. Beim Betreiber PKS Gdynia werde deshalb bereits darüber diskutiert, in der nächsten Saison zur ursprünglichen Nummerierung zurückzukehren.
Bereits 2018 hatte die konservativ-katholische Website Fronda eine Umbenennung der Buslinie gefordert, da die Linie 666 "der christlichen Ordnung des polnischen Staates" schade. Obgleich die Nummerierung von einigen Menschen als "unschuldiger Scherz" verharmlost werde, sei es dennoch schwierig, sie nicht als böswillig und teuflisch zu betrachten. Getreu christlich-fundamentalistischer Lesart betrachtet Fronda die Hölle als realen Ort, wo verdammte Seelen leiden. Darüber solle man keine leichtfertigen Witze machen, wie es in der Popkultur ohnehin schon zu oft geschehe, heißt es dort weiter.
Tatsächlich geht die "satanische" Nummerierung der Linie auf einen Scherz zurück, wie das lokale Nachrichtenportal Trojmiasto unter Berufung auf das Busunternehmen PKS Gdynia schreibt. Als sich bei einer Neustrukturierung der Fahrpläne im Jahr 2006 zeigte, dass eine der Linien die "drei Sechser" erhalten würde, habe man sich augenzwinkernd für diejenige nach Hel entschieden. Das Echo war überwiegend positiv, die 666 wurde sogar zur Attraktion für Touristinnen und Touristen. Daneben habe es jedoch immer wieder Anfragen, Beschwerden und sogar Drohungen gegeben, berichtet der Mitarbeiter Marcin Szwaczyk.
Doch als Ende Juni die Umbenennungspläne bekannt wurden, hagelte es Proteste. Als Beispiel zitiert der Guardian das Posting des Users Krzysztof Nadolski auf der Facebook-Seite von PKS Gdynia: "Es war Werbung für die ganze Welt. Über die Linie 666 auf Hel habe ich schon oft auf ausländischen Seiten gelesen. Ich bin überzeugt, dass Touristen zum Spaß den Bus genommen haben, obwohl sie mit dem Zug wohl schneller gewesen wären. Ob die Nummer Zufall oder absichtliches Marketing war, weiß ich nicht. Aber sie hat auf jeden Fall für Aufmerksamkeit gesorgt."
Fans der Linie 666 dürfen jedoch hoffen: Eine Petition mit fast 10.000 Unterschriften (Stand 21. Juni 2023) macht sich für die Rückbenennung der Linie 666 stark. Demnach sei von ihr keine Förderung eines Teufelskultes zu befürchten: "Die Menschen werden im Keller oder zuhause auf dem Balkon keine Altäre für Satan errichten, nur weil sie auf der Halbinsel eine höllisch teure Waffel gegessen haben", heißt es darin.
3 Kommentare
Kommentare
Roland Fakler am Permanenter Link
Mit Religioten ist nicht zu scherzen!
Weltfrieden am Permanenter Link
Verhalten ist bedürfnisorientiert - ergo: menschengemacht. Dem Wortsinn nach bedeutet das Prinzip Religio "nur" Bindung oder Verbindung.
Weltfrieden am Permanenter Link
Es ist gaaaanz einfach...Wir seh'n "nur" mit dem Herzen gut...
Unschuldig, d.h. OHNE SCHULD, sind Tiere, Natur und Kinder...