Bremen

"Queerlobby" fordert Erhebung einer kirchlichen Disziplinarklage gegen Olaf Latzel

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Symbolbild
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Das Bündnis Queerlobby spricht sich in einer Pressemitteilung für eine "Brandmauer gegen Hassprediger" aus. Es kritisiert die Einstellung des Verfahrens vor dem Bremer Landgericht wegen des Verdachts der Volksverhetzung gegen den Pastor Olaf Latzel, der Homosexuelle als "Verbrecher" bezeichnet hatte. Heute Nachmittag findet eine Kundgebung statt.

"Zu unserem Entsetzen hat die Justiz in der Aufarbeitung queerfeindlicher Hetze im Latzel-Prozess strukturell versagt, indem das Verfahren durch das Landgericht gegen Geldauflage eingestellt wurde – und das, obwohl dem Landgericht durch das Oberlandesgericht klar mit auf den Weg gegeben wurde, dass die Religionsfreiheit nicht gegen die Menschenwürde queerer Menschen abgewogen werden kann", schreibt Queerlobby.

Grundlage der Verfahrenseinstellung sei eine "sogenannte Entschuldigung" des Pastors, in der dieser den "abwertenden rechten Kampfbegriff 'Gendermenschen'" verwendet haben soll. Damit reviktimisiere er die von ihm angegriffenen queeren Menschen. "Die Bremische Evangelische Kirche steht, auch angesichts der historischen Schuld kirchlicher Institutionen gegenüber queeren Menschen, nunmehr in der Verantwortung endliche eine Brandmauer gegenüber den Fundamentalisten in ihren eigenen Reihen zu ziehen", so Queerlobby.

Heute berät der Kirchenausschuss der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) über den Fortgang des Disziplinarverfahrens gegen Pastor Latzel. Queerlobby fordert die Erhebung der Disziplinarklage mit dem Ziel der Entfernung aus dem Dienst. Aus disziplinarrechtlicher Perspektive nunmehr entscheidend ist, dass Olaf Latzel durch seine "Entgleisungen dem Ansehen der ganzen Kirche erheblich geschadet" habe. Er sei mit seiner gesamten Persönlichkeit als Pastor nicht mehr tragbar und habe das Vertrauen der Allgemeinheit endgültig verloren.

"Die Bremische Evangelische Kirche steht in der Verantwortung, klar Position
zu beziehen. Nötigenfalls ist der Kirchenrechtsweg auszuschöpfen. Sollte der Kirchenausschuss Latzel dennoch weiter gewähren lassen, ist der BEK auch die moralische Verantwortung für den durch Latzel gesäten Hass zuzurechnen", argumentiert Santos Blume vom Bündnis Queerlobby.

Wie zermürbend es ist, als queerer Mensch innerhalb evangelikaler Strukturen aufzuwachsen, hat Rebecca Gefken vom Frauen-Kultur-Verein "belladonna" in Bremen eigens durchlebt: "Ich wünsche mir, dass keine jungen Queers die gleichen Schmerzen und die gleiche Ablehnung durchmachen müssen wie ich es musste. Dazu bedarf es wirksamer Schutzstrukturen für junge Queers, insbesondere auch an den evangelikalen Schulen wie der Freien Evangelischen Bekenntnisschule Bremen".

Queerlobby ruft am 19.09. um 15.30 Uhr zu einer Kundgebung unter dem Motto "You Can't Pray The Gay Away" vor dem Haus der Kirche, Franziuseck 2-4, 28199 Bremen auf.

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