Nach Veröffentlichung einer Missbrauchsstudie ist es in der Schweiz zu einer Welle von Austritten aus der römisch-katholischen Kirche gekommen. Andreas Kyriacou, Präsident der Freidenker-Vereinigung Schweiz (FVS), fordert, dass dies endlich auch politische Konsequenzen in Hinblick auf die Privilegien der Kirche haben müsse.
Mitte September hatte in der Schweiz eine Studie zu Missbrauchsfällen in der römisch-katholischen Kirche für Aufsehen gesorgt. In der Pilotstudie im Auftrag der Kirche hatten Historikerinnen und Historiker schweizweit die Archive der römisch-katholischen Kirche in Hinblick auf sexuelle Übergriffe untersucht. Sie entdeckten hierbei im Zeitraum von 1950 bis heute 1.002 Missbrauchsfälle. In drei Viertel der Fälle handelte es sich um Missbrauch von Minderjährigen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellten ebenfalls fest, dass die meisten Fälle nicht aufgeklärt, sondern vertuscht oder bagatellisiert wurden.
In der Schweiz sorgte das Ergebnis der Studie für Entsetzen. Bereits in den ersten beiden Wochen nach Veröffentlichung stieg die Zahl der Kirchenaustritte massiv an. Ein Trend, der sich fortsetzt – so laut übereinstimmenden Medienberichten das Ergebnis einer aktuellen Umfrage der Schweizer Nachrichtenagentur Keystone-SDA drei Monate nach Bekanntwerden der Ergebnisse der Studie.
Laut Keystone ist es nach Veröffentlichung der Studie im September schweizweit zu einem regelrechten Exodus aus der katholischen Kirche gekommen. Inzwischen würden nicht nur jüngere Menschen die Kirche verlassen, sondern auch langjährige Mitglieder.
"Hochgerechnet auf das ganze Jahr übersteigen die Austritte seit September regional teilweise zehn Prozent", so Andreas Kyriacou, Präsident der Freidenker-Vereinigung Schweiz (FVS). "Das sollte nicht nur der katholischen Führungsriege zu denken geben, sondern endlich auch der Politik. Die unzähligen staatlichen Privilegien für die Kirchen gehören endlich abgeschafft."