Das polnische Gesundheitsministerium und der Justizminister Adam Bodnar haben jüngst neue Leitlinien zu Schwangerschaftsabbrüchen vorgelegt. Damit sollen die menschenverachtenden Verbote der vorherigen Regierung entschärft werden. Selbstredend missfällt dies der Polnischen Bischofskonferenz.
Polen hat hinsichtlich der Regelungen zum Schwangerschaftsabbruch eines der restriktivsten Gesetze in Europa, Abbrüche sind nur bei Gefahr für die Gesundheit der Frau oder nach einer Vergewaltigung erlaubt. Seit 1956 war in Polen ein Schwangerschaftsabbruch (eingeschränkt) möglich und wurde 1993 auf Druck der katholischen Kirche abgeschafft. So verwundert es nicht, dass die Kirche nun Zeter und Mordio ruft, wenn diese Regeln aufgeweicht werden sollen.
Regierungschef Donald Tusk hatte am 30. August gemeinsam mit Gesundheitsministerin Izabela Leszczyna und Justizminister Adam Bodnar neue Richtlinien für Kliniken und Anklagebehörden vorgestellt. Nötig wurde dieser ungewöhnliche Weg, weil zuvor im Parlament ein Antrag für eine Liberalisierung des restriktiven Abtreibungsgesetzes gescheitert war.
Laut Gesundheitsministerin Leszczyna soll allein die Empfehlung eines Facharztes ausreichen, um einen Schwangerschaftsabbruch zukünftig zu ermöglichen: "Wenn eine Frau zum Beispiel zu einem Psychiater geht und dieser der Meinung ist, dass eine Gefahr für ihre psychische Gesundheit besteht, reicht das von ihm ausgestellte Attest für einen Schwangerschaftsabbruch aus", sagte sie in einer Pressekonferenz.
Die neuen Bestimmungen sollen laut Tusk dazu beitragen, dass Ärzte und Staatsanwälte "auf der Seite der Frauen" stehen. Er sprach von "rechtskonformen Vorgehensweisen, die in der Praxis den Zugang zur legalen Abtreibung ermöglichen".
Nach Auffassung der katholischen Kirche hingegen werde "offensichtlich das Ziel verfolgt, Abtreibungen ohne ethische Überlegungen und gegen Schutzbestimmungen der Verfassung vorzunehmen". "Der Inhalt der Leitlinien und die Art und Weise ihrer Veröffentlichung geben Anlass zu größter Sorge", heißt es dazu weiter in einer Stellungnahme des Fachgremiums der Polnischen Bischofskonferenz für Bioethik.
2023 gab es laut offizieller Statistik 423 legale Schwangerschaftsabbrüche. 2022 waren es noch 161. Polens Verfassungsgericht hatte im Oktober 2020 die Abtreibung unheilbar kranker Föten für verfassungswidrig erklärt. Das löste landesweite Proteste aus.
(Hinweis der Redaktion: Aufgrund eines Hinweises in den Kommentaren wurde der Artikel sachlich korrigiert.)
7 Kommentare
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Kommentare
G.B. am Permanenter Link
Wem ausser der Schwangeren Frau geht es etwas an was diese mit ihrem Körper macht?
Dies ist ALLEIN Angelegenheit der Schwangeren und nichts und niemand hat sich da einzumischen Pasta!
E. Steinbrecher am Permanenter Link
Leider haben die Kleriker, samt Ihrer arkanen Gesellschaften, wahrscheinlich angeführt vom Opus oder den Jesuiten, weiter das Sagen in diesem Gottesstaat.
Welches Elend durch diese diktatorische Kontrolle der Früchte des Uterus angerichtet wird, tangiert die Verantwortlichen für diese Regelungen in keinster Weise.
Was mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit stattfindet ist Abtreibungstourismus bis hin zur Inanspruchnahme der Heimarbeit von unqualifizierten Quacksalbern.
Auch wenn es in der polnischen Nationalhymne heißt, das Polen nicht verloren ist - derzeit kann man das ganz anders sehen.
Unechter Pole am Permanenter Link
Hallo Herr Nicolai, vielen Dank für den Artikel.
Am besagten 7. Januar 1993 hat Tusk, anders als die Mehrheit seiner Partei, tatsächlich gegen dem Gesetz abgestimmt. Jedoch nur bei der Arbeitsunion (aus dem linken Solidaritätsspektrum) waren alle und bei den Demokratischen Linken fast alle (außer zweier Abgeordneten) dagegen.
Klaus Bernd am Permanenter Link
Und ER hat es wieder getan. Diesmal hat ER auf seinem Rückflugstammtisch zwar nicht das Wort „Mord“ benutzt sondern von „Tötung“ gesprochen aber gemeint hat ER dasselbe.
Und »in Osttimor sei ihm der Kinderreichtum positiv aufgefallen«
Kindersterblichkeit laut Wikipedia (UN-Zahlen zitierend)
»„Die Kindersterblichkeitsrate ist die Anzahl der Kinder je 1000 Geburten, die die ersten fünf Lebensjahre nicht überleben.“
Osttimor: 41,15 D: 3,63 USA: 6,3 (Indonesien: 22,32)
Müttersterblichkeit je 100.000 Geburten
Osttimor: 142 D: 7 USA: 19 (Indonesien: 177)
Trotz einer seit Jahrzehnten sinkenden Sterblichkeit starben 2007 weltweit immer noch sieben Millionen Kinder unter fünf Jahren, knapp 20.000 pro Tag. 1990 waren es noch über zwölf Millionen.[2] «
20.000 pro Tag ! Alles laut katholischer Kirche „Geschenke Gottes“ !
!!! Großer Gott, der alles so herrlich regieret, wir loben dich und preisen deine Stärke !!!
https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2024-09/fliegende-pressekonferenz-papst-franziskus-china-gaza-migranten.html :
»Eine amerikanische Reporterin versuchte dem Papst eine Stellungnahme zu den Wahlen in den USA zu entlocken. Dabei wies sie darauf hin, dass der republikanische Kandidat Donald Trump gegen Migranten vorgehen will, die demokratische Kandidatin Kamala Harris hingegen ein Recht auf Abtreibung verteidigt. Franziskus äußerte dazu:
„Beide sind gegen das Leben – wer Migranten an den Rand drängt und auch wer Kinder tötet… Ich bin nicht aus den USA, ich werde dort nicht wählen. Aber seien wir uns im Klaren darüber, dass es eine schwere Sünde ist, Migranten nicht willkommen zu heißen." Ein Schwangerschaftsabbruch hingegen bedeute, „ein menschliches Wesen zu töten. Man mag das Wort mögen oder nicht, aber es ist Tötung.“ Auf ein Nachhaken der Reporterin hin rief der Papst die Katholiken in den USA dazu auf, zur Wahl zu gehen: „Und man muss das geringere Übel wählen.“«
Tim Mangold am Permanenter Link
Sehr, sehr spannend! Vielen Dank für den Kommentar samt Belegen!
LG
G.B. am Permanenter Link
Damit impliziert der Papst das kleinere Übel wäre Donald Trump, da ja Kamala Harris für
Abtreibung ist, und somit Mord legalisieren will.
Klaus Bernd am Permanenter Link
Ergänzung zum Lob des Kinder“reichtums“ in Osttimor:
auf
https://www.katholisch.de/artikel/55211-hohe-kosten-und-vertreibung-kritik-am-papstbesuch-in-osttimor
Statt für deren Überleben wurden „rund 12 Millionen US-Dollar, davon alleine etwa eine Millionen für den Altar“ ausgegeben, „Die Regierung habe dagegen nur 4,7 Millionen Dollar zur Steigerung der Nahrungsmittelproduktion vorgesehen“. „so dass derzeit rund 364.000 Menschen oder 27 Prozent der Bevölkerung unter akuter Ernährungsunsicherheit litten. „
außerdem: „Die Regierung hat für die Veranstaltung 23 Hektar Land beschlagnahmt, wodurch nach Angaben der Menschenrechtler 185 dort lebende Familien vertrieben würden.“
auf https://www.srf.ch/news/schweiz/franziskus-in-genf-der-papst-ist-ein-teurer-gast
hat der SRF eine Liste von Papstreisen und ihre Kosten zusammengestellt.