Kommentar

Und später dann mit Tieren…

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Annegret Kramp-Karrenbauer
Kramp-Karrenbauer, 2014, auf dem CDU Bundesparteitag in Köln

BERLIN. (hpd) Frau Kramp-Karrenbauer hat Angst. Ein Menetekel dräut am Horizont: die gleichgeschlechtliche Ehe. Denn es wäre - so die CDU-Ministerpräsidentin des Saarlandes - Sodom und Gomorrha, wenn sich Liebende heiraten, ohne verschiedenen Geschlechts zu sein.

Wenn sich die Politik der Mehrheit des Volkes beugen würde und die gleichgeschlechtliche Ehe mit allen rechtlichen Konsequenzen auch für homosexuelle Partner zulassen würde… was käme dann als nächstes? Selbstverständlich "eine Heirat unter engen Verwandten oder von mehr als zwei Menschen". Das jedenfalls befürchtet die gute Christin und Mutter.

Die Politikerin "stellt sich die Frage, ob wir grundlegende Definitionen unserer Gesellschaft verändern wollen." Zu den erwähnten "grundlegenden Definitionen" zählt ihrer Auffassung nach auch die "auf Dauer angelegte Verantwortungspartnerschaft zweier erwachsener Menschen." Das ist an sich richtig; weshalb diese "Verantwortungspartnerschaft" ihrer Meinung nach jedoch nur heterosexuelle Paare erfüllen können, erklärt sie nicht.

Zwar sei sie für den Abbau von Diskriminierungen - aber nicht von allen: "Am Ende dieses Prozesses werden wir uns wahrscheinlich auch mit der Frage nach der Volladoption befassen müssen." Und das - so Frau Kramp-Karrenbauer - gehe ja nun mal gar nicht. Sei doch erwiesen, "dass für die Entwicklung von Kindern Vater und Mutter die beste Konstellation sei."

Auch wenn dieses Argument immer wieder - gerade in der Diskussion um die vollständige Öffnung der Ehe - gehört wird: es wird davon nicht richtiger. Allerdings haben wir es ja seit gestern schriftlich: Ledige Müttern, außereheliche Kinder, nicht eheliche Partnerschaften sind “Gescheiterte”, denen die barmherzige Kirche ihre Türen öffnen will.

Doch selbst wenn es richtig wäre, dass für Kinder die Vater-Mutter-Kind-Familie die beste Konstellation wäre: diese Konstellation ist längst nicht mehr die alleinige gesellschaftliche Normalität. Viele Kinder werden außerehelich geboren und/oder wachsen längst bei alleinerziehenden Eltern auf.

Vor allem die Frage um das Adoptionsrecht will Kramp-Karrenbauer "nicht daran festmachen, ob sich jemand diskriminiert fühlt oder nicht - sondern allein am Kindeswohl." Ach wie schön wäre es gewesen, wenn sich PolitikerInnen wie Frau Kramp-Karrenbauer einzig um das Kindeswohl bemüht hätten, als es um die Beschneidung von Jungen ging.

Wenn der Bundestag jetzt die Öffnung der Ehe - die ja nichts weiter ist als die Gleichberechtigung der Ehe für Nichtheterosexuelle - beschließen würde: käme dann als Nächstes tatsächlich die Ehe für mehr als zwei Personen? Oder die Ehe für Geschwister? - das wäre zwar logisch; wahrscheinlich ist es aber nicht. Aber es passt so schön in das Gleichnis von Sodom und Gomorrha: Ist doch laut Wikipedia "Sodomie … ein religiöses, christliches Konstrukt für sündiges, angeblich widernatürliches Sexualverhalten, das nicht der Fortpflanzung in der Ehe dient. … Sodomie steht heute umgangssprachlich hauptsächlich für sexuelle Praktiken mit Tieren."