Nachdem am 11. März freudig verkündet werden konnte, dass der saudische Blogger Raif Badawi nach zehn Jahren aus der Haft entlassen wurde, ließ Saudi-Arabien am 12. März 81 Menschen wegen unterschiedlicher Verbrechen hinrichten – an einem einzigen Tag. Es war die größte Massenhinrichtung seit Langem. Damit sind in diesem Jahr schon jetzt mehr Menschen hingerichtet worden als in den beiden Vorjahren.
Im Mai 2020 war die Muslimin Aneeqa Ateeq festgenommen worden. Per Messengerdienst WhatsApp und über das Soziale Netzwerk Facebook soll sie blasphemische Nachrichten und Karikaturen verbreitet haben. Nun ist sie zu einer Geldstrafe, 20 Jahren Gefängnis und Tod durch den Strick verurteilt worden. Die Anschuldigungen sollen von einem verschmähten Mann stammen und die Verteidigung mangelhaft gewesen sein.
Salma Tanvir war bis 2013 Rektorin einer Privatschule in Lahore. Dann wurde sie von einem örtlichen Kleriker wegen Blasphemie angezeigt und verhaftet. In diesem Jahr nun fiel das Urteil über sie. Obwohl es Zweifel sowohl an der Echtheit der Beweise gegen sie und ihre Zurechnungsfähigkeit im Moment der Entstehung der vermeintlich blasphemischen Schrift gibt, wurde sie zum Tode verurteilt. Ihr Anwalt kann sich nun noch an das Oberste Gericht Lahores wenden, um das Urteil anzufechten.
Was aus ethischer Sicht schon lange geboten schien, wurde nun umgesetzt: das Parlament von Sierra Leone beschließt einstimmig die Abschaffung der Todesstrafe. Präsident Julius Maada Bio kommt mit der Unterzeichnung des Gesetzes seinem entsprechenden Wahlversprechen nach. Damit hat bereits das dreiundzwanzigste afrikanische Land dieses Strafmaß vollständig abgeschafft – ein weiterer Etappensieg für die Menschenrechte.
Unter der Regentschaft von Kronprinz Mohammed bin Salman bemüht sich Saudi-Arabien seit Jahren um eine Modernisierung des eigenen Images. Progressiv und weltoffen, so will die Golfmonarchie gelesen werden. Einen faden Beigeschmack liefert nun ein aktueller Report der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, demzufolge die Zahl der Exekutionen im Vergleich zum letzten Jahr stark angestiegen ist. Saudi-Arabien richtete im vergangenen Jahr den G20-Gipfel aus.
Es war ein bedeutender Schritt in Richtung Menschenrechte, als US-Justizminister Merrick Garland am Freitag das Moratorium für die Todesstrafe auf Bundesebene verkündete. Eine Mehrheit der US-Amerikaner befürwortet die Todesstrafe. Allerdings zeigte sich in einer aktuellen Umfrage, dass Atheist*innen und Agnostiker*innen sich mehrheitlich dagegen aussprechen.
Knapp 1.400 Mal wurde die Todesstrafe im südöstlichen Bundesstaat Virginia vollstreckt. Öfter als in allen anderen US-Bundesstaaten. Schafft es diese Woche eine Gesetzesvorlage zur Abschaffung der Todesstrafe durch den Senat, haben 400 Jahre Todesstrafe und 400 Jahre der Tötung vor allem nicht-weißer Männer für Verbrechen, die ihnen teilweise nicht einmal nachgewiesen werden konnten, ein Ende.
Amnesty International und Scholars at Risk berichten aktuell übereinstimmend, dass die Hinrichtung des im April 2016 wegen des Vorwurfs der Spionage auf einer Forschungsreise festgenommenen und seitdem im Iran inhaftierten schwedisch-iranischen Wissenschaftlers Dr. Ahmadreza Djalali unmittelbar bevorsteht. Neben zahlreichen weiteren Akteuren, darunter 153 Nobelpreisträger, setzt sich auch die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) dafür ein, das Todesurteil aufzuheben und Djalali unverzüglich aus der Haft zu entlassen.
Donald Trump ist einer der glühendsten Anhänger der Todesstrafe. Jetzt plant sein Justizministerium bis zur Amtseinführung von Joe Biden am 20. Januar 2021 noch mehrere Hinrichtungen verurteilter Straftäter.
Noch immer werden im 21. Jahrhundert Menschen gehängt, erschossen, enthauptet, in den Tod gespritzt. Warum der Glaube an die Todesstrafe weltweit noch immer vorhanden und der Kampf dagegen nötiger denn je ist – daran erinnert der "Europäische Tag gegen die Todesstrafe" am 10. Oktober.
Im April wurde der Präsident der Humanistischen Vereinigung von Nigeria im islamischen Norden des Landes verhaftet. Der Vorwurf: Blasphemie. Nachdem monatlang nicht einmal sein Anwalt Kontakt zu Mubarak Bala aufnehmen durfte, verbreitete sich Anfang Oktober die Nachricht, dass Bala tot sei. Doch Bala lebt.
Im August war der 22-jährige Gospel-Sänger Yahaya Aminu Sharif wegen eines vermeintlich blasphemischen Liedtextes von einem nordnigerianischen Scharia-Gericht zum Tod durch Erhängen verurteilt worden. Nun fordern die Vereinten Nationen die Aufhebung des Todesurteils und den Schutz des Sängers.
Vor drei Tagen wurde der politisch engagierte Sportler Navid Afkari im Iran hingerichtet, das Geständnis war unter Folter erzwungen worden. Die Bundesregierung hätte mehr für ihn tun müssen. Für ihn ist es nun zu spät, bei der Menschenrechtsaktivistin Nasrin Sotoudeh gäbe es noch die Möglichkeit, etwas zu unternehmen, bevor sie ihrem Hungerstreik erliegt.
Donald Trump ist einer der glühendsten Anhänger der Todesstrafe – das betont er auch in seinem Wahlkampf. Nicht nur seine Anhänger, die Hälfte der Amerikaner stimmen ihm zu. Warum der Glaube an die Todesstrafe weltweit noch immer lebendig ist – und der Kampf dagegen nötiger denn je ist. Ein Plädoyer von Helmut Ortner.
In einem vor allem per Messengerdienst WhatsApp verbreiteten Lied soll der 22-jährige Sänger Yahaya Aminu Sharif einen Imam höher als den Propheten Mohammed gelobt haben. Das brachte ihm den Vorwurf der Blasphemie ein, wofür ihn ein Scharia-Gericht im nordnigerianischen Kano zum Tod durch Erhängen verurteilt hat.