Am 4. Juli 2024 gegen 11 Uhr wurde in der Bundeshauptstadt Berlin der etwa 3 Kilometer lange Hindenburgdamm symbolisch in Edith-Jacobson-Damm umbenannt. Beendet wurde die Aktion von der Polizei, die darin eine Straftat vermutete.
Ein Straßenschild und ein Hinweisschild mit der Aufschrift Hindenburgdamm wurden mit einer ablösbaren Folie überklebt bzw. kommentiert. Die Folie zeigt den Namen von Edith Jacobson, einer jüdischen Ärztin und Psychoanalytikern, die wegen aktiven Widerstandes von den Nazis eingekerkert wurde und nach zweijähriger Haft schwer krank in die USA flüchten konnte.
Die Gruppe um den Münchener Aktionskünstler Wolfram P. Kastner versteht die Aktion "als deutliches und anregendes Statement, dass in Zeiten akuter Demokratiebedrohung ehrendes Andenken an Demokratie-Feinde und -Zerstörer absolut unerträglich ist." Dem hpd gegenüber betonte Kastner, dass es auch in der Hauptstadt Zeit würde, den Kriegsverbrecher Hindenburg nicht mehr zu ehren. Andere deutsche Städte hätten diesen Schritt schon längst vollzogen.
Paul von Hindenburg befahl im Ersten Weltkrieg Kriegsverbrechen ("verbrannte Erde"), verbreitete die Demokratie zersetzende "Dolchstoßlegende", half Hitler in den Sattel, unterzeichnete das Ermächtigungsgesetz, das den Nazis die totale Willkürherrschaft ermöglichte.
Kurz nachdem auch am Eingangsschild des Benjamin Franklin Campus der Berliner Universitätsklinik Charité eine symbolische Straßenumbenennung vorgenommen wurde, erschien die Berliner Polizei mit mehreren Polizeiwagen und neun Beamten. Gerufen von einer älteren Dame, die nicht damit einverstanden war, dass Hindenburg als Kriegsverbrecher bezeichnet wurde. Die Polizei nahm die Personalien aller auf und entferne die Folien mit dem Namen der jüdischen Ärztin umgehend.
Verschiedene Anläufe, den Hindenburgdamm in Berlin umzubenennen, waren bisher erfolglos, "anders als in Frankfurt, München, Stuttgart, Bonn, Kiel und anderswo." Kastner weiter: "Unsere friedliche und gewaltfreie Intervention verstehen wir als notwendiges Zeichen an die Öffentlichkeit und die politisch Verantwortlichen."
"Unsere Aktion für die Umbenennung des Hindenburgdamms geben wir nicht auf", sagte der Künstler anschließend. Die Petition zur Umbenennung kann weiterhin unterschrieben werden. "Wir werden uns weiter dafür einsetzen, dass die 3 km lange Hauptstadtstraße nach der der jüdischen Antifaschistin und später weltberühmt gewordenen Ärztin und Psychoanalytikern Dr. Edith Jacobson benannt wird."
Siehe dazu auch: Ehre wem Ehre gebührt