Der renommierte Entwicklungspsychologe und gbs-Beirat Rolf Oerter ist am vergangenen Wochenende im Alter von 92 Jahren gestorben. Er hat viele von uns nicht nur durch seine Argumente inspiriert, sondern auch durch seine freundliche, offene, sanfte Art. Ein Nachruf von Michael Schmidt-Salomon.
"Was ist Antisemitismus? Begriffe und Definitionen von Judenfeindschaft", so ist ein neues Handbuch zum Thema überschrieben. Autoren sind bekannte Antisemitismusforscher, häufig aus dem Kontext des "Zentrums für Antisemitismusforschung". Aufgrund der Breite wie Kleinteiligkeit ist ein nützliches Nachschlagewerk entstanden. Einige Detailkritik zu bestimmten Inhalten darf aber auch vorgetragen werden.
Forschende des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie, Konstanz, und der Universitas Nasional, Indonesien, haben einen männlichen Sumatra-Orang-Utan beobachtet, der eine Gesichtswunde erlitten hatte. Er aß und trug wiederholt mehrere Minuten lang den Pflanzensaft einer Kletterpflanze mit nachgewiesenen entzündungshemmenden und schmerzlindernden Eigenschaften auf die offene Wunde auf. Die Pflanze wird auch in der traditionellen Medizin verwendet. Zum Schluss bedeckte er die gesamte Wunde mit dem zerkauten Pflanzenbrei. Die Behandlung von Wunden könnte folglich schon beim letzten gemeinsamen Vorfahren von Mensch und Orang-Utan üblich gewesen sein.
Hermann Josef Schmidt gilt als Nietzsche-Spezialist. Charakteristisch für sein Werk sind aber vor allem eine aufklärerische Perspektive und der Mut, Denktabus zu hinterfragen. Auch seine vor Kurzem erschienene Autobiographie ist in diesem Geist verfasst. Darin blickt er zurück auf viele Momente weltanschaulicher Emanzipation seit den 1960er Jahren.
Ein vermeintliches "Blutwunder" lockte im März zahlreiche Gläubige in eine Kapelle in der Oberlausitz. Von einer Madonnenfigur mit Kind schien eine rote Substanz herabzurinnen. Ein Zoologe von der TU Dresden fand die profane Erklärung: Eine Ansammlung von Milben hat das Phänomen verursacht.
Am morgigen Donnerstag lädt das "Institut für populärwissenschaftlichen Diskurs Kortizes" ab 20:15 Uhr zu einer Online-Veranstaltung ein. In der Reihe "Sternenklar" erläutert der Physiker Prof. Dr. Heinrich Päs aus Dortmund, warum seiner Ansicht nach eine antike Idee die Zukunft der Physik ist. Sein neues Buch "The One" diskutiert die Frage nach dem fundamentalen Ursprung von Raum, Zeit und Materie aus einer allumfassenden Einheit und dessen revolutionäre Konsequenzen für die Physik der Zukunft.
Prof. Dr. Wolfgang Kießling ist Inhaber des Lehrstuhls für Paläobiologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Kießling war einer der Leitautoren des sechsten Sachstandsberichts des IPCC und ist der meistzitierte Paläontologe Deutschlands. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Analyse globaler Biodiversitätsmuster in der Erdgeschichte mit besonderem Augenmerk auf den marinen Bereich. Mit dem hpd sprach er über das Risiko eines erneuten Massenartensterbens vor dem Hintergrund der anthropogenen Klimakrise.
Das aktuelle Heft von Aufklärung und Kritik (A&K), der umfangreichen Vierteljahreszeitschrift der Gesellschaft für Kritische Philosophie Nürnberg (GKP), ist erschienen. Die Redaktion hat dem hpd wieder das Vorwort zur Verfügung gestellt.
Jungen erleben Abenteuer, Mädchen Alltag. Kinderliteratur ist voll von Geschlechterklischees, die die junge Leserschaft prägen. Eine Forschungsgruppe in Wien hat ein neues KI-Werkzeug entwickelt, das Gleichberechtigung in Kinderbüchern misst und so das Bewusstsein für hartnäckige Stereotype von starken Helden und zarten Prinzessinnen schärft.
In der Flut täglich hereinbrechender Informationen ist es schwierig, Bedeutsames von weniger Bedeutsamem, Sinn von Unsinn, Fakten von Fakes zu unterscheiden. Als Folge dessen geht relevantes Wissen verloren und viele Menschen kennen kaum noch die Grundlagen des modernen Weltbildes, "kulturelle Demenz" macht sich in vielfältiger Weise, last not least in Verschwörungserzählungen, breit. Dieser Entwicklung und den damit verbundenen Gefahren stellt Michael Schmidt-Salomon die Lebensleistungen von zehn herausragenden Persönlichkeiten entgegen, die als "Influencer" die Evolution des Denkens maßgeblich entfalteten und deren Gedanken und Entdeckungen unsere moderne Sicht auf die Welt bis heute prägen.
Vor kurzem wurde über die militärischen Auseinandersetzungen mit den Huthi-Rebellen im Jemen berichtet. In den Nachrichten spielte das Land vor den Angriffen auf Handelsschiffe, die das Rote Meer durchquerten, kaum eine Rolle, und das, obwohl die Vereinten Nationen die Lage im Jemen seit Jahren als "schlimmste humanitäre Krise weltweit" bezeichnet haben. Zahlreiche Kriege und Katastrophen, die sich im Globalen Süden ereignen, finden abseits der öffentlichen Aufmerksamkeit statt. Woran liegt das?
Die Gefahren der Identitätspolitik thematisiert Yascha Mounk in seinem neuen Werk: "Im Zeitalter der Identität. Der Aufstieg einer gefährlichen Idee". Der deutsche Politikwissenschaftler, der in den USA lehrt, betont dortige bedenkliche Tendenzen, aber aus einer liberalen Blickrichtung, nicht als schlichter Reaktionär.
Peter G. Kirchschläger, ordentlicher Professor für Theologische Ethik an der Universität Luzern und Leiter des Instituts für Sozialethik (ISE), lehrt uns in seinem Werk "SAMBA" – hierbei handelt es sich nicht um den bekannten brasilianischen Gesellschaftstanz im Zweivierteltakt, sondern vielmehr um eine methodische Anleitung zur ethischen Entscheidungsfindung.
Wirtschaftliche Prozesse könne man nicht losgelöst von den gesellschaftlichen Erwartungshaltungen gegenüber Mann und Frau betrachten, sagt Alyssa Schneebaum. In ihren Studien zeigt die Ökonomin etwa, wie ungleich Vermögen innerhalb von Partnerschaften verteilt ist und wie die Institution Ehe diese Ungleichheiten noch vertiefen kann.
Ein internationales Forschungsteam hat alte DNA aus einer weltweiten Probensammlung von fast 10.000 prähistorischen und historischen Menschen analysiert, um darin nach Fällen des Down-Syndroms zu suchen, einer seltenen genetischen Erkrankung, die durch eine zusätzliche Kopie des Chromosoms 21 verursacht wird. In den Genomdaten fanden Forschende des Leipziger Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie (MPI-EVA) sechs Kinder mit Down-Syndrom. Fünf von ihnen wurden vor mehr als 2.000 Jahren bestattet und keines der Kinder wurde älter als ein Jahr. Obwohl ihre Lebensdauer so kurz war, erhielten sie ein Begräbnis, oft mit Grabbeigaben. Sie scheinen also umsorgte und anerkannte Mitglieder ihrer jeweiligen Gemeinschaft gewesen zu sein.