Man weiß nicht, ob man lachen oder weinen soll, wenn man sie erlebt: Tiefreligiöse Menschen, die sich ihr Bild Gottes nach den eigenen Vorstellungen formen und dabei nicht einmal merken, dass sie es tun. Strafe Gottes oder spirituelle Prüfung – das liegt im Auge des Betrachters.
Im Haus von Tony Perkins steht meterhoch das Wasser. Es wird monatelang unbewohnbar sein. Perkins ist einer von rund 40.000 Menschen in Louisiana, die durch die dramatischen Überschwemmungen im Süden der USA in den vergangenen Tagen dieses Schicksal erlitten.
Allerdings ist Tony Perkins nicht einfach irgendjemand. Er ist Präsident des ultra-konservativ-christlichen Family Research Council (FRC), Politiker und Prediger. Obwohl es natürlich immer tragisch ist, wenn ein Mensch sein Heim verliert, entbehrt der Fall Perkins nicht einer gewissen Ironie. Denn der Anti-Schwulen-Aktivist vertrat in den vergangenen Jahren mehrfach öffentlich die Auffassung, dass Naturkatastrophen eine Strafe Gottes seien – für eine zu Homosexuellen-freundliche Welt.
Erst im vergangenen Herbst hatte Perkins für öffentliches Aufsehen mit einer Sendung im FRC-eigenen Radio gesorgt, als sein Studiogast Jonathan Cahn die Auffassung vertrat, Hurrikan Joaquin sei ein Zeichen für den Zorn Gottes wegen der Legalisierung gleichgeschlechtlicher Ehen. Perkins hatte ihm zugestimmt und darauf hingewiesen, dass Menschen während der gesamten Geschichte davon überzeugt gewesen seien, dass Naturkatastrophen Botschaften Gottes seien.
Welche Botschaft Gott nun Perkins durch die aktuellen Überschwemmungen schicken wollte, ist unbekannt. Allerdings besteht großes Interesse an der Klärung dieser Frage, denn nicht nur Perkins, sondern auch seine Kirche sowie achtzig Prozent der Gemeindemitglieder sind in der "Flut biblischen Ausmaßes" abgesoffen.
Sicher ist sich Perkins allerdings, dass Gebete bei der Bewältigung der aktuellen Notsituation hilfreich sein werden. Dies jedenfalls sagte er per Telefonschalte mehrfach dem Moderator, der seine Radiosendung kurzfristig übernommen hatte. Letzterer hatte dann auch gleich eine mögliche Antwort parat, wie das jüngste Kommunikationsverhalten des Herrn zu verstehen sei: Als spirituelle Übung, um die nächste Stufe zu erreichen auf dem gemeinsamen Weg mit dem allmächtigen und gütigen Gott, der alles zum Guten wendet.
8 Kommentare
Kommentare
Paul am Permanenter Link
War es jetzt die, durch den Menschen verursachte Wirkung der Erderwärmung oder wurde in den Gemeinden zu wenig gebetet? Warum sollte Gott seine besten Freunde strafen, wenn andere (Homosexuelle) "sündigen".
Michael Borchert am Permanenter Link
Das passt durchaus in die biblische Logik. Für die Sünden der Menschheit hat Gott ja neulich kurz nach dem Bau der ersten Pyramiden auch die Tiere in der Sintflut mit absaufen lassen. Inklusive Dinosaurier.
Waren auf der Arche eigentlich Taubenspieße montiert? Sonst hätten sich ein paar Vögel durchpfuschen können. Hat darüber schon ein Theologe promoviert?
Andi am Permanenter Link
Reverend Perkins hatte wohl, wie so viele seiner Prediger-Kollegen, heimlich mit Callboys kopuliert. Das lässt sich Gott nicht bieten!
Noncredist am Permanenter Link
Wie immer ... ;)
>> Perkins hatte ihm zugestimmt und darauf hingewiesen, dass Menschen während der gesamten Geschichte davon überzeugt gewesen seien, dass Naturkatastrophen Botschaften Gottes seien. <<
Was denn sonst?!
Als Menschen noch nicht das Schaffen des Wissens, die Wissenschaft, besaßen, bastelten sie sich Welterklärungen am laufendem Band! Für die einen ging die Sonne auf, weil sie bei der Schlacht erfolgreich waren, für die anderen ganz profan, weil ein Gott nichts besseres zu tun hatte, als mit seinen Karren sie hin und her zu bewegen. Wieso sollten sie einer solchen "Erklärung" skeptisch gegenüber stehen? Das Fundichristen nicht aus dieser archaischen Methode zur "Erklärung der Welt" herausgewachsen sind, beweisen u.a. dieser Perkins mit den feuchten Schuhen genauso wie der "Tide in, tide out" Pseudo-Mondexperte O'Reilly ;)
>> Welche Botschaft Gott nun Perkins durch die aktuellen Überschwemmungen schicken wollte, ist unbekannt. <<
Und weshalb? Sprechen wir nicht über das wohl höchste aller Hochwesen, mit dem perfektestem aller Perfektionen und dem meinsten aller Alleswissen? Ist Gott nicht derjenige, der angeblich ALLES perfekt weiss, perfekt liebt usw.? Sollte es da nicht für solch ein Alleswisser-Wesen LEICHTER sein, die amerikanische Sprache zu benutzen, als dem Amerikaner selbst? So ein Wesen hätte noch viel weniger Probleme sich mitzuteilen, als ein "Erdenbürger", der noch nicht einmal die Sprache der brennenden Büsche, geschweige die der Tiere versteht.
Wenn solch ein Wesen, trotz seiner perfekten Perfektion, nicht einmal kommunikativ eindeutig seinen Willen, seine Intention, mitteilen kann, so ist dieses Wesen - mit Verlaub gesagt - ein Problemfall für eine soziokulturelle Gesellschaft welche mit der Sprache eines der wichtigsten Mittel der Zivilisation besitzt.
>> Sicher ist sich Perkins allerdings, dass Gebete bei der Bewältigung der aktuellen Notsituation hilfreich sein werden. <<
Ja, da ist er sich sicher. Unzählige Versuche hat Perkins schon durchgeführt, und sie sind überdurchschnittlich erfolgreich gewesen.
Auch hier frage ich mich, weshalb Gott seinen "göttlichen Plan", den er hier wohl eindeutig ausgeübt haben muss, zugunsten von Perkins und seinen Gebetsaffen wieder abschaffen soll. Wozu soll ein Gott sich diese große Mühe machen, wenn ein paar gefaltene Hände diesen Gott "plötzlich" dazu bringt, das Leid "zu erkennen". In der Allwissenheit dieser Gottheit dürfte es kein Problem gewesen sein, es auch ohne gefaltene Hände erkennen zu können ... schon bei der Erschaffung der Erde. Und das der christliche Gott gerne den Gebeten gehorcht und seinen Willen dem des Menschen unterordnet, erkennt man an ... nunja ... an irgendwas. Ich weiss zwar nicht was, aber irgendwie muss man ja das Positive im Leben diesem Gott zusprechen, wärend das Negative nunmal ihm nicht zugesprochen werden kann. Irgendeine Methode zur Differenzierung zwischen "getan" und "nicht getan", abgesehen von der Emotion oder dem Nachplappern "geschriebener Tatsachen", müssen Gläubige ja besitzen. Es kann doch nicht sein, dass man sich die passenden Antworten aus dem Hintern ziehen kann, wie es einem gefällt.
Obwohl ... wenn ich mir die "theologischen Erklärungen" zur Theodizee ansehe ... ;)
Ich wünsche diesem Perkins viel trockene Luft und ein fröhliches Hoffen auf bessere Zeiten. Allerdings sollte er hierzu seinen Hintern bewegen und selbst aktiv werden. Ich bin mir aber sicher, dass er - falls er erfolgreich sein wird - es so oder so "seinem Gott" zuspricht. Und dies ohne je überprüft zu haben ob nicht DOCH das Spaghettimonster aus purer Barmnudeligkeit geholfen hat ;)
Rainer Bolz am Permanenter Link
Gäbe es s einen kosmischen Psychiater, würde er dem Patienten Perkins angesichts seiner klinischen Vorgeschichte zweifellos eine extrem hohe Anfälligkeit für soziophatische Wahnideen attestieren.
Das einzige Gegengift gegen Wahn ist die Konfrontation mit der Wirklichkeit in Form von Kritik.
Etwa so: Es wurde von Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde, offenbart, dass Onanie zu Schweißfüßen führt. Im Namen der heiligen Fußhygiene ist daher Onanie strengstens untersagt.
Nicht nur heute, sondern auch morgen und in alle Ewigkeit.
Wer die von Gott offenbarte Schweißfuß-Wahrheit auch nur ansatzweise in Frage stellt, der sei für immer verflucht und soll in der Hölle schmoren.
Mark am Permanenter Link
Der Pastor kennt die Geschichte Hiobs, Hiob ein gläubiger Mann wurde von Krankheiten heimgesuchte, seine Söhne starben, aber er verlor nicht den Glauben an Gott und wurde dafür belohnt.
Noncredist am Permanenter Link
@Mark
Der Leidtragende ist nicht nur Hiob, sondern auch seine Familie. Das Heranwachsen und Erziehen der Kinder wurde abrupt aus Hiobs Leben ausradiert. Für die Zeit bis zur "Belohnung" durfte Hiob leiden. Ein Schicksal, was anscheinend anderen Familien (leider?) nicht geschenkt wurde.
Ich kann für solch lupenreinen Egoismus leider kein Pluspunkt vergeben. Hätte ein solches Wesen schlicht NICHTS getan, hätte Hiob wohl weiterhin ein erfülltes Leben eines normalen Gläubigen gehabt. Sowas ist aber keine biblische Moralgeschichte wert. Ziel ist es ja, sich dem Gott ungebrochen hinzugeben. Die vollkommene Unterwerfung dem Willen Gottes hin - mancherorts auch "Allah" genannt. Ein geschöpfter "Glaubenssklave", dessen (Familien-)Leben nur dem Zweck dienen soll, eines Tages "zu Gott" zu kommen. Egal was alles im Leben passiert.
Wenn Gott eine Allwissenheit besitzt, so ist ihm das alles längst bekannt ... lange bevor sie eintritt.
Dies alles natürlich nur unter der Prämisse, dass die Behauptung einer "Allwissenheit" auch stimmen möge. Möglicherweise ist aber diese Behauptung falsch. Vollkommen daneben. Erdacht und erlogen? Und dies, obwohl ein Gott hätte eingreifen und sein Bodenpersonal problemlos umschulen konnte? Oder fehlt da womöglich die Fähigkeit, in dieser Welt einzugreifen? Oder ... oder .... oder ....
Überprüfen kann ich all das leider nicht ;)
Kurz: Hiob litt, wurde für sein Glauben aber belohnt. Unterwerfe dich dem Willen Gottes, dann wirst Du (im Himmelreich) belohnt werden. Perkins Leid der homosexuellen-freundlichen Gesetzgebung wurde von Gott belohnt ... mit einer Überflutung seines eigenen Hauses. Bestraft wurde auch er? Die Moral von der Flutgeschichte: Karma is a Bitch :)
Wolfgang am Permanenter Link
Es gibt keine einzige Strafe eines Gottes, es strafen nur die Menschen, teilweise auf übelste Weise im Namen eines Gottes, den sie nie persönlich gesehen oder gesprochen haben.